Am 27. Juli 2013 machte ich mich auf den Weg, mit dem Fahrrad den Leipziger Südraum zu erkunden. Diesmal hatte ich aus einer Werbeauslage mit den Namen „Meine Heimat – Leipziger Neuseenland“, die Karte heraus gerissen und mir die „Neuseenland Radroute“ herausgesucht.
Zuerst fuhr ich durch das Küchenholz zum Cospudener See. Diese Strecke bin ich schon ziemlich oft gefahren. Neues gab es hier nicht. Deshalb beginnt die eigentliche Wegbeschreibung am „Cosi“ – genauer an der Fahrradraststätte „BEACH Lounge“. Hier fuhr ich auf der Westseite des Sees in Richtung Süden.
Das ist ein schöner Asphaltweg, der um den See herum führt. Am Aussichtsturm bog ich Richtung Pegau ab. Zwischen Elsterstausee und dem Vergnügungspark Belantis geht es Richtung Süden. An der nächsten Kreuzung kann man östlich oder westlich um den Zwenkauer See fahren. Östlich bin ich schon mehrfach zu den „Neuseen Classics“ gefahren (bei den MIBRAG Radtouren). Diesmal ging es westlich um den See.
Als der Tagebau angelegt wurde, hat man die Elster in einem großen Bogen herumgeleitet. Damit der Tagebau nicht absäuft, fliesst die Elster hier über mehrere Kilometer in einem Betonbett. Das Elsterwehr bei Hartmannsdorf ist das Ende der Umleitung. Bis hierhin bin ich früher gerne mit dem Kanu gefahren. Im Dunkel wäre ich fast mal da runter gefahren. Im Moment baut man hier einen Auslauf für den Zwenkauer See.
Nun ging es zwischen Zwenkauer See und Elster, parallel zur B186, weiter zum Einlaufbauwerk Zitzschen. Diese Verbindung von Elster und See wurde kurz vor dem Hochwasser 2013 fertig und hat mitgeholfen Überschwemmungen in Leipzig abzuwenden. Der Wasserspiegel des Sees ist während des Hochwassers um zweieinhalb Meter gestiegen.
Wenn man ein Stück um den See weiter fährt, gelangt man zur Lindenallee und der Tempelruine Trianon. Ein Tempel hat hier nie gestanden, die „Ruine“ war mal Teil der Parkanlage des Schlosses Eythra. Der Ort wurde wegen des Braunkohletagebaus bis 1986 devastiert. Ein Großteil der Eythraer wurde damals nach Leipzig-Grünau umgesiedelt.
Der Zwenkauer See kann mit seinem Blau der Ostsee Konkurenz machen. Das ist nicht Zufall: Um den See führt eine Ringleitung, die dem Wasser Brandkalk zumischt. Dadurch wird eine hässliche Braunfärbung des Wassers, die durch Pyritoxidation entsteht, verhindert.
Die Elsterbrücke bei Zitzschen wird im Moment erneuert und so fuhr ich ein Stück auf der B186 zur nächsten Elsterbrücke bei Kleindalzig. Auf der anderen Seite der Elster geht es, neben dem Deich, nach Wiederau. Bekannt ist das Dorf durch sein Schloss und die weltliche Kantate „Angenehmes Wiederau – freue dich in deinen Auen“ von Johann Sebastian Bach, die auch dort uraufgeführt wurde.
Wiederau hat noch zwei gigantische Wahrzeichen: seit 1932 steht hier der „Großsender Leipzig“. Bis zum 30. April diesen Jahres wurde beim Sender Wiederau „MDR Info“ auf Mittelwelle ausgestrahlt. Früher war das auch ein analoger Fernsehsender für den Leipziger Raum. Mit der Einführung von DVB-T hatte sich das allerdings erledigt. Heute gibt es nur noch UKW-Abstrahlungen (MDR, PSR, RTL, SAW, Deutschlandfunk).
Der nächste größere Ort auf der Tour ist Pegau. Das Rathaus der kleinen Stadt wurde von Paul Widemann und Hieronymus Lotter erbaut. Die Beiden haben vorher beim Bau des Leipziger Rathauses mitgewirkt. Man sieht das ziemlich deutlich. Besonders am Turm. Hier habe ich die Elster wieder überquert, um nach Groitzsch zu gelangen.
Groitzsch empfängt den Radler mit der Wiprechtsburg. Die Burgreste sind von 1080 und damit der älteste sächsische Steinbau. Die Anlage gehörte einmal Wiprecht von Groitzsch. Der Markgraf von Meißen und der Lausitz stach seinen Gegner auch schonmal die Augen aus. Ein Scheingrab ist in der Kirche von Pegau.
Am Wahrzeichen von Groitzsch vorbei, dem 1904 errichteten Wasserturm, ging es nun zum Großstolpener See nach Droßkau – ein schöner Badesee. Hier führt der Weg nun nach Süden, zu der kleinen Stadt Lucka in Thüringen – Landkreis Altenburger Land. Hier treffen sich Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 1891 bekam die – 1396 erstmals erwähnte – Sankt-Pankratius-Kirche den weit sichtbaren Turm.
Nun biegt der Radweg nach Osten ab und führt durch drei Dörfer zum Haselbacher See und zurück nach Sachsen. Auch das ist ein schöner Badesee. Der Radweg führt nördlich um den See, erst am Badestrand vorbei, dann durch den Wald. Leider auch schön bergauf und bergab. Die Bergauffahrten und die Temperatur von 39 Grad gaben mir hier den Rest.
In Regis-Breitingen, dem nächsten Ort, fuhr ich zum Bahnhof und versuchte eine Fahrkarte zu kaufen. Leider wollte mir der Automat keine geben. Ich setzte mich ohne in den Zug und kaufte den Fahrschein bei der netten ZuB. Nach 40 Minuten traf ich am Bahnhof Leipzig-Plagwitz ein.
Der zweite Teil der Radtour startete eine Woche später, am 3. August 2013, dort wo der erste Teil aufhörte: in Regis-Breitingen. Dorthin bin ich mit der RegioBahn gefahren. Da der MDV zwischenzeitlich die Preise erhöhte, kostete die Zugfahrt nun 5.50 Euro. Der Bahnhof in Plagwitz wurde umgebaut, der Zugang erfolgt nun über die Karl-Heine-Straße.
Gleich neben dem Bahnhof in Regis-Breitingen gibt es einen Haltepunkt der Kohlebahn. Diese fährt, meist sonntags, von Meuselwitz bis Regis-Breitingen. Das sind 14,2 Kilometer. Auf dem Radweg neben der Pleiße nach Deutzen gibt es dann die zweite Attraktion des Ortes: die JVA. In Deutzen war leider kein Radweg-Schild, so das ich auf der Landstraße nach Borna fuhr.
Am Rathaus in Borna machte ich erstmal eine Pause. Hier fand gerade das Borna Open Air BOA statt – leider nichts für mich dabei. Meine Karte hatte ich leider zuhause vergessen, so das ich nur nach den Schildern fuhr. Kurz nach Borna musste ich aber mal das Handy auspacken, da die Schilder plötzlich aufhörten.
Die Braunkohle die in Neuseenland abgebaut wurde, wurde auch gleich in mehreren Kraftwerken verheizt und in Strom umgewandelt. Vor Kitzscher bekamen die Strommasten dann Waldcharakter. Vom Kraftwerk Thierbach im gleichnamigen Ort ist nichts mehr zu sehen. Der 300 Meter hohe Schornstein und die vier riesigen Kühltürme wurden weggesprengt.
In der Nähe des Ortes Trages, durch den der Radweg nachfolgend führt, befindet sich eine der höchsten Erhebungen des Direktionsbezirks Leipzig. Der dreieckige Berg mit Kantenlängen von über zwei Kilometern ist künstlich angelegt worden. Zuerst wurde hier Tagebauabraum angehäuft, später Asche aus dem Kraftwerk Espenhain verkippt.
An einem kleinen Rastplatz am Malberg bei Großpötzschau machte ich erstmal eine Pause. Hier ist ein kleiner Ringwall mit einem umgebenden Graben zu sehen. In der Mitte ist der Berg. Früher soll hier eine kleine slawische Burg gestanden haben. Heute gibt es Brennnesseln.
Über den kleinen Ort Dreiskau-Muckern, mit einem Rittergut, führt der Neuseenland-Radweg nun zum Störmthaler See. Eine künstliche Insel, mit dem Namen Vineta, die der Magdeborner Kirche nachempfunden wurde, erinnert an den alten Ort Magdeborn. Der 969 erstmals erwähnte Ort wurde wegen der Braunkohle webgebaggert. Drei Glocken der Magdeborner Kirche sind heute in der Pauluskirche Leipzig-Grünau.
Der Ort, der dem See den Namen gab, hat eine schöne Kirche, die ich bereits im vorherigen Jahr besuchte. Die weitestgehend im Originalzustand erhaltene Hildebrandt-Orgel wurde mit Bachs Kantate “Höchsterwünschtes Freudenfest” im Jahre 1723 eingeweiht und von Bach auch selber gespielt.
Nun geht es am Bergbau-Technik-Park vorbei zum Kanupark am Markkleeberger See. Hier war ich bereits bei einigen Veranstaltungen. Auf der östlichen Seite des See führt ein schöner Asphaltweg mit Gefälle nach Markkleeberg. Hier kann man auch häßliche Betonbunker besichtigen, die direkt am See errichtet worden. Danach ging es zum Cospudener See weiter, wo diese Radtour begann und auch endete.