Radtour am Nord-Ostsee-Kanal
Am 26. und 27. Juni 2013 fuhr ich entlang des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) von Brunsbüttel nach Kiel. Bis 1948 nannte sich die künstliche Wasserstraße Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die internationale Bezeichnung ist Kiel Canal. Er ist knapp 100 Kilometer lang und feierte gerade seinen 118. Geburtstag. Der NOK ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.
26. Juni 2013 – Von Brunsbüttel nach Albersdorf
Meine Radtour entlang des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) begann an der Elbe bei Brunsbüttel, also am südlichen Ende. Die Schleusenanlagen in Brunsbüttel (und in Kiel) sind notwendig, um die Pegelunterschiede zwischen Elbe und Ostsee auszugleichen. Außerdem wird man Ebbe und Flut los. Von Brunsbüttel aus wird auch der komplette Schiffsverkehr des NOK gesteuert.
Aufgestanden bin ich aber in Cuxhaven, wo am Vortag meine Elbe-Radtour endete. Dort hatte ich die Fähre nicht gefunden und die nächste wäre erst in einer Woche gefahren. So fuhr ich mit dem Zug: 9.10 Uhr ging es mit Metronom 81512 nach Hamburg. Die hatten wieder so ein großes Fahrradabteil. Diesmal stand mein Fahrrad dort alleine.
Für allgemeine Heiterkeit sorgte eine Durchsage: Man solle wegen eines defekten Fahrkartenautomaten bitte am Zielbahnhof eine Fahrkarte nachlösen. Von Hamburg aus ging es 11.20 Uhr mit einem RegioExpress nach Elmshorn, von Elmshorn 11.55 Uhr mit der Nord-Ostsee-Bahn nach Itzehoe und von Itzehoe 12.31 Uhr mit der Nord-Ostsee-Bahn nach St. Michaelisdonn.
Das alles für 36.50 Euro plus 5 Euro fürs Fahrrad. Der Zug war bereits über den NOK gefahren und ich war nun am Bahnhof etwa 14 Kilometer westlich von Brunsbüttel. Also fuhr ich erstmal mit dem Rad nach Brunsbüttel. Dort kam ich am Chemiehafen an und 14.00 Uhr setzte ich dann mit der Fähre an der Schleusenanlage über. Das AKW wollte ich mir nicht angucken.
Von dort fuhr ich auf der östlichen Seite bis Ostermoor und setzte dann mit der nächsten Fähre wieder ans westliche Ufer über. Alle Fähren über den NOK sind übrigens kostenlos. Das ist Wilhelm I. zu verdanken, der das gesetzlich festlegte. Insgesamt gibt es 14 Fähren auf den 97 Kanalkilometern.
Auf der westlichen Seite ging es mit er ersten Brücke weiter. Dort führt die Bundesstraße 5 mit einer Hochbrücke über den Kanal. Es gibt übrigens nur Hochbrücken, denn die großen Ozeanschiffe müssen ja durch passen. Diese Brücke ist 2.8 Kilometer lang und wiegt 5000 Tonnen.
Dann geht es mit zwei Fähren weiter: Kudensee und Burg. Ich bin aber auf der westlichen Seite geblieben. Als nächstes folgte die Eisenbahnhochbrücke Hochdonn, die ich am Mittag mit dem Zug überquert hatte. Mit einer Länge von 2218 Metern und einem Gewicht von 14900 Tonnen wurde die Brücke 1915-1920 errichtet. Gleich danach gibt es wieder eine Fähre.
Auf der anderen Seite des Kanals gelangt man übrigens zur tiefsten Stelle Deutschlands (3.54 Meter unter NN). Dort ist auch eine hübsche Windmühle und ein paar Kilometer östlich ist Wacken. Auch hier blieb ich auf der linken Seite, um den starken Wind zu entgehen. Ab und zu schien mal ordentlich die Sonne und ich fuhr im T-Shirt.
Als nächstes folgte die Fähre Hohenhörn. Bis hierhin (und auch weiter) war der Radweg ein recht guter Betonplattenweg. Einige male kamen mir tatsächlich auch Autos entgegen, sonst eher Radler. Am Kanalufer saßen viele Angler. Als nächstes kreuzt die Autobahn A23 den NOK. Die 1989 fertiggestellte Brücke ist 390 Meter lang.
Auf den folgenden 6 Kilometern zog sich der Himmel entgültig zu und ich beschloss für diesen Tag die Reise zu beenden. An der nächsten Brücke bog ich vom Kanal ab. Die Eisenbahn- und Straßenhochbrücke Grünental am Kanalkilometer 31 hat sogar eine Aussichtsplattform. Ich bog hier nach Albersdorf ab. Einen kurzen Regenschauer wartete ich in einer Unterführung ab.
Nach vier Kilometern erreichte ich Albersdorf. Ich folgte den Hinweisschildern zu einem Hotel. Eher ein Nobel-Schuppen. Wegen dem einsetzenden Regen lies ich mich zu dem teueren Zimmer überreden. Dafür war das Abendessen etwas billiger: Käse, Würstchen, Jogurt und Traubensaft von LIDL. Heute habe ich ein Drittel des NOK geschafft.
27. Juni 2013 – Von Albersdorf nach Kiel
In Albersdorf begann der Tag im Hotel Bess mit einem ordentlichen Frühstück und einem Blick auf den Wetterbericht: Dauerregen. Nach dem Losfahren begann es zu regnen. Das sollte den ganzen Tag so bleiben. Ich fuhr die Strecke zurück zur Grüntaler Hochbrücke und besuchte diesmal die Aussichtsplattform.
Der Aussichtspunkt ist das Brückenfundament der Vorgängerbrücke. Von dort ging es abwärts zum Kanalseitenweg. Nach ein paar Kilometern, immernoch auf der westlichen Seite, kam die Fähre Fischerhütte bei Kanalkilometer 35. Ich wechselte auf die andere Seite des NOK.
Hier ist die letzte Kettenfähre ausgestellt, die den NOK befuhr. Außerdem gibt es einen kleinen Kiosk, wo ich einen Kaffee trank und einen Backfisch aß. Dann fuhr ich auf der östlichen Kanalseite weiter. Wenigstens gab es etwas Rückenwind.
Ich fuhr mit Regenjacke und zusätzlich mit dem Plastik-Regen-Cape. Nach weiteren sechs Kilometern gab es gleich die nächste Fähre in Oldenbüttel bei Kanalkilometer 41. Danach ging es an Claustal und Meckelmoor vorbei zur nächsten Fähre. Die Fähre Breiholz liegt an Kanalkilometer 49 und markiert ungefähr die Mitte des Kanals.
Die Lotsen, die die größeren Schiffen von Schleuse zu Schleuse begleiten, kennen den NOK natürlich richtig gut. Auf ganz großen Schiffen ist zusätzlich noch ein Kanalsteuerer mit an Bord. Bei Kanalkilometer 55, beim Rüsterberg, ist Lotsenwechsel. Dort ist eine Lotsenstation.
Nun folgte Rendsburg und zuerst einmal die beiden Tunnel, die den NOK unterqueren. Der erste ist ein Autotunnel, der im Moment erneuert wird. Der zweite Tunnel ist für Fußgänger und Radfahrer. Für die Radfahrer gibt es eigentlich einen Aufzug, aber es scheinen alle nur die Rolltreppen zu benutzen.
Ich benutzte den Tunnel, um zur anderen Seite zu gelangen. Eigentlich wollte ich zu einen SB-Waschsalon. Leider mußte ich das Vorhaben aufgeben: Ich schaffte es nicht über die Eider zu kommen. Bei strömenden Regen, mit dem Handy in der Hand, war es auch nicht so einfach. Fahrradfreundlich ist Rendsburg nicht.
Also kehrte ich am Stadtpark wieder um und durchlief nochmal den Kanaltunnel. Nun führte der Radweg in einem großen Bogen zur Hauptattraktion von Rendsburg: Der Eisenbahnhochbrücke. Auch hier bin ich schonmal mit der Bahn drübergefahren. Das war 2012, bei der ersten Etappe meiner Ostsee-Radtour.
Die Brücke aus dem Jahr 1913 ist 2486 Meter lang, mit den beiden Auffahrrampen sind es 7,5 Kilometer. Weil der Rendsburger Bahnhof zu nah am Kanal liegt, macht die Brücke eine Schleife. Leider bekommt man das nicht wirklich fotografiert. Unter der Brücke verkehrt eine Schwebefähre. Leider zur Zeit außer Betrieb.
Drei Kilometer weiter kommt die Fähre Nabiskrug bei Kanalkilometer 65. Nun sind zwei Drittel des Kanals bewältigt. Der Radweg auf der Ostseite wird nun etwas eklig: Es geht einen Waldweg entlang und dann durch ein Sandabbaugebiet. Bei Kanalkilometer 68 folgt dann die Rader Hochbrücke. Hier quert die Autobahn A7 den NOK.
Hier hat der NOK auch eine Insel: die Rader Insel. Einen Kilometer von der Autobahnbrücke entfernt, befindet sich die Schiffsentmagnetisierungsanlage. Ja, so etwas gibt es wirklich. Ein paar Kilometer weiter kann man auf dem Gut Steinwehr Himbeeren selber pflücken.
Inzwischen war ich ordentlich nass. Vor allem die Hosen waren durchnässt. Aus einem unbekannten Grund hatte ich die wasserdichte Hose zuhause gelassen. Also beschloss ich, mir nun ein Hotel zu suchen. Dazu wechselte ich mit der Fähre Sehestedt die Kanalseite. Die dortige Pension war leider belegt.
Also fuhr ich noch sieben Kilometer weiter nach Groß Königsförde und dann weiter nach Schinkel. Kein Hotel. Also fuhr ich an der Straße zur Fähre Landwehr bei Kilometer 87. Hier überquerte ich den NOK und beschloss, nun nach Kiel durchzufahren und von dort gleich nachhause.
Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und war in einen leichten Nieselregen übergegangen. Leider hatte nun auch mein Fotoapparat nachgelassen, das Wasser war in die Linse gelaufen und das Gerät nicht mehr benutzbar. Dabei war nun noch vier Hochbrücken auf den letzten Kilometern.
Zuerst die Eisenbahn- und Straßenbrücke Levensau (gebaut 1893-1894) und gleich daneben die Bundesstraßenhochbrücke Levensau (gebaut 1980-1983). Ich knipste trotzdem weiter, nahm aber auch noch das Handy zum fotografieren.
Drei Kilometer weiter dann wieder zwei Brücken nebeneinander, die aber ebenfalls nacheinander – genauer mit 20 Jahren Unterschied – erbaut wurden: die Straßenhochbrücken Holtenau 1 und 2. Darüber führt die Bundesstraße 503.
Ich fuhr noch weiter bis zur letzten Fähre bei Kanalkilometer 97, die ich schonmal bei meiner Ostsee-Radtour benutzt hatte. Kiel hatte ich damals auch ausreichend erforscht, so das ich nun nur einen kleinen Blick auf die Kieler Woche warf, eine Riesenbratwurst aß und dann zum Bahnhof fuhr. Sinnvolle Zugverbindungen nach Leipzig gab es leider garnicht.
So fuhr ich 18.55 Uhr mit der RegioBahn 31983 nach Neumünster, flitzte dann schnell auf den Bahnsteig 5, wo 5 Minuten später der Regional Express nach Hamburg abfuhr. 20.14 Uhr war ich dann am Hamburger Hauptbahnhof und checkte am Steindamm ins Hotel Lumen ein.
Kiel – ein Jahr zuvor
Kiel besuchte ich, wie ich schon schrieb, im Rahmen der Ostsee-Radtour 2012 schon einmal. Ich wollte damals eigentlich das Kanal-Museum besuchen, kam aber leider genau zwischen zwei Führungen an. Und alleine kommt man nicht rein – der Pförtner meinte das sei seit Nine eleven so. So stand ich ziemlich nass – es hatte damals auch geregnet – vor dem Eingang.
Ich hatte dann keine Lust mehr zu warten: kurz entschlossen setzte ich mit der Fähre MS Adler 1 über (ich mußte ja eh auf die andere Seite des Kanals) und bestieg auf der Südseite der Schleusenanlage des NOK eine Aussichtsplatform. Das kostete einen Euro.