Elbe-Radtour
In fünf Etappen bereiste ich 2012 und 2013 den Elbe-Radweg von der tschechischen Grenze bis nach Cuxhaven. Vom 25. – 28. August 2012 fuhr ich von Schmilka-Hirschmühle bis Lutherstadt Wittenberg. Dann fuhr ich am 5. und 10. Mai 2013 von Lutherstadt Wittenberg bis Dessau und Dessau bis Magdeburg. Und vom 16. – 21. Mai 2013 ging es von Magdeburg bis Hamburg, sowie vom 23. – 25. Juni 2013 von Hamburg nach Cuxhaven.
Die erste Etappe ging von Schmilka-Hirschmühle bis Lutherstadt Wittenberg – eine Radreise entlang der Elbe. Im Rucksack Sachen für drei Tage, Regenjacke und -hose, Kulturbeutel, Fahrradwerkzeug, Ersatzschläuche und das Übliche. In vier Tagen ging es von Schmilka-Hirschmühle, an der tschechischen Grenze, nach Norden durch Sachsen bis zur Lutherstadt Wittenberg nach Sachsen-Anhalt. Bei dieser Reise habe ich alles selbst organisiert. Die Reiseunterlagen bestehen aus bikeline-Radtourenbuch und Recherche-Zetteln mit Infos aus dem Internet. Die drei Hotels habe ich von Leipzig aus gebucht.
25. August 2012 – Von Schmilka nach Pirna
Früh ging es mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Ich war pünktlich 4.30 Uhr aufgestanden, um den 6.02-Uhr-Zug zu kriegen – leider fing es an zu regnen, und so wartete ich zuhause noch eine Stunde. Das Sachsen-Ticket hatte ich bereits im Internet bestellt und ausgedruckt, so dass die Fahrzeit egal war. Am Hauptbahnhof hab ich dann nur noch die Fahrrad-Tageskarte dazugekauft.
So ging es dann 7.02 Uhr mit dem Regionalexpress 16707 nach Dresden. Dort hab ich die erste S-Bahn abfahren lassen, weil diese nur bis Bad Schandau fuhr, und bin dann 9.31 Uhr mit der S1 nach Schmilka-Hirschmühle. Dichtes Gedränge bei den Fahrrädern. Außerdem saßen noch leicht alkoholisierte Menschen herum, zum Teil in Jägermeister-Kampfrüstung, die das Fahrradabteil blockierten. Dem netten Menschen, der 20 Minuten lang mein Fahrrad gehalten hat, möchte ich hiermit nochmals herzlichst danken.
In Schmilka begann – inzwischen war es 10.21 Uhr – die eigentliche Radtour an der tschechischen Grenze. Nach der Zugreise erstmal durchatmen und die Landschaft geniessen. Es ging linksseitig bis Bad Schandau. Das erste, was ich von Bad Schandau sah, war der Aufzug nach Ostrau.
Da von Schmilka bis Bad Schandau keine weitere Fähre die Elbe überquerte, hab ich das rechte Elbufer über die Brücke erreicht. Dort bin ich erstmal nach Rathmannsdorf gefahren, um dort zu merken, dass ich bei der falschen Bahnlinie – nämlich der Sebnitztalbahn – gelandet bin. Also nochmal zurück zur Brücke und nach Bad Schandau.
Dabei fuhr ich auch am Hotel Elbresidenz vorbei, wo Quentin Tarantino wohnte, als er „Inglourious Basterds“ drehte. Auch Kate Winslet wohnte hier, während „Der Vorleser“ gedreht wurde. Und dann war ich auch schon bei der richtigen Bahn, der Kirnitzschtalbahn. Das ist eine Überlandstraßenbahn, die – eingleisig – auf der schmalen Straße im Tal der Kirnitzsch bis zum Lichtenhainer Wasserfall fährt.
Wegen Bauarbeiten allerdings nicht wirklich. Die letzten Meter mußte man laufen. Dort wurden Hochwasserschäden beseitigt. Der Wasserfall war nicht allzu interessant – er war auch nur im Normalzustand zu sehen. Auf der Kirnitzsch wurden übrigens früher Holz geflößt, welches u.a. für die Meißner Porzellanmanufaktur benötigt wurde.
Nach einer Bratwurst bin ich mit der Kirnitzschtalbahn wieder die sieben Kilometer zurück gefahren. Die Straßenbahn fuhr nun auf der linken Straßenseite und die Autofahrer mußten auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Auf der Strecke gibt es zwei Ausweichgleise, auf denen auf die entgegenkommende Bahn gewartet werden muss.
Dann ging es rechtselbisch weiter, am Lilienstein vorbei, zur Fähre bei Königstein, wo ich auf die linke Elbseite übersetzte. Bei der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft kostet ein „Zweirad inkl. Fahrer“ 1.70 Euro. Inzwischen war es 14.20 Uhr und ich mußte etwas Tempo machen.
Erstmal bin ich nun linkselbisch etwas weitergefahren, um dann einen Wanderweg mit dem Schild „Zur Festung“ zu nehmen. Das Fahrrad den Berg hochzuschieben war eine schweißtreibende Angelegenheit. Nach Überquerung der Bundestraße 172 mußte ich meinen Drahtesel dann endgültig, am Fuße des Berges, stehen lassen. Der Fußweg nach oben, hat mich dann völlig geschafft. Zur eigentlichen Festung nahm ich dann den großen Fahrstuhl.
Die Festung Königstein bietet vor allem eine hervorragende Aussicht. Auf dem Gelände gibt es zahlreiche Ausstellungen, auf die ich allerdings keine Lust hatte. Abwärts nahm ich diesmal eine geteerte Straße, die mich – recht rasant – zum Elberadweg zurückführte.
Dann ging es weiter auf der linken Elbseite bis Rathen, wo mal wieder eine Fähre fuhr. Dort wurde es auch mal wieder lustig: Ein paar junge Leute, die offensichtlich einen Junggesellenabschied feierten, hatte ihre Schlauchboote geparkt und machten allerhand Unsinn zur Belustigung der Fährpassagiere.
Die Fähre ist übrigens etwas besonderes. Es handelt sich um eine Gierseilfähre. Diese hängt an einem Stahlkabel, welches flußaufwärts am Ufer befestigt ist. Durch Schrägstellen der Fähre wird diese durch die Strömung zur anderen Flußseite gedrückt, ganz ohne Motor. Vielleicht kostete es deshalb nur 1.40 Euro. Allerdings kann anderer Schiffsverkehr die Fährstelle nur passieren, wenn die Fähre am rechten Elbufer anliegt, denn an dieser Flußseite ist das Stahlkabel befestigt.
An der Felsenbühne und der Bastei vorbei, ging es nun nach Stadt Wehlen.
Auf der anderen Flußseite liegt Pötzscha und es waren mal wieder 1.70 Euro für eine Fähre fällig. Inwischen war es 17.20 Uhr und ich fuhr linkselbisch weiter nach Pirna. Dort lotste mich das Navi zum Hotel Pirnascher Hof wo ich ein Zimmer reserviert hatte. Es liegt gleich neben dem Tom-Pauls-Theater.
26. August – Von Pirna über Dresden nach Meißen
Nachdem der erste Tag dem Elbsandsteingebirge galt, war nun dieser für die drei Städte Pirna, Dresden und Meißen vorgesehen. Ich bin relativ früh aus den Federn und gleich nach dem Frühstück aufgebrochen.
Stadtbesichtigungen zum frühen Morgen haben Vor- und Nachteile. Natürlich ist alles recht leer und man kann schön mit dem Fahrrad fahren, leider ist aber auch noch alles zu. Die Altstadt von Pirna mit Rathaus und Kirche ist sehenswert, für Schloss Sonnenstein war ich zu früh.
In Pirna wechselte ich – über die Brücke – die Flußseite und fuhr nun rechtselbisch weiter zum Schloss Pillnitz. Dort ist mam leider sehr fahrradunfreundlich. Man darf das Rad nicht mal durch die Anlage schieben. Ich hab das trotzdem gemacht, weil ich das Schild erst am Ausgang gelesen habe.
Ich fuhr rechtselbisch weiter bis zum Blauen Wunder“ – der berühmte hellblauen Stahlbrücke. In Leipzig gab es auch mal eine Brücke mit diesem Namen, allerdings überquerte diese Fußgängerbrücke nur die Straße und war dunkelblau. Auf der Brücke überholte mich ein einzelner Jogger, der die Brücke zum Schwingen brachte.
Ich überquerte den Fluß und fuhr nun linkselbisch weiter in Richtung Dresden-Altstadt. Die nächste Brücke ist übrigens die Waldschlößchenbrücke. Der Streit um die Brücke dauert ja fortgesetzt an und Dresden hat den Weltkulturerbe-Titel deswegen verloren. Ich finde, die Brücke sieht ganz nett aus und, im Gegensatz zu den Brücken in der Altstadt, verschandelt sie nicht wirklich irgendeine Aussicht.
Nach kurzer Rast mit Cola und Kuchen ging es weiter zur Brühlsche Terasse, wo ich mein Fahrrad parkte und zu Fuß weiterlief. Zuerst ging es mal zur Frauenkirche, den diese hatte ich noch nicht wiederaufgebaut gesehen. Als ich das letzte Mal da war, stand hier noch ein Trümmerhaufen. Das Standbild des Reformators hatte ich nicht mehr in Erinnerung.
Von dort ging es zum Residenzschloss. Das Grüne Gewölbe war mir allerdings zu teuer, so hab ich mir das Neue Grüne Gewölbe angesehen und die sehr sehenswerte „Türckische Cammer“. Zuletzt bin ich noch den Hausmannsturm hinaufgeklettert.
Dann ging es an der Semperoper vorbei zum Zwinger, wo allerdings gerade gebaut wurde. Dann holte ich mein Fahrrad überquerte die Elbe und aß am Goldener Reiter noch eine Bratwurst.
Auch sehr beeindruckend war das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze, welches wie eine Moschee aussieht. Davor auf der Festwiese Ostragehege bewarfen sich Leute mit Farben und tanzten zu Techno-Mucke: Holi Festival Dresden.
Dann ging es weiter nach Radebeul. Dort war eigentlich geplant mit der Lößnitzgrundbahn nach Moritzburg zum Schloss zu fahren. Leider fuhr ich dran vorbei und landete am Bahnhof Radebeul-West. Zum anderen Bahnhof hätte ich es bis zur Abfahrt des Zuges – 14.26 Uhr – nicht geschafft, so dass ich die Bahnfahrt aufgeben musste, da der nächste Zug erst 16.56 Uhr gefahren ist.
Unterwegs summte ich: „Verzeihn Sie, mein Herr, fährt dieser Zug nach Kötzschenbroda? Er schaffts vielleicht, wenns mit der Kohle noch reicht.“ Nichts mit Kohle hat das Pumpspeicherkraftwerk auf der anderen Elbseite zu tun. Dort kann Solarenergie zwischengespeichert werden. Beeindruckend.
Später wechselte ich mit einer Fähre nocheinmal die Elbseite und fuhr linkselbisch nach Meißen. Dort machte ich an der Eisenbahnbrücke Rast. Die darüber donnernden Züge sollte ich noch die ganze Nacht hören.
Nun war ich also in Meißen und hatte noch eine Menge Zeit. Über eine kleine Treppe bestiegt ich die Albrechtsburg und den Dom. Nach vielen Fotos verließ ich den Berg mit den Panoramaaufzug.
Dann ging es mit dem Fahrrad zur Porzellan-Manufaktur. Nach einem kleinen Film wurde in der Schauwerkstatt die Porzellanmodellierung und Bemalung vorgeführt. Einige Kalligrafie-Arbeiten im Museum haben mit gefallen. Die Preise im Shop waren aber utopisch.
Während meines Besuches in der Manufaktur hatte es übrigens geregnet, es sollte der einzige Regen auf der gesamten Fahrt bleiben. Mit dem Navi radelte ich zum Hotel Goldgrund. Die letzten Meter schob ich das Rad, das Hotel lag auf einem Berg.
27. August 2012 – Von Meißen nach Torgau
Nach zwei eher kürzeren Etappen gab es mit dem dritten Tag eine etwas längere. Deshalb brach ich bereits 7.30 Uhr auf. In Meißen überquerte ich die Elbe auf der Brücke und radelte rechtselbisch nach Norden.
Nach ca. 14 Kilometern erreichte ich das Barockschloss in Diesbar-Seußlitz. Das Schloss Seußlitz war in einem eher desolatem Zustand. Aber der Garten war ganz nett, obwohl auch da das Unkraut sprießte.
Die folgende Strecke führte – an Schloß Neuhirschstein auf der linken Elbseite vorbei – über drei Treppen und Grobpflasterung zum Turmkran Merschwitz und zur Rosenmühle.
Kurz vor Nünchritz gibt es noch einen kleinen Umweg: Riesige Dämme, die das Werk von Wacker Chemie vor Elbhochwassern schützen sollen, versperren den weiteren Weg, den man auf der dahinter liegenden Straße umfahren muß.
Am alten Floßkanal vorbei ging es dann nach Riesa. Dort setzte ich mal wieder mit einer Fähre auf die andere Seite über. Das kostete 1.60 Euro bei den Stadtwerken Riesa, die die Fähre betreiben.
Nach einem halben Broiler, den ich am Elbufer verputzte, machte ich mich auf den Weg nach Westen, quer durch die Stadt, zum Nudelcenter der Teigwaren Riesa GmbH. Volle Nudelkraft voraus!
Dort guckte ich mit 25 anderen Besuchern einen Film und machte dann in einem lustigen Einweganzug und Häubchen eine Führung durch den Betrieb („gläserne Produktion“). Da gab es allerhand zum angucken. Anschließend hab ich mir noch das Nudelmuseum angesehen. Mit einer Packung Nudelnester im Rucksack machte ich mich dann wieder auf den Weg.
Da es mehrere Kilometer Umweg bedeutet hätte, wieder zur Elbe zurückzukehren, fuhr ich über die Felder direkt nach Strehla. Ich kam fast direkt am Soldatendenkmal an. Dort haben sich zum Ende des zweiten Weltkrieges die sowjetischen und amerikanischen Truppen getroffen.
Gleich daneben war auch schon die nächste Fähre, die mich für 1.70 Euro auf die andere Elbseite brachte. Dann ging es fast 15 Kilometer nach Norden zum Kloster in Mühlberg, wobei ich zwischen Fichtenberg und Mühlberg ein paar Kilometer einsparte.
In Mühlberg hab ich mir das Kloster Marienberg angesehen. Dort wurde feißig gebaut. Der Eisladen hatte montags geschlossen. Irgendwo stürzte ich eine Cola runter.
Dann ging es über eine nagelneue Brücke auf die andere Elbseite. Dort zeigte meine Bikeline-Tourenkarte eine 8.5-Kilometer-Strecke nach Belgern an. Ich kürzte die Strecke um zwei Kilometer ab, indem ich direkt auf der Bundesstraße 182 nach Belgern fuhr.
Dort mußte ich mal pumpen, den am Hinterrad hatte sich die Luft verabschiedet. Am Ortsausgang war die Luft schon wieder weg, so dass ich einfach mal einen Ersatzschlauch aufzog. Lustigerweise an einer Holzbank, wo bereits ein kaputter Schlauch und ein alter Reifen herumlag.
Von Belgern aus ging es weiter zur Radfahrerkirche in Weßnig. Von dort aus kürzte ich wieder über Bundes- und Landstraße nach Loßwig ab und erreichte Torgau. Die Straße zum Militärmuseum war aber gesperrt.
In Torgau besuchte ich Schloss Hartenfels. Der einzige Bär der im Bärenzwinger herumwuselte, war allerdings nicht sonderlich fotogen. Auf die Ausstellungen hatte ich keine Lust.
Nun gab ich die Hoteladresse ins Navi ein und fuhr zum westlichen Ende von Torgau. Am Außenring in einer Kleingartenanlage liegt das Sachsenhotel, wo ich übernachtete.
Vorher war ich noch Traubensaft, Würstchen und Wein einkaufen. Mit diesem Abendbrot ging eine anstrengende Etappe zuende, die mir noch ein paar Krämpfe in den Beinen bescherte.
28. August – Von Torgau nach Wittenberg
Von Torgau aus fuhr ich nach Dommitzsch. Der vierte und letzte Tag dieser Tour begann mit einer Abkürzung: Statt über Döbern, Mockritz und Drebligar fuhr ich einfach die Bundesstraße 182 entlang.
Bundesstraßen sind immer etwas langweilig, also zählt man irgendwas. Statt der Holzkreuze zählte ich diesmal die überholenden Autos. Es waren 26. Entgegen kamen mir aber zehnmal so viele.
Von Dommitzsch ging es recht idyllisch entlang eines Bahndammes. Dort beschloss ich mal den Selbstauslöser der Kamera auszuprobieren.
Weiter ging es über Sachau und Priesitz nach Pretzsch. Dort wechselte ich wieder die Flußseite. Diese Fähre war etwas größer (bis 40 Tonnen) und konnte auch Autos übersetzten, dafür aber auch billiger: 1.50 Euro. Rechtselbisch ging es nun weiter über Kleindröben nach Klöden.
In Klöden besuchte ich die Burg. Ich kam etwas zu früh – kurz vor 10 Uhr – und hatte noch Zeit mit der Burgkatze den Mausfang zu diskutieren. Nach Besichtigung des Folterkellers und des Burgmuseums trank ich noch gemütlich einen Kaffee.
Danach ging es weiter nach Hemsendorf. Das Wasserschloss Hemsendorf ist ein durch August I. verliehenes ehemaliges Rittergut des 16. Jahrhunderts. Inzwischen in recht desolatem Zustand. Die aktuellen Eigentümer möchten das ändern.
Zu besichtigen gab es nichts, so dass ich mich wieder auf den Weg machte. Über Elster, die eine Bockwindmühle und eine alte Fähre an den Radweg gestellt haben, ging es über Gallin und Prühlitz nach Wittenberg.
In der Lutherstadt Wittenberg gab es erstmal ein Eis und eine Flasche Cola, die ich im Garten vom Lutherhaus austrank. Die Ausstellung war sehr interessant. Dann radelte ich zum Rathaus und zur Schloßkirche und besichtigte die Tür mit den 95 Thesen. Hier hat sich leider der Akku des Fotoapparates verabschiedet. Nun, imerhin hatte er vier Tage gehalten.
Dann ging es zum Bahnhof, wo mir der 14.45-Uhr-Zug vor der Nase wegfuhr. Für 12.20 Euro plus 5 Euro fürs Fahrrad ging es dann 15.11 Uhr nach Leipzig, mit einem kleinen Umweg über Dessau. Vom Bahnhof aus radelte ich dann noch – durch den Berufsverkehr – nachhause.
5. Mai 2013 – Von Lutherstadt Wittenberg bis Dessau
Das Jahr 2013 begann ja mit einem langen Winter, so dass die Fortsetzung der Elbe-Radtour bis zum Mai warten musste und nun erstmal aus einer Tagesetappe bestand. 9.11 Uhr ging es mit der RB 26108 ab Bahnsteig 16 nach Bitterfeld und von dort ab 9.44 Uhr mit der RB 26226 nach Wittenberg.
In der Lutherstadt Wittenberg begann meine Radtour an der Kirchenpforte, an der einstmals die 95 Thesen gehangen haben sollen. Wittenberg war bei meinem letzten Besuch völlig überlaufen. Diesmal war es recht leer.
Ich fuhr rechtselbisch weiter nach Piesteritz. Von dem Stadtplaner Georg Haberland und dem Architekten Otto Rudolf Salvisberg wurde dort 1916 eine Werkssiedlung gebaut. Im Rahmen der EXPO wurde alles 2000 saniert.
Über Apollensdorf ging es weiter nach Griebo, wo man eine alte Wassermühle aus dem Jahr 1845 bewundern kann. Dort machte ich erstmal Rast mit Kaffee und Eis. Die Elbe mäanderte derweilen fröhlich vor sich hin.
In Coswig – ein paar Kilometer später – fotografierte ich ein marodes Schloss. Es liegt gleich an der Deutschen Alleenstraße, die ich ein Stück befuhr. Aber nun ging es linkselbisch weiter. Die Elbe überquerte ich für einen Euro mit der Coswiger Gierfähre (die Fähre hängt an einem Seil und wird durch die Strömung zum anderen Ufer gedrückt).
Die folgenden fünf Kilometer zog sich eine grob gepflasterte Kopfsteinstraße nach Wörlitz, die von einem hervorragend geteertem Radweg begleitet wird. Wörlitz empfängt die Radfahrer mit allerhand Schildern, die auf sicheres und kostenfreies Fahrradparken hinweisen. Das wirkte eher abschreckend.
Im Cafe am Eichenkranz, dort parkte ich dann einfach mein Fahrrad, futterte ich zwei Bratwürste zum Mittag. Eine Cola gabs noch dazu. Dann sah ich mir zu Fuß die Wörlitzer Anlage an. Die warf einen nicht gerade vom Hocker. UNESCO Weltkulturerbe.
Der nächste Ort am Elbe-Radweg ist Vockerode. Bekannt vor allem durch das alte Braunkohlenkraftwerk mit den vier markanten einhundertvierzig Meter hohen Schornsteinen, die 2001 gesprengt wurden. Heute ist nur noch das Gasturbinenkraftwerk mit zwei kleinen Schornsteinen zu sehen.
Hat man dann die Autobahn 9 unterquert, folgt eine sehr reizvolle Auelandschaft. Der Radweg führt am Dianentempel vorbei, durch zwei „Tore“ bis zur Jagdbrücke, die 1993 errichtet wurde. Dort überquerte ich die Mulde, welche bei Dessau in die Elbe mündet. Hier endet auch der Mulde-Radweg, den ich vielleicht auch noch befahren werde.
In Dessau aß ich erstmal ein Eis im Park Georgium und fuhr dann gleich zu den Meisterhäusern. Diese baute Walter Gropius als Unterkunft für die Meister des Bauhauses. Am Bauhaus fuhr ich dann auch noch vorbei.
15.55 Uhr ging es dann mit der RB 26115 ohne ZuB nach Leipzig. Das Sachsen-Ticket war übrigens einen Euro teuerer als im letzten Jahr und kostet nun 22 Euro.
10. Mai 2013 – Von Dessau bis Magdeburg
Der Plan war für diese Etappe war eigentlich in Magedeburg zu übernachten und am Vormittag des Sonnabend dann die Stadt zu erkunden. Da das Hotel aber die Buchung nicht bestätigte, beschloss ich, diesen Teil an einem Tag durchzuziehen oder notfalls doch noch in Magdeburg ein Hotel zu suchen.
Ich stand also schon 5.30 Uhr auf, um dann in der RB 26106 zu sitzen, die verspätet 7.20 Uhr am Bahnsteig 13 losfuhr. Diesmal nahm ich nur eine einfache Karte nach Dessau für 11.40 Euro. Der Zug war recht leer und genug Platz für das Fahrrad.
In Dessau fuhr ich dann 8.15 Uhr auf dem Elbe-Radweg los. Am Georgium und den Meisterhäusern vorbei führte der Weg über Großkühnau nach Aken. Und mitten durch das Biosphärenreservat Mittelelbe. In Aken kann man sich die Stadtbefestigung aus dem Mittelalter mit drei erhaltenen Tortürmen angucken.
Von Aken aus fuhr ich dann auf der Landstraße über Kühren und Lödderitz nach Groß Rosenberg. Hier traf ich auf die Saale und eine Gierfähre, die mich für 1.50 Euro ans andere Ufer übersetzte. Außerdem fuhr ich ein Stück auf dem Saale-Radweg. Diesen Radweg bin ich später gefahren.
Vor Tornitz verpasste ich dann eine Abzweigung und fuhr letztendlich – nach einem kleinen Umweg – auf einer schnurgeraden Landstraße nach Barby. Wahrzeichen von Barby ist der gewaltiger Kirchturm der Marienkirche. Gleich daneben ist noch das Rathaus. In Barby traf ich wieder auf den Elbe-Radweg.
Das Radtourenbuch von Bikeline schlägt ab Barby eine linkselbische Variante mit großen Bogen vor. Ich beschloss ungefähr 10 Kilometer abzukürzen, indem ich einfach die Landstraße nahm. Das war etwas anstrengend, da dort relativ viel Verkehr war, sparte aber Zeit und Kilometer. Trotz Gegenwind.
Schönebeck habe ich nur durchquert. Der Salzturm und das Rathaus lagen direkt an der Straße. An einer Fischbude futterte ich erstmal einen gebackenen Fisch. Über die Brücke ging es auf die andere Seite der Elbe nach Grünewalde. Hier sah ich – zum ersten Mal heute – die Elbe.
In Richtung Randau ging es auf der Deichkrone weiter. Bis Magdeburg ging es nun durch ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet. Teils Wald, teils Auelandschaft. Eine kleine Unterbrechung war das Dörfchen Randau, welches mit einem Steinzeitdorf auftrumpfte.
Leider schreckt man auch hier die Radfahrer mit Naturpflaster ab. Der Abzweig zum Steinzeitdorf – man hat dort ein steinzeitliches Pfostenhaus nachgebaut – hat sich aber auch nicht gelohnt. Wegen Personalmangel war leider geschlossen.
Weiter durch den Wald und dann, an einem alten Seitenarm der Elbe in Richtung Zentrum. Angler. Eine entwidmete Kirche mit Gaststätte. Familien. Von Magdeburg sieht man zuerst den Fernsehturm, dann den Dom und dann den Aussichtsturm.
Irgendwann gelangt man an eine Brücke und setzt auf den Werder über. Das ist eine Insel zwischen Strom-Elbe und Alter Elbe. Hier sind auch das Schiffsmuseum, die Stadthalle und der Aussichtsturm. Vom linken Elbufer zum Werder läuft eine stillgelegte Bahnlinie mit einer sehenswerten Hubbrücke.
Nun war es erst 14.00 Uhr und ich befand mich bereits im Zentrum von Magdeburg. Strahlender Sonnenschein. Ich hatte die Regenausrüstung nicht gebraucht und die Wechselsachen auch nicht.
Über die Sternbrücke gelangt man in ein Gründerzeitviertel und dann direkt zum Magdeburger Dom. Dort wird zur Zeit gebaut. Durch einen Seiteneingang kommt man aber hinein und darf für 2 Euro das älteste gotische Bauwerk in Deutschland fotografieren.
Im Dom befindet sich das Grab von Otto I. (Otto der Große) des Gründers des Heiligen Römischen Reiches. Die große Orgel ist von 2008, die kleine – ebenfalls eine Schuke-Orgel – aus den 70er Jahren. Sehr sehenswert ist auch der Kreuzgang neben dem Dom, dort im Remter war die dritte Orgel zu hören.
Auf dem Weg zum Hundertwasser-Haus begleitete mich dann noch das Geläut vom naheliegenden Kloster – es war inzwischen 15.00 Uhr. Die „Grüne Zitadelle“ von Friedensreich Hundertwasser, die fünf Jahre nach seinem Tod errichtet wurde, hat er 1999 entworfen.
Nach einer Currywurst XXL im Bahnhof, ging es 16.16 Uhr mit einem RE zurück nach Leipzig, wo ich 17.58 Uhr eintraf. Da waren nochmal 22 Euro für das Sachsen-Anhalt-Ticket fällig.
16. Mai 2013 – Von Magdeburg nach Tangermünde
Die vierte Etappe – von Magdeburg bis Hamburg – sollte eine 6-Tage-Tour werden. Die Sachen bekam ich gerade so in den Rucksack gequetscht, obwohl ich mich schon auf das Notwendigste beschränkt hatte. Längere Touren kann man mit Rucksack kaum machen. Die eigentliche Planung hatte ich erst zwei Tage vorher begonnen und bis zur Abreise noch nicht mal alle Hotels zusammen. Früh 7.59 Uhr ging es von Leipzig aus mit dem RE 17684 nach Magdeburg. Im Zug war schonmal eine Steckdose und sogar das Internet funktionierte.
Ich hatte mir ein Sachsen-Ticket gekauft, was leider eine schlechte Idee war: das gilt erst ab 9.00 Uhr, so das ich im Zug nachbezahlen mußte: 11.40 Euro bis Dessau. Der Zug traf kurz vor 10.00 Uhr in Magdeburg ein und ich machte mich auf den Weg.
Alles nördlich des Hauptbahnhofes hatte ich noch nicht gesehen. Zuerst ging es zur Johanniskirche und dann zum Alten Rathaus. Den „Magdeburger Reiter“ hab ich leider nicht gefunden – dort stand ein Neubaublock. An der Magdalenen-Kapelle vorbei ging es zur Elbe. Und dort entlang des Ufers.
Über die Nordbrücke führte der Elberadweg nun rechtselbisch weiter am Jahrtausendturm vorbei zum Herrenkrugpark. Dort wird am Radweg gebaut. Über die Felder geht es weiter nach Lostau und unter der Autobahn A2 hindurch bis nach Hohenwarthe.
Das Highlight des heutigen Tages war natürlich das Europäische Wasserstraßenkreuz in Hohenwarthe. Dort kreuzen sich Elbe und Mittellandkanal indem der Kanal in einer Trogbrücke über die Elbe geführt wird. Ein gigantisches Bauwerk.
Ich habe für ein schönes Foto extra auf das nächste große Schiff gewartet. Das war der Lastkahn „Recaro“ mit einem fröhlich bellenden Hund. Dann führt der Elberadweg weiter zur Doppelsparschleuse Hohenwarthe. Dort wird der Mittellandkanal zum Elbe-Havel-Kanal.
Noch einen Kilometer weiter führt dann die Schleuse Niegripp vom Elbe-Havel-Kanal zur Elbe. Niegripp hat auch einen Konsum, der mir Buletten und Vita-Cola verkaufte. Dann ging es auf einem Spurplattenweg über Schartau zur Fähre nach Rogätz. Den Klutturm, Rest einer alten Burg, sieht man schon von weitem.
An der Fähre verputzte ich die Buletten und setzte für 1.50 Euro über. Der Elberadweg führt dann in einem großen Bogen um einen alten Elberest und war leider mit Kiefernzapfen übersäht. Der dazugehörige Wald war sehenswert und hat ein Feriendorf.
Ab Bertingen ging es an der Straße entlang über Kehnert nach Sandfurt zum Schifferdenkmal. Im Stein hat man eine Karte der Elbe eingeritzt. Nach Ringfurth und Polte hab ich dann an einer Schutzhütte die Cola geleert. Dann wieder die Straße entlang nach Bittkau und Grieben, wo ich die Windmühle nicht fand.
In Grieben gabelte sich die Straße und ich fuhr über Jerchel nach Buch. Dort gibt es eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert und gegenüber das NABU-Elbe-Landmuseum. Zwei Kilometer nach Buch gibt es dann einen schönen Aussichtsturm, von dem aus man das Naturschutzgebiet Bucher Brack begucken kann.
Noch ein paar Kilometer weiter erreichte ich dann das Ziel der heutigen Etappe: die Hansestadt Tangermünde. Sehr sehenswert sind das mittelalterliche Neustädter Tor, das spätgotische Rathaus und die St. Stephanskirche.
In einem LIDL besorgte ich mir das Abendessen und das Hotel Sturm, Arneburger Str. 37, fand ich mit dem Navi – es liegt direkt am Radweg. Die heutige Etappe hatte 75 Kilometer ab Magdeburg.
17. Mai 2013 – Von Tangermünde nach Havelberg
Der Tag startete mit einem Frühstück mit Rührei und viel Kaffee im Hotel Sturm in Tangermünde. Nach Packen und Bezahlen fuhr ich kurz nach 9.00 Uhr los. Diesmal hatte ich mich ordentlich mit Sonnencreme eingerieben, um den Sonnenbrand vom Vortag loszuwerden.
Nach wenigen Minuten auf dem Elbe-Radweg lies ich Tangermünde hinter mir. Auf oder neben dem Deich ging es über Hämerten, Storkau und Billberge in Richtung Arneburg. Ich fuhr recht gemütlich und so überholten mich reihenweise Radler. Ganz schön viel los.
Vor Arneburg fährt man direkt am Windpark vorbei. Ich hab mal ein Foto gemacht, da ja im weiteren Verlauf dieser Reise die Energieerzeugung noch eine Rolle spielen wird. Kaum war Arneburg erreicht, verabschiedete sich auf dem Natursteinpflaster eine Schraube meines Schutzbleches und ich mußte es mit Klebeband festbinden. Bis zum Ende der Reise habe ich übrigens keinen geöffneten Fahrradladen gefunden – es war ja Pfingsten. Die Schraube habe ich dann in Leipzig ersetzt.
In Arneburg besichtigte ich den Burgberg. Danach mußte ich zehn Minuten warten, weil ein Betonmischer den schmalen Weg rückwarts hinauffahren wollte. Happy Beton. Auf dem Rüttelpflaster ging es weiter Richtung Ellingen. An der Bahnlinie fuhr ich dann auf der Landstraße weiter zum Gewerbepark Arneburg.
Dort befindet sich nicht nur HappyBeton und das modernste Zellstoffwerk Europas, sondern auch das ehemalige Kernkraftwerk Stendal. Neben den Reaktoren in Rossendorf, Rheinsberg und Greifswald (dort war ich schon), baute die DDR hier ein KKW, welches mit 4000 Megawatt das größte der DDR (und der Bundesrepublik) gewesen wäre.
Es ist allerdings nie in Betrieb gegangen, wurde 1991 stillgelegt und nun bis auf die große Halle komplett abgerissen. Da hier nie etwas gestrahlt hat, kann man das problemlos machen. Der Elbe-Radweg führt hier übrigens in einem großen Bogen über Hohenberg-Krusemark am KKW vorbei.
Nachfolgend ging es nach Norden. Bei Osterholz und Altenzaun fand am 26. Oktober 1806 ein Gefecht zwischen Oberst von Yorck (Preussen) und den napoleonischen Truppen statt (der Vierter Koalitionskrieg). Yorck gewann und bekam einen Gedenkstein.
In der Wüstung Käcklitz – einen Kilometer nach Rosenhof – kann man eine frühgotische Backstein-Kirchruine besichtigen. Der Kirchturm ist besteigbar. Die Wände verziehren zahlreiche Inschriften, teils kyrillisch. Im Jahr meiner Geburt wurde hier alles aufgegeben.
Beim Büttnershof (schickes Hotel-Gutshaus) teilt sich der Radweg und man hätte über die Elbe nach Sandau und von dort nach Havelberg fahren können. Ich beschloss aber einen Abstecher nach Werben zu machen. Unterwegs – in Berge – gibt es eine sehenswerte Kirche. Der Schlüssel ist beim Bäcker am anderen Ende des Dorfes.
Die Hansestadt Werben – die kleinste Hansestadt Deutschlands – hat eine dreischiffige Hallenkirche aus dem 12. Jahrhundert – die St. Johanniskirche. Ebenfalls sehenswert sind das Rathaus und die Salzkirche. Aus dem 15. Jahrhundert ist das Elbtor, ein Rest der alten Stadtbefestigung.
Nun ging es über fünf Kilometer neben dem Deich entlang in einem Bogen wieder nach Süden. Zwischendurch mußte ich mal die Sonnencreme erneuern und schon seit Berge irritierte mich eine seltsame gelbe Linie auf der Bikeline-Karte (sollte wahrscheinlich eine geplante Straße sein). Auch die Fähre bei Räbel irritierte.
Das sollte eigentlich eine Gierseilfähre sein. Das Gierseil lag auch im Wasser, aber die Fähre fuhr mit Motor, vermutlich wegen dem hohen Wasserstand. Etwas nördlich der Fähre mündet die Havel (zum erstem Mal) in die Elbe. Drei Kilometer später überquert man die Havel um nach Havelberg zu gelangen.
Die Altstadt der Hansestadt Havelberg liegt auf einer Flußinsel – einem Werder. Hier befindet sich St. Laurentius, das Rathaus und ein kleiner Laden, wo man Cola und Eis kaufen kann. Was ich auch tat. In der Altstadt ist nicht mehr viel los, seit diverse Billig-Läden der Insel „das Wasser abgraben“.
Vor dem Dom – der an diesem Tag leider nicht zu besichtigen war – trank ich die Cola. Dann besuchte ich noch den Wasserturm. Dort ist eine Kneipe und im Wasserturm werden die Getränke kaltgestellt. Das Abendbrot kaufte ich diesmal bei Netto und machte mich dann auf den Weg zu Hotel „Am Hafen“. Es liegt tatsächlich am Hafen und ist – gegenüber der gestrigen Bude – die Luxus-Variante. Und auch entsprechend teuerer.
Dann gings nochmal zum Frisör und dann machte ich mich an die Planung für den nächsten Tag.
18. Mai 2013 – Von Havelberg nach Wittenberge
Der Tag begann – gründlich ausgeschlafen – ohne Frühstück. Ich radelte ein Teil der Strecke, die ich am Vortag von Räbel gekommen war zurück. Das Wetter war eher schlecht: Nebelig und diesig.
Die Havel fliesst bei Havelberg in die Elbe. Dort zweigt aber ein Arm ab und fliesst noch ein Stück parallel zur Elbe. Bei Quitzöbel zweigt ein weiterer Arm ab und fliesst in die Elbe und bei Gnevsdorf verbinden sich beide Flüsse endgültig.
Am Havelberger Zusammenfluß gibt es eine Schleuse, die beide Gewässer trennt – vermutlich zum Hochwasserschutz. Darüber führt der Elberadweg, auf den Werder zwischen beiden Flüssen. Eine wunderschöne Auelandschaft – das Wetter passte dazu. Später geht es auf dem (so genannten) Mitteldeich weiter.
Bei Quitzöbel gibt es wieder eine Schleusenanlage und ein Wehr. Dort verliess ich den Elberadweg, da ich beschlossen hatte, einen kleinen Umweg nach Bad Wilsnack zu machen. Auf einem sandigen Waldweg fuhr ich nach Quitzöbel. Dort bestaunte ich die Binnendüne – eine eiszeitliche Sandablagerung.
Dann ging es auf der Landstraße weiter nach Lennewitz. Langsam wurde es mir etwas kühl und ich zog die Jacke über das T-Shirt. In Lennewitz gibt es eine Kirche im Jugendstil. Auch im nachfolgenden Legde steht eine interessante Kirche. Dann führt die Landstraße ein paar Kilometer durch den Wald nach Bad Wilsnack.
In Bad Wilsnack begann es zu regnen. Ich stellte mich an einen Buswartehäuschen unter und futterte eine Packung Kekse von der Tanke. Dann radelte ich noch ein Stück weiter zur Wunderblutkirche. Die Kirche St. Nikolai war einmal das berühmteste Wallfahrtsziel in Nordeuropa.
1383 setzte ein Ritter Wilsnack in Brand. In der Ruine der Kirche fand man die drei Hostien unversehrt, aber rot gefärbt. Daraufhin wurde Wilsnack Wallfahrtsort und es entstand ein reger Ablasshandel. Dieser endete 1552 als der erste evangelische Pfarrer die Bluthostien dem Feuer übergab.
Eigentlich wollte ich nun nach Rühstädt fahren, aber der Regen setzte nun richtig ein und es wurde ungemütlich. Ich zog die wasserdichten Hosen an und beschloss etwas abzukürzen: Von Groß-Lüben ging es nach Klein-Lüben und dann nach Scharleuk, wo ich wieder auf den Elbe-Radweg traf.
Zwischen Hinzdorf und Garsedow wird der Deich erneuert und so mußte hier eine Umleitung gefahren werden. Danach kommt man direkt auf die Eisenbahn-Elbebrücke Wittenberge die längste von der Deutschen Reichsbahn gebaute Eisenbahnbrücke. Sie ist 1030 Meter lang und wurde von 1982 bis 1987 errichtet.
Gleich nach Überquerung der Tauben Elbe sieht man rechts das alte Nähmaschinenwerk mit der Aufschrift VERITAS. Der dort stehende Uhrenturm ist die größte freistehende Turmuhr Deutschlands. Danach hab ich erstmal mit dem Navi das Hotel „Zur Elbaue“ in der Bahnstraße gesucht. Leider war mein Zimmer noch nicht fertig.
So machte ich noch einen Stadtbummel – teils im strömenden Regen. An der Stadtkirche und dem berühmten Steintor vorbei, ging es zum Rathaus. Dann gleich weiter zur Tanke, wo es Bockwurst und Kaffee gab. Auf dem Rückweg zum Hotel hab ich mir noch die Skulpturengruppe „Zeitreise“ von Christian Uhlig angesehen.
Dann fuhr ich zurück zum Hotel und der Tag war gelaufen. Gut das der Regentag auf diese recht kurze Etappe fiel. Am nächsten Tag sollte es besseres Wetter werden.
19. Mai 2013 – Von Witterberge nach Hitzacker
Die heutige Etappe begann wieder mit einem ordentlichen Frühstück. Ich verliess Wittenberge und blieb rechtselbisch in Brandenburg. Zuvor passierte ich noch die längste (1111 Meter) in der DDR gebaute Straßenbrücke. Die ersten zwanzig Kilometer ging es – nur von der Ortschaft Cumlosen unterbrochen – immer auf dem Deich entlang.
Beim Dreiländereck (Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen) – genauer bei Lütkenwisch – begann der Teil der innerdeutschen Grenze, der mitten durch die Elbe verlief. Und der mich auf der heutigen Etappe begleiten sollte. Dort stand auch schon der erste Wachturm.
Die folgenden zehn Kilometer wurde der Deich zurückgenommen. Das nennt sich „Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue“. Dort entstand ein neuer Deich mit einem wunderschönen Radweg. Und damit war ich schon beim ersten Ziel: Lenzen.
In Lenzen gibt es eine Burg zu besichtigen. Davor noch die „Lenzener Narrenfreiheit“ – eine Skulpturengruppe von Bernd Streiter. Außerdem die Kirche St. Katharina und an der Elbe einen alten Wachturm. Ein Gedenkstein erinnert an einen Deichhauptman, ein zweiter an die Eröffnung der Fähre 1989.
Diese benutzte ich und wechselte für drei Euro nach Niedersachsen. Hier nahm ich einen Waldweg und kürzte den Weg zur Schwedenschanze (einem Holz-Aussichtsturm auf einem Berg) ab. Der Weg wurde dann so steil, das ich einen Teil schieben musste. Hier erhielt ich auch die Erklärung für einen Turm den ich schon vor zwanzig Kilometern gesehen hatte.
Das ist Gartow 2 – einer der „Riesen von Gartow“ – der heute noch den Deutschlandfunk ausstrahlt. Früher wurden hier Telefongespräche per Richtfunk nach Westberlin übertragen. Gartow 1 wurde 2009 gesprengt. Nun ging es also linkselbisch weiter über Vietze und Meetschow zum zweiten Ziel: Gorleben.
In dem kleinen verschlafenen Dorf Gorleben war nicht herauszubekommen wo ich eigentlich hinwollte. Also musste ich das Netbook auspacken und im Internet nachgucken. Schließlich fuhr ich nach Süden und fand nach zwei Kilometern das Atommüll-Zwischenlager Gorleben. Hier sind 113 Castor-Behälter mit Atommüll.
Ein paar Meter weiter, auf der anderen Straßenseite, geht es zum Erkundungsbergwerk Gorleben. Der Salzstock unter dem Dorf ist als Endlager im Gespräch. Hier hat Greenpeace vor sechs Tagen das Aktionsschiff „Beluga“ aufgestellt. Es waren auch allerhand Leute da und viele kamen mir noch entgegen. Zum Teil auf traktorgezogenen Anhängern. Wie man es aus dem Fernsehen kennt.
Lange konnte ich mich da nicht aufhalten, da es ja heute – mit über 80 Kilometern – die längste Etappe dieser Reise werden sollte. Also zurück nach Gorleben und dann über Laase, Grippel und Langendorf nach Brandleben. Überall sind gelbe Holzkreuze (Bedeutung: Atomkraft – nein danke!) aufgestellt. Nicht herausbekommen habe ich was die blauen Andreaskreuze bedeuten sollen. Im Brandenburgischen sah ich auch rote.
Nun kam bereits das dritte Ziel in Sicht: Dömitz. Linkselbisch sieht man erstmal eine Eisenbahnbrücke, welche genau an der Elbe aufhört. Diese wurde im April 1945 zerstört und nie wieder aufgebaut. Einen Kilometer weiter führt eine Straßenbrücke – die momentan repariert wird – über die Elbe und nach Mecklenburg-Vorpommern.
Auf der rechten Seite der Elbe mußte ich nun zwei Kilometer zurück fahren, um zu der seit 1565 dort stehenden Festung Dömitz zu gelangen. Dort waren Rentner-Festspiele: „9. Norddeutsche Tage – Festival der niederdeutschen Sprache und Kultur und 19. Historischer Handwerkermarkt“. Ich aß zwei Eis und eine Bratwurst.
Nun ging es die Landstraße entlang zum vierten Ziel – der Dorfrepublik Rüterberg. Der Ort – im Grenzgebiet der damaligen DDR – war von 1967 bis 1989 durch zwei Zäune von der Außenwelt abgetrennt. Eine Enklave mit Zutritt nur von 5.00 bis 23.00 Uhr und mit Passierschein. 1989 wurde die Dorfrepublik ausgerufen.
Die letzten 15 Kilometer wurde der Rucksack immer schwerer. Nun ging es wieder auf oder neben dem Deich entlang, bis zur Fähre bei Bitter. Hier warteten schon viele Radfahrer. Für 2.80 Euro ging es wieder auf die linke Seite der Elbe zum letzten Ziel der heutigen Etappe: Hitzacker.
Die Altstadt von Hitzacker liegt auf einem Werder. Also einer Flußinsel, allerdings nicht von der Elbe, sondern vom Jeetzel. Es gibt viele Fachwerkhäuser zu sehen und einen Sportboothafen. Nach 80 Kilometern hatte ich nun aber genug, und war froh das ich ohne Navi das Hotel „Lüneburger Hof“ fand.
20. Mai 2013 – Von Hitzacker nach Krümmel
Eigentlich wollte ich von Hitzacker aus rechtselbisch weiterfahren. Leider war kein Fährbetrieb, so das ich zurück nach Hitzacker und dann am Jeetzel entlang gefahren bin. Die Strecke ging schön durch den Wald, leider auch bergauf und bergab.
Die heutige Strecke sollte eher landschaftlich reizvoll sein. Bis Neu Darchau ging es durch den Naturpark Elbufer-Drawehn. Mit der Darchauer Fähre „Tanja“ wechselte ich die Flußseite. Auch hier hat man einen Wachturm der alten Grenze stehen gelassen. Der Zaun stand eigentlich woanders.
Nun ging es durch das „Biosphärenreservat Flußlandschaft Elbe“. Auch hier ging es entweder auf dem Deich oder auf dem Weg daneben. Obwohl es sehr diesig war, fuhr ich noch im T-Shirt. Nun kam der nächste Wachturm und die nächste Fähre: Bleckede. Die Fähre Amt Neuhaus fährt für 1.50 Euro.
Hier befindet sich im Elbschloss das „Biosphaerium Elbtalaue“ mit Aussichtsturm. Linkselbisch ging es nun weiter nach Norden. Wieder am Deich entlang werden Altwasser der Elbe umfahren, bis sich der Elbe-Radweg bei Radegast und Brackede wieder nach Westen wendet.
Nun fuhr ich neben dem Deich und so ging es die nächsten zehn Kilometer weiter. Zwischenzeitlich fing es an zu tröpfeln und ich zog die Reckenjacke an. So kam ich in Hohnstorf an. Zwei Bratwürste wanderten in meinen Magen und auf einer steilen Treppe erklom ich die Elbebrücke.
Die Brücke führt nicht nur über die Elbe, sondern auch über den Elbe-Lübeck-Kanal, der Schiffen eine Fahrt nach Lübeck ermöglicht, wo der Kanal in die Ostsee mündet. An der Einmündung ist auch die Hitzler-Werft. Auf der nördlichen Seite der Elbe liegt Lauenburg und ich betrat Schleswig-Holstein und den Kreis „Herzogtum Lauenstein“. Ja das nennt sich wirklich so.
Lauenburg hat eine sehenswerte Altstadt und der Radweg führt mitten hindurch. Leider ist hier wieder grobes Natursteinpflaster verlegt und man kann eigentlich nur schieben. Mein Fahrrad klapperte natürlich besonders laut weil ich ja schon eine Schraube fehlte.
Die letzten fünfzehn Kilometer sollten es nun noch einmal ordentlich in sich haben. Es ging bergauf und bergab – aber ordentlich. Auf dieser Seite der Elbe gibt es ein Steilufer und der Radweg schraubt sich in Serpentinen hoch und runter. Natürlich ein Waldweg mit teils groben Schotter.
Als ich in Tesperhude wieder Asphalt unter den Rädern hatte, war mir wohler. Leider fing es nun zu regnen an. Ich zog die wasserdichten Sachen drüber und machte ich auf den Weg nach Krümmel – nur noch zwei Kilometer. Hier gibt es mal wieder ein Kernkraftwerk. Das KKK – Kernkraftwerk Krümmel. Nach einer Reaktorschnellabschaltung im Jahr 2009 – in Hamburg ging nicht mal mehr eine Ampel – wurde der Reaktor nicht wieder hochgefahren.
Ein paar Meter weiter, im Krümmler Hof, an der Elbuferstraße, habe ich dann übernachtet.
21. Mai 2013 – Von Krümmel nach Hamburg
Der Tag begann heute mit einem oppulenten Frühstück mit Blick auf das Kernkraftwerk. Nach dem Losfahren – es hatte gerade aufgehört zu regnen – versuchte ich den alten Wasserturm der Sprengstofffabrik Alfred Nobel zu finden, was mit jedoch nicht gelang.
Also ging es Richtung Geesthacht, das sich mit einem Energiepark ankündigte. Gleich nach dem Kernkraftwerk betreibt Vattenfall hier ein Pumpspeicherkraftwerk mit Solaranlage. In Geesthacht kann man sich noch die St.-Salvatoris-Kirche angucken, dort wird aber zur Zeit – zum Unwillen der Bürger – die Straße erneuert.
Am Ortsausgang von Geesthacht gibt es noch die letzte Elbbrücke vor Hamburg, dann geht es den Deich entlang. Nach ein paar Metern erreichte ich das siebente Bundesland auf dieser Tour. Nach Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, war das die Freie und Hansestadt Hamburg.
Bis zum Stadtzentrum waren es aber noch rund 30 Kilometer. Ich fuhr bis Neuengamme den Deich entlang und bog dann auf den Elberadweg ab, der teils asphaltiert, teils als Betonplattenweg, durch die Marschlande ins Zentrum führt.
Dann ging es durch Ochsenwerder, Moorfleet und Rothenburgsort direkt ins Zentrum. Dazwischen passiert man den Tiefstack, wo Vattenfall ein Heizkraftwerk betreibt. Unter einer der Brücken mußte ich mal wieder die wasserdichten Hosen auspacken. Es begann zu regnen.
Ich guckte mir die Speicherstadt an. Ich bin mal auf einer Hafenrundfahrt durch die Speicherstadt gefahren. Das ist aber über zwanzig Jahre her gewesen. Sehr beeindruckend die Elbphilharmonie. Da bauen sie schon seit sechs Jahren dran.
Und dann fuhr ich auch gleich zum Bahnhof, um den 13.57-Uhr-Zug nach Uelzen zu bekommen. Diesmal mit einem Quer-durchs-Land-Ticket. Im ME 81117 von Metronom war ein rießengroßes Fahrradabteil. Das war ein speziell umgebauter Doppelstockhänger von Bombardier Transportation Görlitz, der dann leider doch zu klein war. Besonders wegen der Gruppe von Pfadfindern – größtenteils Bieber und Wölflinge. Zuletzt quetschten sich noch zwei Jungs mit BMX rein.
In Uelzen wurde es dann etwas eng. Der Anschlußzug RE 17635 wartete aber auf Gleis 302 und ich bekam sogar noch einen Sitzplatz mit Netzanschluß, wo ich einen Großteil dieses Berichtes geschrieben habe. In Halle mußte ich nochmal umsteigen. Nun ging es mit der S-Bahn nachhause.
Im Juni 2013 – zwei Wochen nach meiner Reise – hat ein Jahrhundert-Hochwasser die Elbe anschwellen lassen. Viele Orte meiner Reise habe ich dabei im Fernsehen wiedergesehen, aber manchmal nicht wiedererkannt.
23. Juni 2013 – Hamburg
Eigentlich war für den Sommer 2013 eine Radtour entlang der polnischen Ostseeküste geplant, die ich mit einem Reisebüro machen wollte. Leider sollte das nicht klappen, so das ich kurzfristig eine Fortsetzung der Elbe-Radtour vom vorherigen Monat beschloss. Diesmal mit einem Extra-Tag für Hamburg.
Zwischenzeitlich hat ein Hochwasser die Elbe heimgesucht, verschiedene DB-Brücken sind beschädigt und die Zugverbindungen im Nahverkehr mit Fahrradmitnahme nach Hamburg sind nur mit vielstündigen Zugverbindungen möglich. So habe ich diesmal via Internet eine IC-Fahrt mit Rad gebucht. Das summierte sich auf 86 Euro.
Und ging beinahe schief: Der IC 2238 fuhr pünktlich 7.40 Uhr ab Gleis 16 los, kam aber erst mit 23 Minuten Verspätung in Schwerin an. Zwischendurch mußte wegen Gleisschäden die Fahrt verlangsamt werden. Auch neigte sich der Zug gefährlich nach rechts. Überall roch es nach Verwesung. Bei Wittenberge – dort querte der Zug den Fluß – war die Elbe dreimal so breit, wie normal.
In Schwerin mußte ich dann etwas Tempo machen, den bereits 11.22 Uhr fuhr der IC 2089 nach Hamburg. Dieser Zug war pünktlich, allerdings die Klimaanlage defekt. Auch hier mußte ich und das Fahrrad in den Wagen 6 – zum Steuerkopf. Kurz nach Mittag stand ich dann im strahlenden Sonnenschein vor dem Hamburger Hauptbahnhof.
Zuerst ging es – den mir bereits bekannten Weg – vom Hauptbahnhof zur Speicherstadt und dann gleich weiter zu den Landungsbrücken von St. Pauli. An jeder Kreuzung standen eine paar Biker – im Moment sind gerade die Harley Days 2013. An den Landungsbrücken bestieg ich für 18 Euro die MS Fantasia für einen einstündigen Ausflug in den Hamburger Hafen. Besonders interessant war der Abstecher in den Containerhafen.
Danach besuchte ich das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt. Dafür hatte ich bereits von zuhause aus eine Karte reservieren lassen, die ich nun mit 12 Euro bezahlte. Im dritten Geschoss beindruckte mich die Schweiz. Sehr viele Details – z.b. ein paar Bergsteiger die eine Wasserleitung aus Holz durch die Berge bauen (Der Film hieß „An heiligen Wassern“).
Eine Etage höher ist der Knuffingen Airport. Dort starten Flugzeuge – und verschwinden in der Wand. So geht es weiter von Amerika bis Skandinavien. Alles Anlagen sind sehr detailreich und beeindruckend, so das ich fast zwei Stunden dort zubrachte.
Wieder an der Luft ging es zurück an den Hauptbahnhof, wo in einer recht internationalen Seitenstraße – dem Steindamm – mein Hotel liegt. Hier warf ich ein paar Sachen ab, bezahlte das Zimmer und machte mich wieder auf den Weg. Es ging an der Binnenalster vorbei. Am Gorch-Fock-Wall 1 sollten die Jazz Open Hamburg stattfinden.
Dort angekommen fand ich aber nur einen Saxophonisten mit Eisladen im benachbarten Park. Vier Kugeln später und bei strahlendem Sonnenschein beschloss ich, den Park zu erkunden. Dort gibt es Pflanzen und Blumen, deshalb heißt er auch so: Planten un Blomen.
Im hintersten Winkel des Parkes fand ich dann tatsächlich die Jazz Open und gerade traten Joscheba Schnetter und Band auf. Nach einer kleine Pause und zwei Krakauern ging es ab 19.00 Uhr mit Eric Schäfer und The Shredsz weiter. Da zitiere ich mal den Veranstalter: „Also scharte der Dubstep-Freund eine Orgelband um sich und spielt damit – ausgerechnet – Wagner. Da reiten fette Psychedelic-Walküren, Nietzsche groovt karibisch entspannt, und Angst vor großer Oper löst sich in plüschigem Ambient.“
Dazu – es war ja schließlich Hamburg – fing es an zu regnen. Das passte irgenwie zu der Musik. Ich mußte das Regen-Cape auspacken und so fuhr ich dann auch zum Hotel.
24. Juni 2013 – Von Hamburg nach Glückstadt
Nach einem guten Frühstück im Hotel ging es gegen 9.00 Uhr los. Zuerst zu den Landungsbrücken und dann weiter zum Fischmarkt und nach Altona. Altona gehörte ja lange Zeit zu Dänemark und ist erst seit 1938 ein Teil von Hamburg. Vielleicht ist ja deshalb der Radweg nicht ausgeschildert.
Schließlich gelangte ich zum Museumshafen, wo alte Arbeitsschiffe aus dem Hamburger Hafen zu besichtigen sind. Dort hält auch die HVV-Fähre 62, die ich bestieg, um zum Finkenwerder zu gelangen. Einen Schaffner gab es nicht, so das ich am bordeigenen Fahrkartenautomaten eine Einzelkarte Kurzstrecke 2. Klasse für 1.40 Euro kaufte. Mein Fahrrad ist vermutlich schwarz gefahren.
Finkenwerder war mal – wieder der Name schon sagt – eine Flußinsel. Im Süden ist noch die Alte Süderelbe, die jedoch keine Verbindung mehr zu Elbe hat. Trotzdem gibt es noch einen alten Deich auf dem man Finkenwerder umrunden kann. Dort führt auch der Elbe-Radweg entlang. Hier wurde Gorch Fock geboren.
Der nordwestliche Teil von Finkenwerder gehört EADS. Da stehen riesige Hallen und die Firma hat auch noch einen eigenen Flugplatz. Hier wird ein Bus für die Luft gebaut – der Airbus. Neben End- und Sektionsmontage, macht man auch Kabinenausstattung und Lackierung. Als ich dort war, war aber gerade die Farbe alle.
Auf den nächsten Kilometer ging es nun zwischen Straße und Deich weiter. Unterbrochen wurde es nur mal durch das Este-Sperrwerk. Die folgende Landschaft nennt sich Altes Land. Obstbäume bis zum Horizont. Von irgendwelchen Knallapparaten die räuberische Vögel von den Kirschbäumen vertreiben habe ich nicht gesehen oder gehört.
Stattdessen waren kilometerlang die Bäume mit Netzen verhangen. Ich wiederstand der Versuchung ein paar Kirschen an den zahlreichen Ständen zu kaufen und besorgte mit das Mittagessen in Mittelnkirchen. Brötchen, Bockwurst und eine Flasche Sprite. An einer Sitzbank an der Lühe – dort muß gerade Hochwasser gewesen sein – machte ich es mir gemütlich.
Dann ging es weiter entlang der Elbe. Und zu den technischen Highlights des heutigen Tages. Zuerst die Elbekreuzung 2. Das ist eine zwischen 1976 und 1978 errichtete 380-kV-Drehstrom-Freileitungskreuzung der Elbe, die das Schaltwerk Wilster mit dem Umspannwerk Dollern verbindet. Die Elbekreuzung 1 mit 220 kV kommt gleich danach.
Und ein paar Kilometer weiter gibt es mal wieder ein Atomkraftwerk. Das KKS Stade wurde 2003 stillgelegt und befindet sich zur Zeit im Rückbau. Alle Brennelemente wurden abtransportiert. Auf dem Gelände befinden sich noch schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Der Elbe-Radweg führt in einem eleganten Bogen am AKW vorbei nach Stade.
Das Wetter war den ganzen Tag recht gut. Ab und zu hatte es etwas getröpfelt. Da packte ich die Jacke aus und sobald die Sonne wieder heraus kam, packte ich sie wieder weg. In Stade schüttet es nun mal richtig und ich stellte mich mit drei holländischen Radfahrern unter einen Carport an einer Kneipe am Hansehafen der Stadt. Dabei hüpfte ich mit dem Rad einen Borstein hinunter. Das sollte ich später bereuen.
Nach einem Blick auf das Museumschiff ging es nach Norden weiter. Wenn der Radweg wieder auf die Elbe trifft, fährt man an einer alten Festung vorbei und dann am Deich entlang bis Krautsand. Dort wollte ich eigentlich abkürzen, merkte jedoch nach zwei Kilometern, dass die Strecke garnicht befahrbar ist, weil man nur zum Wochenende über das Sperrwerk kommt.
Nach einem großen Umweg kam ich dann nach Wischhafen. Dort war kein Radweg, wo er sein sollte. Ich hatte schon wegen dem Sperrwerk-Umweg etwas schlechte Laune. Aber nun bekam ich richtig schlechte Laune: Als ich über eine kleine Kante fuhr brach die Hinterachse am Fahrrad. Vermutlich war die Achse bereits in Stade angebrochen. Im Bikeline-Radkartenbuch steht eine Werkstatt in nur zwei Kilometer Entfernung. Aufatmen. Dort traf ich kurz vor 18.00 Uhr ein.
Leider gab es keine Werkstatt. Dort war inzwischen ein Cafe. Also pakte ich doch mal das Netbook aus: Die nächste Werkstatt in Glückstadt. Aber auch nur bis 18.00 Uhr geöffnet – also zu spät. Um nach Glückstadt zu kommen, musste ich die zwei Kilometer zurücklaufen, dann noch ein Stück weiter bis zur Elbe-Fähre. Für 3.50 Euro kam ich auf die andere Seite.
Zwischenzeitlich entdeckte ich noch ein Kernkraftwerk am Horizont: Brokdorf. Bekannt durch zahlreiche Demos in den 70er und 80er Jahren. Auf der anderen Seite der Elbe kaufte ich erstmal einen Kaffee und lies mich dann vom Handy zur nächsten Pension leiten. Toilette und Dusche auf dem Flur. Das Abendbrot kam von Penny: Weintrauben, Kartoffelsalat und Erdbeer-Fanta. Das kaputte Fahrrad steht vor der Tür.
25. Juni 2013 – Von Glückstadt nach Cuxhaven
Der Tag begann mit einem hervorragenden Frühstück in der Pension „Am Neuendeich“. Danach bezahlte ich die Übernachtungskosten von 35 Euro und machte mich auf den Weg zum „Radhus Horn“. Immerhin zwei Kilometer zu Fuß.
Dort angekommen hätte ich sehr lange auf die Reparatur warten müssen. So kaufte ich nur ein neues Hinterrad, lies mir vom Fahrradhändler den Kranz abziehen und machte den Rest selber vor der Tür. Dann radelte ich zur Fähre und setzte für 3.50 Euro auf die andere Flußseite über.
Inzwischen war es fast 11.00 Uhr und ich fand sogar den Radweg, den ich am Vortag gesucht hatte. Der heftige Wind, der schon während der Elbüberfahrt das Wasser hochpeitschte, blies mir nun ins Gesicht. Das sollte den ganzen Tag so bleiben. Die 6 Kilometer bis Freiburg waren schonmal recht anstrengend.
Von Freiburg bis Hörne fuhr ich dann eine Abkürzung über Krummendeich und Balje. Es ging immer am Deich entlang. Der Wind wehte stetig. Kurz nach Hörne ein kleiner Schock: ein Autofahrer hielt an und meinte, das Sperrwerk sei nicht passierbar und die Brücke hochgezogen. Das wären 6 Kilometer Umweg.
Ich hatte aber keine Lust und fuhr einfach weiter. Am Este-Sperrwerk war keine Brücke hochgezogen und ich konnte problemlos auf die andere Seite. Leider begann es nun zu regnen. Ich warf den Regen-Poncho über und radelte zum Natureum, gleich neben dem Sperrwerk.
Das Natureum Niederelbe wurde zunächst als reines Museum mit einer Vogelbeobachtungsstation errichtet. Später wurde zunehmend das Gelände in die Planung einbezogen und ergänzend zum Museum zu dem heutigen Elbe-Küstenpark ausgebaut. Zu sehen gab es Dinosaurier, Quastenflosser und Erdbeertorte. Ich trank noch einen Kaffee.
Nun ging es tatsächlich mal einen Kilometer nach Süden. Rückenwind! Aber dann war es auch schon wieder vorbei. An Otterndorf fuhr ich einfach vorbei. Am Sommercamp war die originale Strecke – vor dem Deich – leider überflutet. Um das zu wissen, mußte ich durch eine Schafherde schieben, auf einem vollgekackten Asphaltweg. Auf dem Deichwartungsweg war die Jugendfeuerwehr unterwegs.
Ein paar Kilometer weiter kam ich dann endlich über den Deich und konnte im Elbewasser meine Fahrradreifen putzen. Am Horizont war bereits Cuxhaven zu sehen. Um einen Leuchtturm namens „Dicke Berta“ herum ging es nach Altenbruch und dann entlang der B73 nach Cuxhaven.
Hier folgte ich der Beschreibung des Radtourenbuches – ausgeschildert war nichts. Letztendlich kam ich an der „Alten Liebe“ an. Dort kann man die Schifffahrt auf der Elbe beobachten. Gleich daneben ist der Windsemaphor – der zeigt die Windstärke auf Borkum und Helgoland an – und der Hamburger Leuchtturm.
Nun suchte ich mir ein Hotel, lies den Großteil der Sachen dort und machte mich auf den Weg zur Kugelbake. Die Kugelbake ist nicht nur das Wahrzeichen von Cuxhaven, sondern markiert auch das Ende dieser Reise. Hier endet die Elbe und die Nordsee beginnt.
Von der tschechischen Grenze bis Hamburg bin ich insgesamt 850 Kilometer gefahren. Ich habe 30 mal die Elbe überquert, 17 mal mit Fähren und 13 mal über Brücken. Geschwommen bin ich nicht. Auf der Strecke gab es vier Kernkraftwerke, zwei Pumpspeicherkraftwerke und zwei Heizkraftwerke, sowie unzählige Windräder. Zwischen Zwinger und Elbphilharmonie gab es viele Biospärenreservate. Insgesamte eine sehr abwechslungsreiche Strecke. Außerdem habe ich noch Mulde, Schwarze Elster, Havel, Saale und den Nord-Ostsee-Kanal tangiert, wo weitere interessante Radwege abzweigen.