Saale-Radweg (2013)

An der Saale hellem Strande…

Bereits im Winter 2012, bei der Vorplanung der Radtour, hatte ich überlegt, die ersten 170 Kilometer, von der Saalequelle bis nach Saalfeld, wegzulassen. Der Bikeline-Führer schreibt, diese Strecke sei nur für sportliche MTB-Fahrer. So sollte es also von Saalfeld bis zur Saalemündung bei Barby gehen.

23. Mai 2013 – Von Saalfeld nach Jena

Recht kurzfristig hatte ich mir überlegt am 23. Mai die Saale-Radtour zu starten. Eigentlich am frühen Morgen dieses Tages. Der Rucksack war noch von der Elbe-Radtour gepackt. So wechselte ich nur die Klamotten. Die Hotels musste ich mir nun unterwegs suchen. Zuhause hab ich noch grob die Streckenplanung gemacht und beschlossen nach Übernachtungen in Jena und Naumburg erstmal nachhause zu fahren – es liegt ja auf der Strecke.

Stadler RegioShuttle RS1
Stadler RegioShuttle RS1

So fuhr ich 10.26 Uhr mit dem EBx 37447 nach Saalfeld. Der Zug stand außerhalb der Bahnhofshalle auf Gleis 10a. Mit dem „Stadler RegioShuttle RS1“ (der Erfurter Bahn) fuhr ich zum ersten Mal. Sehr wenig Platz für Fahrräder und die Sitze sehr eng. Das „x“ für Express war auch nicht wörtlich zu nehmen, ich hätte auch in Plagwitz zusteigen können.

Saaltor Saalfeld
Saaltor Saalfeld

12.29 kam der Zug an. Das war schon sehr spät und so machte ich mich gleich auf den Weg. Eigentlich hätte ich mir gern die Feengrotten angesehen, aber dafür war nun keine Zeit mehr. Der Saale-Radweg führte nun drei Kilometer auf der linken Seite der Saale entlang und wechselt dann auf die andere Seite.

Schwarza
Schwarza

Nach weiteren drei Kilometer geht es wieder linkssaalisch weiter und ich erreichte Schwarza. Zuerst empfängt einen die Papierfabrik Jass und so geht es weiter, von BASF bis Heizkraftwerk. Wieder zwei Kilometer weiter wird wieder die Flußseite gewechselt und dann kommt auch schon Rudolstadt.

Schloß Heidecksburg
Schloß Heidecksburg

Auf Schloß Heidecksburg war ich schon einmal. So guckte ich mir nur die Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt an. Nun ging es rechtssaalisch durch das Tal weiter – bergauf und bergab. Die schlimmste Steigung hatte auf 250 Metern zwanzig Prozent! Da hab ich halt geschoben.

Saaletal
Saaletal mit Leuchtenburg

In Kahla gibt es einen Fahrradladen mit Kiosk, wo ich eine Bockwurst mit Born-Senf futterte und einen Pott Kaffee trank. Nun wurde der Saale-Radweg sehr schlammig. Der Regen hatte alles ordentlich aufgeweicht. Ab Rothenstein gab es dann wieder Asphalt.

Jena-Lobeda
Jena-Lobeda

Jena empfing mich mit einem rießigen Verkehrsstau an der A4-Auffahrt. Nach der Autobahn sieht man das Neubaugebiet Lobeda. Ich kam etwas vom Weg ab und fuhr auf der linken Saale-Seite an Jenoptic vorbei ins Stadtzentrum. Dort kam ich ins Paradies.

Jena
Jena

Jena-Paradies. Das ist der Fernzughaltepunkt, benannt nach einem kleinen Park. Ich überlegte schon, ob es sich auszahlt, zuhause zu übernachten. Ich entschied mich dann aber für das „Hotel am Paradies“: Geld im voraus, Klo im Gang, Frühstück teuer.

24. Mai 2013 – Von Jena nach Camburg

Morgens kurz nach 8.30 Uhr brach ich von Jena auf. Ich fror schon als ich vor die Tür trat und das sollte den ganzen Tag nicht aufhören. Außerdem plagten mich Kopfschmerzen und der Magen drehte sich auch um. Das Frühstück hatte ich gleich weggelassen.

Jena
Jena

In Jena fuhr ich erstmal auf die andere Seite der Saale und so aus der Stadt heraus. Und dann gleich bergauf und bergab. Das sollte die ganze heutige Etappe so bleiben. Ab Kunitz führte die Strecke in einem großen Bogen auf die linke Saaleseite. Einen Umweg den man sich sparen kann, es sei den man will beim Porstendorfer Campingplatz einkehren.

Dornburger Schlösser
Dornburger Schlösser

Ab Golmsdorf – wieder rechtssaalisch – geht es dann wieder, landschaftlich reizvoll, nach Dornburg. Die (ehemalige) Stadt begrüßt die Radfahrer auf dem Saale-Radweg mit einem schönen Panorama auf die drei Dornburger Schlösser (Renaissance-Schloss, Rokoko-Schloss und Altes Schloss). Gleich danach kommt die Dornburger Zementfabrik.

Dornburg
Dornburg

Mir ging es leider garnicht gut. Ein paar Meter auf dem Fahrrad und mir wurde eiskalt und speiübel. Erstaunlicherweise ging es, wenn ich lief und das Fahrrad schob. So bin ich die nächsten acht Kilometer, bis nach Camburg, größtenteils gelaufen. Auf dem Weg dahin beschloss ich, dort die Tour abzubrechen.

Saale-Radweg
Saale-Radweg

Bis Camburg ist der Radweg ein Asphaltstraße, auf dem sich schön fahren bzw. schieben lässt. In Camburg – ich kam gerade richtig – hielt ein Zug nach Großheringen, in den ich einstieg. Es gab weder einen Fahrkarten-Automaten, noch einen Zugbegleiter.

Camburg
Camburg

Von Großheringen ging es dann nach Halle (diese Strecke kenne ich ja schon) und von Halle aus mit der S-Bahn nach Leipzig. Natürlich vergaß ich den Verbundfahrschein zu stempeln. Vom Hauptbahnhof aus ging es nachhause – die Hälfte der Strecke bin ich wieder gelaufen.

2. Juli 2013 – Von Camburg nach Halle

8.47 Uhr fuhr ich mit der RB 26413 Von Leipzig nach Weißenfels. Nach der üblichen Pause ging es 9.53 Uhr mit der RB 16312 nach Großheringen weiter. Mindestens drei Schulklassen auf Klassenfahrt und der Zug hatte zehn Minuten Verspätung. In Großheringen wartete netterweise die RB 16225, so das ich 10.30 Uhr in Camburg auf dem Bahnhof stand. Diesmal kein Sachsen-Ticket, da die Normalkarte mit 14.80 Euro preislich drunter lag.

Camburg
Camburg

In Camburg – ein paar Kilometer von Jena entfernt – hatte ich das letzte Mal die Tour beendet. Wahrzeichen ist der fast tausendjährige Burgfried der Camburg, die im 15. Jahrhundert zerstört wurde. Nun ging es weiter, an der Saale entlang, Richtung Norden.

Blick ins Saaletal
Blick ins Saaletal

Der nächste größere Ort ist Bad Kösen. Dort war ich ja letztes Jahr, so das ich die Rudelsburg und Burg Saaleck diesmal weggelassen habe und stattdessen auf den gegenüber liegenden Abhang hinaufradelte bzw. schob. Dort ist die Berggaststätte Himmelreich. Ich war dort mal vor 30 Jahren. An die schöne Aussicht auf Saaleck und die Burgen, konnte ich mich noch erinnern.

Bad Kösen
Bad Kösen

Nach einem Schnitzel mit Cola und Engelskuss, und um 20 Euro erleichtert, ging es auf der schönen Asphaltstraße mit 45 km/h wieder ins Tal. In der Nähe des Himmelsreiches stellte ich vorher noch die Bremsen nach. Nun ging es über eine kleine Fußgängerbrücke rechtssaalisch am Gradierwerk vorbei und danach wieder linkssaalisch zum Landesweingut.

Kloster Pforta
Kloster Pforta

Das Landesweingut Kloster Pforta gibt es seit 1154. Die Qualität der Saale-Unstrut-Weine kann ich allerdings nicht beurteilen. Vom Zug aus sieht man nur den Weinberg, mit einem großen Schriftzug ähnlich des Hollywood Sign. Überhaupt schlängeln sich bis Halle der Radweg, die Saale und die Eisenbahnschienen umeinander.

Unstrut-Mündung
Unstrut-Mündung

Die Saale führt in einem großen Bogen um Naumburg herum. Dort mündet die Unstrut in die Saale. Den Unstrut-Radweg könnte man auch mal fahren. Schon vor Jena ist der Saale-Radweg mit Werbung bemalt worden: „Alter Felsen Keller xx km“. Dies wiederholte sich öfters. Nun kam ich zum Alten Felsenkeller – eine Gaststätte.

Alter Felsenkeller
Alter Felsenkeller

Sehr beeindruckend – ein paar Kilometer weiter – ist die Schönburg. Die 1137 erstmals erwähnte Burg liegt auf einem Sandsteinfelsen etwa 40 m über der Saale. Darauf trohnt ein 32 Meter hoher Bergfried. Natürlich gibt es auch eine entsprechende Steigung am Radweg. Dieser führt mit der Saale um die Vierberge herum nach Leißling.

Schönburg
Schönburg

Dabei kann man auf der anderen Flußseite das Schloss Goseck bewundern. Nach Leißling kommt Weißenfels. Die kleine Stadt kenne ich nur durch die Warterei auf dem Bahnhof. Und das Panorama, vom Bahnhof aus, ist sicher unschön.

Schloss Goseck
Schloss Goseck

Bis hierher war der Saaleradweg in sehr gutem Zustand und meist Asphalt. Fleißige Menschen haben nach dem Hochwasser den Weg wieder freigeräumt, ich hab sie zum Teil noch bei den Aufräumarbeiten gesehen. Dank und Respekt. Ab Weißenfels wird der Radweg anstrengender: Lochplatten, Gitter, Waldwege und Grobpflasterung. Und Ablagerungen vom Hochwasser.

Kirche Schkortleben
Kirche Schkortleben

Nun geht es durch Schkortleben, Kleinkorbetha und Goddula nach Bad Dürrenberg. Das Gradierwerk ist ja bekannt und ich habe bereits als Schüler kleine Radtouren hierher gemacht. Von Leipzig aus sind es ja nur ein paar Kilometer. Die Bahnstrecke nach Leipzig führt durch den Ort und am Morgen war ich auch hier bereits durchgefahren.

Gradierwerk Bad Dürrenberg
Gradierwerk Bad Dürrenberg

Nun ging es – mit zwei Cola – weiter an Leuna vorbei nach Merseburg. Eine kleine beschauliche Stadt. Ein großer Dom. Eine große Baustelle. Leider ist niemand auf die Idee gekommen, für ortsfremde Radtouristen eine Umleitung einzurichten. Durchgefrimmelt. Später ein Schild entdeckt mit Übernachtungen ab 31 Euro mit Frühstück im Hotel „Am Stadt-Stadion“. Als ich dort anlangte wollte sie 48 Euro. Zu teuer und zwei Kilometer für umsonst.

Merseburger Dom
Merseburger Dom

An dieser Stelle habe ich dann beschlossen, bis Halle durchzufahren und dort mit der S-Bahn nachhause zu gondeln. An Schkopau vorbei führte er Radweg nach Röpzig, wo die Weiße Elster in die Saale mündet. Auch diesen Radweg könnte man mal fahren. Vorher bei Rattmannsdorf war der Radweg abgesoffen und leider auch nicht durchfahrbar. Ich bekam nasse Füße.

Elster-Saale-Talbrücke
Elster-Saale-Talbrücke

Kurz vor Halle nun noch eine richtige Attraktion: Die mit 8614 Meteren längste Brücke Deutschlands, die Elster-Saale-Talbrücke, überquert hier die beiden Flüsse, samt Naturschutz- und Wasserschutzgebiet. Die Brücke, an der seit 2006 gebaut wird, gehört zur Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle.

Hafenbahnbrücke Halle
Hafenbahnbrücke Halle

In Halle wurde der Radweg wieder angenehmer. Er führt dort zum Teil auf einer alten Bahnstrecke (Hafenbahn) zum Zentrum. Die alte Hafenbahnbrücke gehört auch dazu. Ich radelte durchs Stadtzentrum zum Bahnhof. Leider sind die Schnellstraßen da etwas eklig. Für 6.60 Euro ging es dann mit der nächsten S-Bahn nachhause. Über 90 Kilometer.

3. Juli 2013 – Von Halle nach Bernburg

Nach der anstrengenden Tour vom Vortag, wollte ich es nun etwas ruhiger angehen. Ich schlief in aller Ruhe aus, schrieb den Bericht noch fertig und radelte dann zum Bahnhof. Die S-Bahn kostete wieder 6.60 Euro und war pünktlich 12.15 Uhr in Halle.

Halle
Halle

In Halle nahm ich diesmal einen anderen Weg zurück zur Saale. Das klappte recht gut. Dann ging es auf dem Radweg weiter zur Peißnitzinsel. Die kennt man ja von diversen Veranstaltungen auf der Freilichtbühne. Nach einem kurzen Stück auf der rechten Saaleseite ging es dann wieder linkssaalisch weiter nach Krollwitz, Lettin und Brachwitz. Zwischendurch gab es tatsächlich eine ausgeschilderte Radweg-Umleitung zu bestaunen.

Saale-Radweg-Umleitung
Saale-Radweg-Umleitung

In Brachwitz wechselte ich mit der dortigen Fähre die Flußseite. Eine sehr ungewöhnliche Fähre. Zum ersten kostete die Überfahrt für mich und mein Fahrrad nur 50 Cent – billiger sind nur die NOK-Fähren. Zum zweiten war die Fähre eine Gierseil- und Kettenfähre. Das habe ich in Kombination auch noch nicht gesehen.

Fähre Brachwitz
Fähre Brachwitz

Nun führte der Saale-Radweg über die Felder nach Döblitz und Mücheln. Das Fahrradmuseum habe ich leider nicht gefunden. Dafür bestaunte ich eine Kapelle der Templer. Eines der wenigen Gebäude das von den Tempelrittern in Deutschland noch existiert. Es wurde erstmal 1270 urkundlich erwähnt.

Templerkapelle Mücheln
Templerkapelle Mücheln

Auch der nächste Ort atmet Geschichte: Wettin. Aus diesem kleinen Ort mit der großen Burg stammen die Wettiner. Das ist deutscher Uradel – über tausend Jahre nachweisbar – der zahlreiche Herrscher stellte. Wettinischer Abstammung ist zum Beispiel Elisabeth II. von Großbritannien und Nordirland. Die Burg könnte man mal neu streichen.

Burg Wettin
Burg Wettin

Über Rothenburg und Nelben fuhr ich nach Trebnitz. Auf einer Streuobstwiese probierte ich die Kirschen. Der dortige Rastplatz hatte sogar ein Klo. Es begann zu regnen und ich zog einen Regen-Poncho über. Das Wetter war den ganzen Tag recht angenehm gewesen, nun kamen Regenwolken.

Kirschgrund Könnern
Kirschgrund Könnern

In Alsleben kaufte ich bei Penny das Abendessen und aß einen Teil auf einer Parkbank am Saaleufer. Auch wenn man vom Saale-Hochwasser nicht soviel gelesen hat, sah man entlang der heutigen Etappe überall Schäden: braune Felder mit vergammelten Getreide und Müllberge mit Möbeln und Elektrogeräten entlang von Siedlungen und Kleingartenanlagen. Erstaunlicherweise war der Radweg gut befahrbar. Das sollte sich bald ändern.

Alsleben
Alsleben

Von Alsleben ging es linkssaalisch weiter. Zuerst kamen kleine Kirschbäume mit leckeren Kirschen. Dann eine gigantische Autobahnbrücke (A 14). Gleich danach der Galgenhügel. In der Nähe gibt es noch zwei Galgenberge. Vermutlich stammen die Texaner aus dieser Gegend. Am Horizont sieht man schon das Schloss Plötzkau, das auch mal als Strafanstalt diente. Passt ja alles zusammen.

Schloss Plötzkau
Schloss Plötzkau

Nun folgte der Auenwald zwischen Plötzkau und Gröna. Das ist das natürliche Überflutungsgebiet der Saale und es wurde auch überflutet. Der entwurzelte Baum war harmlos, aber der folgende Schlammweg hatte es in sich. Man muss bei tiefem Schlamm ganz langsam fahren, sonst rutscht man weg oder die Räder drehen durch und man fällt einfach um. Langsam fährt man am besten stehend.

Auwald bei Plötzkau
Auwald bei Plötzkau

Erstaunlich: Hinterher war das Fahrrad völlig verschlammt, aber ich noch sauber. Nach weiteren fünf Kilometern auf der rechten Saaleseite, da war eine neue Fußgängerbrücke, erreichte ich Bernburg. Hier gibt es eine hübsche Burg, erstmals 961 erwähnt, und ein Hotel wo ich, nach 50 Radkilometern, übernachte.

Bernburg
Bernburg

4.Juli 2013 – Von Bernburg nach Barby

Der Morgen begann mit einen kaffeereichen Frühstück im Hotel, der Planung für die letzte Etappe und einem schnellen Blick auf den Wetterbericht. Bernburg habe ich gegen 9.00 Uhr verlassen. Im Osten der Stadt – und bis nach Nienburg – wurde der Saale-Radweg auch zum Europa-Radweg R1 (und noch ein paar anderen Wegen).

Saale-Radweg Bernburg
Saale-Radweg Bernburg

Am Ortsausgang gab es eine ausgeschilderte Umleitung. Nicht wegen des Hochwassers, wie ich anfangs vermutete, sondern wegen eines Bauprojektes. Ein Stückchen weiter kam noch eine Brücke, die ebenfalls nicht auf meiner Karte vorhanden war: Da führten zwei dicke Rohre über die Saale.

Rohrbrücke Latdorf
Rohrbrücke Latdorf

Nun ging es rechtssaalisch weiter bis Nienburg. Der Radweg war ganz gut, leider fing es an zu regnen. Ich entschied mich diesmal für die Regenjacke, in der man leider sehr schwitzt. Gegenüber von Nienburg stellte ich mich eine Viertelstunde unter, bis der Regen fast aufhörte. Bei dieser Kurzetappe hatte ich ja genug Zeit zum bummeln.

Regenpause bei Nienburg
Regenpause bei Nienburg

Nun ging es weiter durch Wedlitz und Wispitz. Beide Orte sind über tausend Jahre alt und haben schon manches Saale-Hochwasser überstanden. 1873 bauten die beiden Dörfer einen Deich und hatten dann ihre Ruhe. Etwas nördlich, an einem alten Saale-Seitenarm, sah ich noch Sandsäcke, der aktuellen Deichverteidigung.

Kirche Wispitz
Kirche Wispitz

An dieser Stelle fuhr ich über die Brücke nach Calbe, um auf einer Alternativroute des Saale-Radweges weiterzufahren, da nach Informationen von der Barby-Homepage alle Elbe- und Saale-Fähren gesperrt sein sollten. In Calbe sah ich mir die St.-Stephani-Kirche an, das Wahrzeichen der Stadt. Die beiden Türme sind 57 Meter hoch.

St.-Stephani-Kirche Calbe
St.-Stephani-Kirche Calbe

Die Kirche ist auch innen sehr beeindruckend, wie auch vier andere Radfahrer feststellten, die ich später wiedertreffen sollte. Hochwasserschäden gab es hier nicht, nur ein wenig Wasser im Keller. Die Kirche hat eine Ernst-Röver-Orgel geschenkt bekommen und nun wird diese schrittweise restauriert und rekonstruiert. Ich spendete etwas Klimpergeld.

St.-Stephani-Kirche Calbe
St.-Stephani-Kirche Calbe

Die Stadt hat auch noch eine Rolandsfigur vor dem Rathaus, die 1976 von Eberhard Glöss, in Anlehnung an die Vorgänger-Figur von 1656, geschaffen wurde. Aber ich fuhr nun weiter zum Bahnhof Calbe Ost, auch Grizehne genannt, von dem ich später zurück nach Leipzig fahren sollte. Ein Bahnhof mit einem zugenagelten Bahnhofsgebäude und einer Hightech-Brückenquerung mit Fahrstuhl. Der Fahrkartenautomat ist sehr nachdenklich.

Bahnhof Calbe Ost
Bahnhof Calbe Ost

Der Bahnhof liegt an der alten Fernstrecke der Magdeburg-Leipziger-Eisenbahn (MLE), auf der vor 174 Jahren und fünf Tagen die erste Eisenbahn fuhr. Mit dem Wasser der nahen Saale wurden damals die Dampflokomotiven getankt. Über den Fluß führte bis 1853 eine einspurige Holzbrücke. Ich hatte mit dem Saalewasser bei der Unterführung der Strecke, etwas südlich, zu kämpfen. Nicht ganz so nass, war die folgende Strecke nach Tornitz.

Saale-Radweg Alternativroute
Saale-Radweg Alternativroute

Durch Tornitz und Werkleitz bin ich schonmal bei der Elbe-Radtour gefahren. Damals fand ich den richtigen Weg nicht und bin über die Landstraße nach Barby. Diesmal wurden ich von drei netten Pferden begrüßt und fand auch den richtigen Weg, der vor und hinter dem Deich nach Barby führt. Auch hier waren noch viele Sandsäcke zu sehen.

Feld bei Barby
Feld bei Barby

Dem Getreide auf den Feldern vor dem Deich hat nichts mehr geholfen. Das kann man nur noch unterpflügen. Verwesungsgeruch und mittendrin ein Betonplatten-Radweg, dem das Hochwasser nichts anhaben konnte. Barby begrüßte mich diesmal mit einem Fluttor. Die Stadt ist zur Hochwasserabwehr mit einer großen Mauer umgeben.

Barby
Barby

Auf dem Rückweg von der Saalemündung – ich bin bis zum Bahnhof Calbe Ost zurückgefahren – habe ich in Barby einen Eisbecher mit Kaffee verdrückt und die vier Radler aus Calbe wiedergetroffen. Sie waren die Landstraße entlang gefahren. Außerdem noch eine Radlergruppe, die eine Elbe-Radtour rückwärts, also zur Quelle, machte.

Barby
Barby

Von Barby aus ging es nun weiter zur Elbe. Mit Verwunderung stellte ich nun fest, dass die Fähre nach Ronney wieder in Betrieb war. Wie sich später herausstellte hatte die Fähre in Groß Rosenburg ebenfalls am Vormittag den Betrieb wieder aufgenommen. Ich hätte also auch über Trabitz und Groß Rosenburg nach Barby fahren können.

Elbe-Fähre Ronney
Elbe-Fähre Ronney

Noch ein paar hundert Meter weiter und ich stand an der Mündung der Saale. Hier endet also der mit 413 Kilometern zweitlängste Nebenfluß der Elbe. Der zugehörige Radwanderweg ist 427 Kilometer lang. Außerdem hat der Fluß zwei nichtvollendete Kanal-Projekte: der Elster-Saale-Kanal und der Mittelkanal bei Merseburg. Für ersteren besteht Hoffnung.

Saalemündung
Saalemündung

Von der Mündung fuhr ich zurück nach Calbe und von dort mit dem RE 17629 nach Halle und weiter mit der S 10 nach Leipzig. Der nachdenkliche Fahrkartenautomat in Calbe kassierte 18.60 Euro und brauchte dann fünf Minuten um den Fahrschein zu drucken. Gegen 17.00 Uhr war ich zuhause.

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