24. Juni 2013 – Von Hamburg nach Glückstadt
Nach einem guten Frühstück im Hotel ging es gegen 9.00 Uhr los. Zuerst zu den Landungsbrücken und dann weiter zum Fischmarkt und nach Altona. Altona gehörte ja lange Zeit zu Dänemark und ist erst seit 1938 ein Teil von Hamburg. Vielleicht ist ja deshalb der Radweg nicht ausgeschildert.
Schließlich gelangte ich zum Museumshafen, wo alte Arbeitsschiffe aus dem Hamburger Hafen zu besichtigen sind. Dort hält auch die HVV-Fähre 62, die ich bestieg, um zum Finkenwerder zu gelangen. Einen Schaffner gab es nicht, so das ich am bordeigenen Fahrkartenautomaten eine Einzelkarte Kurzstrecke 2. Klasse für 1.40 Euro kaufte. Mein Fahrrad ist vermutlich schwarz gefahren.
Finkenwerder war mal – wieder der Name schon sagt – eine Flußinsel. Im Süden ist noch die Alte Süderelbe, die jedoch keine Verbindung mehr zu Elbe hat. Trotzdem gibt es noch einen alten Deich auf dem man Finkenwerder umrunden kann. Dort führt auch der Elbe-Radweg entlang. Hier wurde Gorch Fock geboren.
Der nordwestliche Teil von Finkenwerder gehört EADS. Da stehen riesige Hallen und die Firma hat auch noch einen eigenen Flugplatz. Hier wird ein Bus für die Luft gebaut – der Airbus. Neben End- und Sektionsmontage, macht man auch Kabinenausstattung und Lackierung. Als ich dort war, war aber gerade die Farbe alle.
Auf den nächsten Kilometer ging es nun zwischen Straße und Deich weiter. Unterbrochen wurde es nur mal durch das Este-Sperrwerk. Die folgende Landschaft nennt sich Altes Land. Obstbäume bis zum Horizont. Von irgendwelchen Knallapparaten die räuberische Vögel von den Kirschbäumen vertreiben habe ich nicht gesehen oder gehört.
Stattdessen waren kilometerlang die Bäume mit Netzen verhangen. Ich wiederstand der Versuchung ein paar Kirschen an den zahlreichen Ständen zu kaufen und besorgte mit das Mittagessen in Mittelnkirchen. Brötchen, Bockwurst und eine Flasche Sprite. An einer Sitzbank an der Lühe – dort muß gerade Hochwasser gewesen sein – machte ich es mir gemütlich.
Dann ging es weiter entlang der Elbe. Und zu den technischen Highlights des heutigen Tages. Zuerst die Elbekreuzung 2. Das ist eine zwischen 1976 und 1978 errichtete 380-kV-Drehstrom-Freileitungskreuzung der Elbe, die das Schaltwerk Wilster mit dem Umspannwerk Dollern verbindet. Die Elbekreuzung 1 mit 220 kV kommt gleich danach.
Und ein paar Kilometer weiter gibt es mal wieder ein Atomkraftwerk. Das KKS Stade wurde 2003 stillgelegt und befindet sich zur Zeit im Rückbau. Alle Brennelemente wurden abtransportiert. Auf dem Gelände befinden sich noch schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Der Elbe-Radweg führt in einem eleganten Bogen am AKW vorbei nach Stade.
Das Wetter war den ganzen Tag recht gut. Ab und zu hatte es etwas getröpfelt. Da packte ich die Jacke aus und sobald die Sonne wieder heraus kam, packte ich sie wieder weg. In Stade schüttet es nun mal richtig und ich stellte mich mit drei holländischen Radfahrern unter einen Carport an einer Kneipe am Hansehafen der Stadt.
Nach einem Blick auf das Museumschiff ging es nach Norden weiter. Wenn der Radweg wieder auf die Elbe trifft, fährt man an einer alten Festung vorbei und dann am Deich entlang bis Krautsand. Dort wollte ich eigentlich abkürzen, merkte jedoch nach zwei Kilometern, dass die Strecke garnicht befahrbar ist, weil man nur zum Wochenende über das Sperrwerk kommt.
Nach einem großen Umweg kam ich dann nach Wischhafen. Dort war kein Radweg, wo er sein sollte. Ich hatte schon wegen dem Sperrwerk-Umweg etwas schlechte Laune. Aber nun bekam ich richtig schlechte Laune: Am Fahrrad brach die Hinterachse. Im Bikeline-Radkartenbuch steht eine Werkstatt in nur zwei Kilometer Entfernung. Aufatmen. Dort traf ich kurz vor 18.00 Uhr ein.
Leider gab es keine Werkstatt. Dort war inzwischen ein Cafe. Also pakte ich doch mal das Netbook aus: Die nächste Werkstatt in Glückstadt. Aber auch nur bis 18.00 Uhr geöffnet – also zu spät. Um nach Glückstadt zu kommen, musste ich die zwei Kilometer zurücklaufen, dann noch ein Stück weiter bis zur Elbe-Fähre. Für 3.50 Euro kam ich auf die andere Seite.
Zwischenzeitlich entdeckte ich noch ein Kernkraftwerk am Horizont: Brokdorf. Bekannt durch zahlreiche Demos in den 70er und 80er Jahren. Auf der anderen Seite der Elbe kaufte ich erstmal einen Kaffee und lies mich dann vom Handy zur nächsten Pension leiten. Toilette und Dusche auf dem Flur. Das Abendbrot kam von Penny: Weintrauben, Kartoffelsalat und Erdbeer-Fanta. Das kaputte Fahrrad steht vor der Tür.