Kreuzfahrt (2014)

Als ich Mitte 2014 die restlichen Radtouren für das Jahr plante, beschloss ich folgende Radwege in Angriff zu nehmen: den Europaradweg R1 (teilweise), den Radweg Berlin-Leipzig und den Radweg Berlin-Usedom. Das Ganze ergibt auf der Landkarte ein Kreuz und so nannte ich das Projekt Kreuzfahrt.

1. Teil – Europaradweg R1

Am 7. September begann ich meine Fahrt auf dem R1. Man nennt ihn auch Europaradweg, weil der in Calais am Atlantik losgeht und in St. Petersburg in Russland aufhört. Der Europaradweg R1 heißt in Deutschland D-Route 3 und besteht aus bereits vorhandenen Radwegen und Verbindungen dazwischen. Irgendwelche europäischen Bezüge waren nicht zu erkennen. Selbst die EU-Fördermittel zum Radwegbau wurden meist nicht abgerufen. Der Radweg ist qualitativ ziemlich schlecht, ab Brandenburg wird es dann besser.

7. September 2014

Karte

Nachdem ich den Plan aufgegeben hatte, den Radweg R1 ab der niederländisch-deutschen Grenze zu fahren, beschloss ich in Goslar zu starten und bis zur polnischen Grenze zu fahren. Die Fahrt zum Bahnhof Wilhelm-Leuschner-Platz war genauso neblig, wie meine Reiseplanung.

Bahnhof
Bahnhof

Kurzfristig hatte ich noch den Reisetermin zwei Stunden vorverlegt und schob mein Fahrrad 7:16 Uhr in die S-Bahn 5X nach Halle. Von dort ging es mit dem Neigetechnik-Zug RE 3606 weiter nach Goslar. Die Strecke nach Hannover bin ich bereits mehrfach, aber nicht komplett, bei meinen Städteerkundungen gefahren.

Goslar
Goslar

Goslar war einmal Kaiserpfalz der Salier. Das Kaiserhaus, der besterhaltenste und größte Profanbau aus dem 11. Jahrhundert, liegt vor dem Rammelsberg im Süden. Die Salier stellten zwischen 1027 und 1125 vier Kaiser: Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. und Heinrich V. – und auch einen Papst. Der letzte Kaiser in der Kaiserpfalz war 1693 Wilhelm von Holland.

Kaiserpfalz
Kaiserpfalz

Im gleichen Jahr baute der Kaufmann Hans Siemens ein Fachwerkhaus an der Ecke Schreiber- und Bergstraße. Ora et labora (Bete und arbeite) hat Siemens als Leitspruch über der Haustür anbringen lassen. Das Haus, an dem im Moment Restaurierungsarbeiten stattfinden, ist inzwischen wieder Eigentum von Siemens. Der ehemalige Stammsitz der Familie wird für Tagungen u.ä. verwendet.

Siemenshaus
Siemenshaus

Vom nebligen Goslar fuhr ich nun auf dem Europaradweg R1 nach Osten. Nachdem ich beim Durchfahren eines Baches kurz mit dem Fuß ins Bachwasser tauchte, war ich dann auch ziemlich wach. Wenn auf der Karte kleine schwarze Pfeile auftauchen, bedeutete das für mich meist Schieben. Bis Oker ging es meist bergauf, dann eine kurze Strecke bergab. Dort bin ich auf dem steinigen Weg Downhill gefahren.

Europaradweg
Europaradweg

Nach Oker ging es den Adenberg entlang und wieder nur bergauf. Nach fast drei Kilometern biegt die Strecke dann nach links ab und führt nach Schlewecke. Es gibt eine asphaltierte Abfahrt, leider mit Schlaglöchern. Das gleich anschließende Bad Harzburg durchquerte ich auf einer Alternativroute, die an dem Kopfbahnhof vorbeiführte, an dem ich am Vormittag mit dem Zug gehalten habe. Ab Stadtmitte ging es dann nur noch bergauf.

Nebel
Nebel

Vier Kilometer nach Bad Harzburg ging es dann auf einem breiten Radweg auch wieder abwärts. Die Abfahrt endete an einer Brücke über eine kleinen Fluß, der vor 25 Jahren die deutsch-deutsche Grenze darstellte. Heute ist hier die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Außerdem werden westlich die Hunde an die Leine genommen, wenn ein Radfahrer kommt. Im Osten dürfen sie fröhlich herumtollen.

Grenze
Grenze

Nach der Grenze ging es dann wieder bergauf und bergab. Den kleine Ort Ilsenburg durchquerte ich relativ zügig, erst im Ortsteil Drübeck machte ich mal eine Pause. Dort steht ein Benediktinerinnen-Kloster, welches 960 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Heute eine Tagungsstätte der Evangelischen Kirche mit einem Pädagogisch-Theologischen Institut, einem Haus der Stille, einem Pastoralkolleg und einem Medienzentrum. Die anderen Schafe weiden auf der Wiese.

Kloster Drübeck
Kloster Drübeck

Dann ging es auf der Landstraße nach Wernigerode, dem Ziel der heutigen Bergetappe. Die Stadt hatte ich Anfang 2014 bereits besucht, dabei aber das Luftfahrtmuseum ausgelassen. Diesmal habe ich es mir angesehen: Das Museum für Luftfahrt und Technik zeigt 55 restaurierte Flugzeuge und Helikopter in zwei Hallen. Auf dem Parkplatz steht gleich eine Antonow An-2. Das ist der größte einmotorige Doppeldecker der Welt, der noch im Einsatz ist. Die Tragflächen sind mit Leinenstoff bespannt und bemalt.

Antonow AN-2
Antonow AN-2

Neben zwei Dornier, einer Do 27 B1 und einer Do 28 D1, sind auch zwei Lockheed F-104 „Starfighter“ zu sehen. Regengeschützt, schließlich sind ja wegen dem deutschen Regen eine Menge der Maschinen abgestürzt. Man nannte die Maschinen teilweise „Witwenmacher“. Außerdem sind eine MiG-21 SPS und eine MiG-23 MF zu sehen. Der Name stammt übrigens von den beiden Konstrukteuren Mikojan und Gurewitsch. In der Hubschrauber-Abteilung gab es dann Aerospatiale Alouette II und III, eine Bell UH-1D und eine Westland Whirlwind H.A.R. Mk 10.

Starfighter
Starfighter

Nach dem Museumsbesuch guckte ich mir die Radweg- und Fußwegüberführung über der Tunnelkreuzung an. Das Ganze heißt richtig: Wernigeröder Altstadtkreisel. Das ganze besteht aus drei Ebenen. Unten fahren die Autos, in der Mitte die Eisenbahn und oben können Fußgänger und Radfahrer die Kreuzung passieren. Drei Bahnübergänge sind entfallen, dafür mussten acht Ingenieurbauwerke (Trog-/Tunnelbauwerk, Kuppelbauwerk und Brücken) errichtet werden.

Tunnel Wernigerode
Tunnel Wernigerode

Hier verliess ich den Radweg und fuhr mit der Handy-Navigation nach Süden zu den Sprungschanzen ins Zwölfmorgental. Gleich neben den drei Schanzen befindet sich das Schanzenhaus, mein Hotel, das ich bereits vorgebucht hatte. Trotz hoteleigenem W-LAN habe ich die Fotos nicht ins Netz bekommen, so das ich dann doch meinen Hotspot genommen habe. Der erste Tag war durch die Bergpassagen sehr anstrengend. Den ganzen Tag war es etwas neblig und es hat mal kurz getröpfelt.

Sprungschanze
Sprungschanze

8. September 2014

Karte

Gut ausgeschlafen und mit viel Kaffee im Bauch startete ich die zweite Bergetappe der R1-Tour. Der Blick aus dem Hotelzimmer im Zwölfmorgental war wirklich was wert (siehe Foto). Ich fuhr, wie am Vortag, im T-Shirt. Bei der Abfahrt vom Zwölfmorgental in die Stadt war es noch etwas kühl, dann kam aber ziemlich schnell die Sonne heraus. Ich verlies die Stadt in östlicher Richtung.

Wernigerode
Wernigerode vom Hotel

Im Harz gibt es ziemlich viele Wanderwege. Zum Teil hat man den Radweg R1 einfach auf einen Wanderweg gelegt. Seit 2006 gibt es das Projekt „Harzer Wandernadel“. An 222 sehenswerten Plätzen im Harz gibt es Holzkästen. Darin befindet sich ein Stempel und ein Stempelkissen. Man kann einen Wanderpass abstempeln und darf sich bei 50 unterschiedlichen Stempeln „Harzer Wanderkönig“ nennen. Auch mal eine Idee für einen Radweg.

Wanderstempel
Wanderstempel

Nach Benzingerode fuhr ich auf einem Waldweg, den bereits die Kaiser und Könige des Mittelalters benutzten: der Weg durch das Teufelsbachtal. Im Tal gab es auch Bergbau. Hier wurde Heilerde, sogenannter Grünsand, gefördert. Der Heilschlamm enthält Glaukonit und Schwefelkies. Ein Stück weiter gab es dann noch einen interessanten geologischen Aufschluß, der die subherzynen Gebirgsbewegungen vor 80 Millionen Jahren zeigt.

Heilerde
Förderung von Heilerde

Erstes grosses Ziel war heute das Kloster Michaelstein. Das ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster, heute Sitz der Stiftung Kloster Michaelstein – Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis. Seit 1880 werden am Kloster Forellen, Saiblinge und Schmerle gezüchtet.

Kloster Michaelstein
Kloster Michaelstein

Michaelstein gehört zu Blankenburg, dort wollte ich mir eigentlich den Bahnhof angucken. Der Ort hat einen als Spitzkehre ausgelegten Bahnhof, der 1 km vom Ort entfernt, auf dem Staufenberg liegt. Leider gab es keine Radweg-Schilder und ich fuhr mit einem Umweg in die kleine Stadt. Blankenburg erhielt seine Namen von der Blankenburg die 1123 auf dem Blankenstein errichtet wurde.

Schloss Blankenburg
Schloss Blankenburg

Man hat dort eine schöne Aussicht auf den Ort. Im Schlosshof wurde gerade die Bühne eines Musikfestivals abgebaut, das alljährlich stattfindet. Nachfolgend habe ich dann den falschen Weg genommen und bin ein wenig auf der Bundesstrasse gefahren, um wieder auf den Radweg zu gelangen. Die Reste einer weiteren Burg befinden sich auf dem Calviusberg.

Blankenburg
Blankenburg

Das nächste Ziel der heutigen Etappe war Thale. Dort wurde ich gleich gefragt, ob ich das Taxi bin. Eine Schulklasse, mit schweren Koffern, suchte wohl die Jugendherberge.
In Thale war ich ebenfalls bereits Anfang 2014 bei einer Stadterkundung per Bahn und Rad. Damals bin ich mit dem Sessellift zur Rosstrappe und mit der Kabinenbahn zum Hexentanzplatz gefahren. Dafür war diesmal keine Zeit, ich habe nur Fotos gemacht und eine Bulette gegessen.

Der Riese Bodo, der in eine schöne Königstochter verknallt war, hetzte die Heiratsunwillige durch den schönen Harz. Die Königstochter rettete sich mit ihrem Pferd durch einen kühnen Sprung über den Abgrund mit dem kleinen Fluß. Das Pferd hinterließ einen großen Abdruck – die Roßtrappe. Leider verlor die Königstochter ihre wertvolle Krone, die in den Fluß fiel. Der Riese Bodo stürzte in den Abgrund, wurde in einen Hund verwandelt und muss nun die Krone bewachen. Daher heißt der Fluß nun Bode.

Thale Kabinenbahn
Thale Kabinenbahn

In Thale endet das Bodetal. Der Fluss, der mit zwei Quellflüssen am Brocken entspringt, hat sich hier durch den Ramberggranit geschnitten. Das schluchtartige Tal mit Rosstrappe und Hexentanzplatz ist ja weltberühmt. Die Bode fliesst nun nach Quedlinburg. Ich sollte den Fluß später wiedertreffen.

Bode
Bode

Den Rest von Thale habe ich dann südlich umfahren, das folgende Gernrode habe ich dann nördlich umfahren. Der Radweg führt dort entlang, vermutlich will man keine Touristen. Dafür findet man dort den Bückeberg mit einem interessanten geologischen Aufschluß in die überkippten Schichten des Muschelkalkmeeres. Bereits 959 und bis 1990 hatte man am Bückeberg Kalkstein abgebaut.

Gernrode
Gernrode

Dann ging es fünf Kilometer durch den Wald, bis man um eine Ecke biegt und den Mund nicht mehr zukriegt: auf einem hohen Berg liegt das Schloss der Askanier. Den Teil den man zuerst sieht, ist der Rest des Kollegiatstift St. Pancratius und Abundus, den der Askanier Esico errichtete und der 1024 eingeweiht wurde. Der Name Askanier geht eigentlich auf die Burg in Aschersleben zurück, die neben Ballenstedt und der Burg Anhalt, den Grundstein des späteren Fürstentums Anhalt bildete.

Schloss Ballenstedt
Schloss Ballenstedt

Der West- und Nordteil des Garten des askanischen Schlosses wurde von einem alten Bekannten gestaltet: dem preussischen Gartengestalter Peter Joseph Lenné. 1858 hat der Landschaftsarchitekt in den sogenannten Prinzengarten des Schlossparks eine Sichtachse bauen lassen. Lenné, ein Meister gekonnter Sichtachsen, hat hier eine „Wasserachse“ im italienischen Stil, eingefügt.

Linné-Park
Linné-Park

Neben dem Schloss und dem Park befindet sich noch das Schlosstheater. Albert Lortzing dirigierte hier seine romantische Zauberoper „Undine“, in der ja Undine als Tochter des Wasserfürsten dem Brunnen entsteigt. 1852 gestaltete Franz Liszt hier ein Musikfest mit Werken von Wagner, Raff und natürlich Hector Berlioz. Aus Leipzig war der Studentenchor Pauliner mit dabei.

Schlosstheater
Schlosstheater

Ich hätte mir das gern etwas näher betrachtet, aber alle Einrichtungen in und um das Schloß hatten leider montags geschlossen. In Ballenstedt ist Albrecht der Bär begraben, der berühmte Askanier eroberte die Mark Brandenburg. Im Bauernkrieg wurde der Ort gestürmt und teilweise zerstört. 1543 wurde der Ort eine Stadt, 1626 plünderte Wallenstein und 2014 fuhr ich mit dem Fahrrad durch.

Ballenstedt
Ballenstedt (Blick vom Schloss)

Dann ging es weiter durch Meisdorf bis zur 1021 erstmals erwähnten Konradsburg. Die Erbauer mussten die Burg verlassen und in ein Kloster umwandeln, als Sühneleistung für einen Mord. Ermordet wurde Adalbert II., der Sohn des Ur-Askaniers Esico und Großvater von Albrecht dem Bären. Was die Pyramiden auf dem Burgberg machen, habe ich leider nicht herausbekommen, denn mir rannte etwa die Zeit davon.

Konradsburg
Konradsburg

Der Radweg biegt nun nach Norden ab und führt durch Ermsleben, Reinstedt, Hoym und Gatersleben zum Concordia-See. Der künstliche See war ein Braunkohletagebau. Hier hat sich im Juli 2009 ein schlimmes Unglück abgespielt: Ein dreihundertfünfzig Meter breiter Landstreifen mit drei Menschen, zwei Doppelhäusern, einer Straße, einem Aussichtspunkt und einem Info-Kiosk verschwanden im See. Die Flutwelle hob ein Schiff am gegenüberliegenden Strand aufs Trockene. Neben den drei Toten wurden 41 Menschen obdachlos.

Concordia-See
Concordia-See

Die Unglücksursache war der hohe Grundwasserdruck und die lose aufgeschüttete Kippe. Ein seismisches Ereignis, vermutlich ein kleines Erdbeben der Stärke 1.0, löste dann den Böschungsabbruch aus. Der See wird auch weiterhin gesperrt bleiben, bis die Böschung saniert werden kann. Der südliche Teil des Sees mit der bis zu 150 Meter hohen Kippe, dort war ein Bürgerpark geplant, darf auch nicht betreten werden.

Abenteuerland Königsaue
Abenteuerland Königsaue

Seitdem meiden Touristen den See. Ich bin am Nordufer des Sees entlang gefahren. Dort liegt das Abenteuerland Königsaue – ein riesengroßer Spielplatz für Kinder. Ein Stück weiter ist dann das Reitsportzentrum Königsaue, wo ich übernachtet habe. Leider gab es da kein Frühstück und so fuhr ich noch einmal nach Hoym zum Einkaufen. Diesmal fuhr ich auf der anderen Seite des Concordia-See. Die Straße führt weiträumig um die Hochkippe herum.

Minka
Minka musste draussen bleiben

Zum Abendbrot gab es Obst und Käse-Brötchen. Die kleine Katze, mit der ich mich angefreundet hatte, durfte dann doch nicht kuscheln. Sie verlor ziemlich viele Haare. Sie war auch noch den nächsten Tag beleidigt.

9. September 2014

Karte

Nach einer angenehmen Nacht im Reitsportzentrum am Königsauer See ging es recht gemächlich nach Nordosten. Es fehlte mir der Morgenkaffee und natürlich gab es gleich eine Steigung.

Reitsportzentrum Königsaue
Reitsportzentrum Königsaue

Nach zwölf Kilometern traf ich zwischen Gänsefurth und Löderburg wieder auf die Bode. Den Fluß hatte ich in Thale überquert und folgte ihm nun bis zur Mündung. In Löderburg war die Bode schon recht breit und wurde von einer neuen Brücke überspannt. Einen Teil der alten Brücke, einer Eisenbahnbrücke mit Holzbohlen, hatte man daneben gestellt.

Bodebrücke Gänsefurth-Löderburg
Bodebrücke Gänsefurth-Löderburg

In Gänsefurth gibt es die Schloss-Quelle, die 1886 erschlossen wurde. In DDR-Zeiten gehört sie nicht zum allumfassenden Getränkekombinat, sondern war Teil eines Volkseigenen Gutes. 1991 wurde alles privatisiert und verkauft. Heute werden allerhand Getränke unter „Gaensefurther Schloss Quelle“ vermarktet.

Dann war ich auch gleich in Staßfurt, wo der größte Teil der Fernsehgeräte in der DDR-Zeit herkam. Sie bauten dort aber auch Röhrenradios und Tonbandgeräte. Ich bog mal kurz vom Radweg ab und beguckte das RFT Firmengelände. Leider war nirgends das Museum zu entdecken. Das hätte ich mir sehr gern angesehen. Ich kann mich nur noch an einem Fernseher Luxomat erinnern, den wir zuhause hatten. Schwarzweiss und natürlich mit einem Feutron-Stelltrafo.

RFT Staßfurt
RFT Staßfurt

Soviele Discounter an einem Radweg, wie in Staßfurt, habe ich noch nicht gesehen. Am letzten ALDI gab es einen kleinen Verkaufswagen, wo ich endlich mal zwei Kaffee trinken konnte. Leider hatte ich keinen Hunger, denn das Essen sah nach gut und billig aus. Nach der kleinen Pause ging es aber auch schon wieder weiter.

Staßfurt
Staßfurt

Fünf Kilometer weiter gab es dann ein marodes Schloss in Hohenerxleben zu besichtigen. Dort finden ein paar Veranstaltungen statt, aber der Hund ist dort begraben. Am Schloss traf ich ein Ehepaar aus Hoym, dort war ich am Vortag einkaufen. Die Beiden erzählten über das Unglück am Concordia-See, das sie miterlebt hatten, und die ausbleibenden Touristen. Ich erzählte von meinen Reiseplänen.

Schloss Hohenerxleben
Schloss Hohenerxleben

Nach weiteren vier Kilometern auf dem Rad erreichte ich Neugattersleben. Zuerst warf ich einen Blick in den Park und war entäuscht. Das sah nicht nach intensiver Pflege aus. Hier bringt der R1 wohl auch zuwenige Touristen, damit sich das lohnt. Sehr lustig fand ich die mit „XXV DDR“ beschriftete Brücke, die vom VEB OGIS gestiftet wurde. Wer weiss, wer hier schon Joggen war. Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar!

Park Neugattersleben
Park Neugattersleben

Das Schloss Neugattersleben ist ein Stück weiter. Hier wohnt nicht mehr die Familie von Alvensleben, sondern der Wirtschaftsberater von Sigmar Gabriel. Klaas Hübner, bis 2009 MdB, ließ sich 1991 als Unternehmer in Gattersleben nieder. Er wohnt mit Frau und vier Kindern im Schloss. Außerdem gibt es die Firmengruppe Schloss Neugattersleben, eine Ansammlung von Firmen verschiedener Sparten, die ihren Sitz im Schloss haben. Interessierte Besucher können werktäglich einen Blick auf das Gelände werfen, sofern sie das Innere des Schlosses nicht betreten.

Schloss Neugattersleben
Schloss Neugattersleben

Nun führte der Radweg in einem Bogen nach Nienburg, das mich mit dem berühmten Glockenspiel am Marktplatz empfing. 1928 wurde es von Adolf Meyer gestiftet. Eine Minute nach jeder vollen Stunde spielt das Glockenspiel eine von 21 vorhandenen Melodien. Genau gegenüber ist die Eisdiele mit dem leckersten Eis von Sachsen-Anhalt. Das ist das „Café Eiszeit“ von Barbara Stadie. Ich habe einige Sorten probiert, das Milchreis-Eis mit Zimt war am besten.

Eisladen Nienburg
Eisladen Nienburg

1928 wurde aus einer alten Rohrgießerei ein Kino. Die Fenster in dem gelben Bachsteinbau wurden teilweise zugemauert und mit sehr interessanten Glasbausteinen vermauert, die dem Gebäude einem seltsames Reiz verleihen. Ich jedenfalls bin stehengeblieben. Das Kino, mit dem Namen „Capitol“, steht seit der Wende leer und verfällt zusehens. Auf der Tür stehen Telefonnummern.

Kino Nienburg
Kino Nienburg

Auf dem folgenden Areal wurde zwischen 930 und 950 die „Neue Burg“ errichtet. Daher stammt der Name Nienburg. Der jüdische Gesandte Ibrahim ibn Yaqub kam 20 Jahre später vorbei und erwähnte den Ort. Ibrahim ibn Yaqub war so etwas, wie der Marco Polo des Islam, denn er wurde vom Kalifen von Cordoba geschickt. Später wurde alles umgebaut: Die Klosterkirche St. Marien und St. Cyprian aus dem Jahre 1004 ist ein bedeutendes frühgotisches Bauwerk.

St. Marien und St. Cyprian
St. Marien und St. Cyprian

In Nienburg endet die 169 Kilometer lange Bode und mündet in die Saale. Damit endete auch der Bode-Radweg. Ich verliess die Stadt am Zusammenfluss von Bode und Saale und traf auf der anderen Flußseite auf den Saale-Radweg, den ich bereits 2013 entlang gefahren bin. Damals hatte ich Nienburg nicht besucht, es regnete und ich hatte mich untergestellt.

Mündung der Bode
Mündung der Bode

Von Nienburg ging es nun rechtssaalisch nach Süden zu der Stadt Bernburg. Wegen dem Bau einer Umgehungsstrasse am Pfingstberg, musste ich dort einen kleinen Umweg fahren. Der Europaradweg führt dann nicht in die Innenstadt von Bernburg, sondern biegt nach Süden ab und folgt nun der Fuhne, die bei Bernburg in die Saale mündet. Der Fluß hat zwei Mündungen, aber dazu später.

Am Pfingstberg
Saale-Brücke am Pfingstberg

Nach wenigen Kilometern folgt eine Brücke, wo einst eine kleine Kiesbahn die Fuhne überquerte. Hier wurde Lette, ein sandiger Ton mit Kalk, abgebaut und in einer Ziegelei zu Hartbrand-Klinkern verarbeitet. Diese wurden dann in den Kanalisationen der Städte verbaut. Ich folgte nun weiter dem Fuhne-Radweg.

Fuhne-Brücke Kiesbahn
Fuhne-Brücke Kiesbahn

Bei Leau verliess ich dann den Fuhne-Radweg und bei Preußlitz überquerte ich dann zum letzten Mal das kleine Flüsschen. Die Fuhne ist ein seltsamer Fluß. Hundert Meter nach der Quelle verzweigt sich der Fluß in zwei Teile. Der eine fließt in die Saale, der andere in die Mulde. Dies nennt man Bifurkation. Von Mündung zu Mündung sind es 59 Kilometer.

Fuhne
Fuhne

Bei Cörmig fand ich dann ein interessantes Trike in einem Garten und hab mal über den Gartenzaun geknipst. Das sieht aber ziemlich schwer aus und ist sicher nur mühsam zu fahren. Wenn man alte Fahrradrahmen benutzt und gebräuchliche Fahrradteile, wird das sicher einfacher. Ich wollte ja mal sowas bauen, aber die Zeit…

Trike bei Cörmigk
Trike bei Cörmigk

In Biendorf gab es dann ein Schloss zum angucken. 1759 wurde das Landschloss in eine spätbarocke Schlossanlage umgebaut. Außerdem gab es Anbauten. 1919 ist bis auf das Torhaus alles abgebrannt und wurde anschließend neu aufgebaut. Dann übernahm der Staat alles und richtete Schulen für Landfrauen und Landwirtschaft ein. Seit 2005 ist alles im Privatbesitz der Familie Van de Merwe und inzwischen ein Tagungszentrum.

Schloss Biendorf
Schloss Biendorf

In Frenz lief ich durch eine Baustelle an Bahnübergang und futterte einen Apfel vom Alleebaum. In Großpaschleben gab es ein Wasserschloss. Auch dieses Schloss gehört jemanden: der Unternehmensgruppe Burchard Führer. Der Unternehmensgruppe aus Dessau-Roßlau gehören Altenpflegeheime, Hotels und Ferienanlagen. Im Wasserschloß Großpaschleben betreibt Führer ein Seniorenpflegeheim. Dann ging es weiter nach Köthen.

Wasserschloss Großpaschleben
Wasserschloss Großpaschleben

Die erste Erwähnung Köthens (1150) gab es, weil ein Askanier, nämlich Otto von Ballenstedt, plündernde Slawen bekämpfte. 1400 begann der Bau der St. Jakobskirche auf den Grundmauern einer früheren Kirche. Danach ging es nur noch abwärts: 1445 wurde über die Stadt die Reichsacht verhängt, 1450 kam die Pest über die Stadt und 2014 rammte ein Auto einen Stromkasten auf dem Marktplatz. Netterweise gab es auf dem Marktplatz auch einen Stand mit Bratwurst und Cola.

St. Jakob Köthen
St. Jakob Köthen

Und vor dem Schloss waren Fahrradboxen. Allerdings waren alle Geldeinwurfautomaten abgebaut. Man konnte nun mit einem normalen Fahrradschloss den Kasten zumachen. Ein Fahrrad habe ich nicht gesehen, finde die Idee aber gut, wenn man mit Gepäck unterwegs ist. Das Schlossmuseum mit Bach-Gedenkstätte machte vor meiner Nase die Tür zu – es war 17.00 Uhr. So verliess ich die Stadt in nördlicher Richtung.

Schloss Köthen
Schloss Köthen

Es ging nun entlang der Bundesstrasse 187a nach Pißdorf, wo ich das Strassenschild fotografierte. Dann ging es über Osternienburg und Elsnigk nach Reppichau. Der ursprüngliche slawisch geprägte Name ist Repgow. Der größte Sohn des Dorfes ist Eike von Repgow. Die Grablege ist völlig unbekannt und inwischen auch die Herkunft aus Reppichau umstritten. Den Einheimischen ist das egal: Reppichau ist das offizielle Sachsenspiegel-Dorf.

Reppichau
Reppichau

Eike von Repgow schuf mit dem Sachsenspiegel das erste deutsche Rechtsbuch, mit dem das Recht der Sachsen vereinheitlicht werden sollte. Das Werk entstand auf Bitten des Grafen Hoyer von Falkenstein. Nach Falkenstein wurden die Ritter der Konradsburg vertrieben, wegen des Mordes an dem Askanier Adalbert II. Auf Burg Falkenstein entstand vermutlich der Sachsenspiegel. Die Sächsischen Weltchronik stammt nach neuesten Forschungen nicht von Eike von Repgow.

Sachsenspiegel-Museum Reppichau
Sachsenspiegel-Museum Reppichau

Nach weiteren sechs Kilometern erreichte ich dann den Elbe-Radweg bei Aken und am Stadtausgang das kleines Hotel „3 Kastanien“. In der Tankstelle nebenan hatte ich vorher noch zwei Brötchen erstanden. Leider funktioniert auch hier der Hotspot nicht.

Aken
Aken – der lange Weg nach Dessau

10. September 2014

Karte

Nach einer ruhigen Nacht in der Pension 3 Kastanien, gab es dann ein nettes Frühstück mit viel Kaffee. Den defekten Zuckerstreuer habe ich repariert. Held. Auch Aken hatte ich bereits auf meiner Elbe-Radtour gesehen, so das ich auf eine Stadtbesichtigung verzichtete. Die Stadtbefestigung aus dem Mittelalter mit drei erhaltenen Tortürmen ist aber sehenswert.

Technikmuseum Hugo Junkers - IL 14
Technikmuseum Hugo Junkers – IL 14

Ich radelte los und gelangte nach wenigen Kilometern nach Dessau. Gleich am Ortseingang ist das Technik-Museum Hugo Junkers. Leider hatte es noch nicht geöffnet, man konnte aber die Außenexponate ansehen. Auch hier durften die russischen Jagdflugzeuge nicht fehlen. Sogar eine IL 14 war zu sehen. Ich bin mal mit einer IL 18 geflogen, das hat mir gereicht.

Technikmuseum Hugo Junkers - MiG 23
Technikmuseum Hugo Junkers – MiG 23

Dann bog ich in die Gropiusallee ab und fuhr am Bauhaus vorbei. Nebenan in der Ebertallee hat man die Meisterhäuser fertig restauriert. Bei meinem letzten Besuch bei der Elberadtour war da noch Baustelle. 1926 wurde sie von Walter Gropius erbaut und im Zweiten Weltkrieg die ersten beiden Häuser zerstört. Diese hat man nun neu erbaut. Aber es sieht etwas seltsam aus: Die Villen sind nun aus Leichtbeton gebaut. An Stelle von Fenstern und zum Teil auch der Türen sind beschichtete Glasscheiben zu sehen.

Meisterhäuser Dessau
Meisterhäuser Dessau

Zur Elbe führte nun der Radweg weiter. Nach dem Hochwasser von 1786 wurden die Wallwitzberge, eine eiszeitliche Moräne, künstlich erhöht. Bis 1800 wurde auf dem größten Berg, dem Wallwitzberg, ein Turm in der Art einer mittelalterlichen Burgruine errichtet. Als ich dort vorbeifuhr, gab es eine Aktion des Vereins, der für die Rekunstruktion der Burg verantwortlich ist und das Gelände pflegt. Dann ging es über die Jagdbrücke, die die Mulde überquert, die wenig später in die Elbe fließt. Hier endet der Mulderadweg.

Wallwitzburg
Wallwitzburg

Nach zwei Kilometern gab es eine Radwegumleitung und ich fuhr über Waldersee nach Vockerode. Dafür konnte ich mir das Schwedenhaus ansehen. Ein Haus steht dort aber nicht mehr. 1786 lies Fürst Leopold III. dort ein Wallwächterhaus errichten. Den Namen Schwedenhaus bekam das Gebäude 1792 bei der Schenkung an den schwedischen Hauptmann Baron von Greifenheim. Bis 1969 wurde das Haus genutzt, unter anderem als Gastwirtschaft. 1981 ist es bei einer Feuerwehrübung abgebrannt.

Schwedenhaus
Schwedenhaus

Dann ging es nach Süden durch den Wald. Dort gab es erstmal ein Schlößchen: 1708 wurde hier eine Mühle, die Kapenmühle, errichtet. 1880 wurde eine Försterei aus dem Gebäude. Etwa 1905 wurde es zum Jagdhaus, dem heutigen Kapenschlößchen, umgebaut. Später residierten der Landeskriegerverband, die Gauleitung Magdeburg und das Ministerium für Staatssicherheit darin. Heute ist es Sitz des UNESCO-Biospärenreservats Mittelelbe.

Kapenschlößchen
Kapenschlößchen

Mitten im Wald standen dann nicht nur Fahrradboxen, sondern auch eine Biberfreianlage. Die Anlage ist einmalig in Deutschland. Von einem Holzturm kann man schön auf die Anlage gucken. Biber waren aber nicht zu entdecken. Ich habe aber auch nur zehn Minuten gewartet und die putzigen Nager sind ja auch nachtaktiv. Es gibt auch eine Beobachtungshütte mit Sichtfenster, leider war dort niemand da.

Biberfreianlage
Biberfreianlage

Ein paar Kilometer weiter radelten dann zwei Ehepaare mit einem großen Picknickkorb auf Schienen durch den Wald. Das Gefährt heißt Schienenfahrrad oder Eisenbahn-Draisine. Die Strecke war für den Transport von Braunkohle aus dem Tagebau Golpa-Nord bei Gräfenhainichen zum Kraftwerk in Vockerorde errichtet worden. Heute kann man in Vockerode die Draisine für 30 Euro mieten und nach Oranienbaum radeln.

Schienenfahrrad
Schienenfahrrad

Nach weiteren drei Kilometern Wald kam ich in Oranienbaum an. Dort gab es einen interessanten Park mit einem englisch-chinesischen Garten und einer großen Pagode. Leider auch viele Jugendliche: die Mädchen malten in Zeichenblocks und die Jungs waren in YOLO-Stimmung. Der Garten stammt von 1797 nach Entwürfen von Sir William Chambers und gilt als einziger seiner Art in Deutschland. UNESCO-Weltkulturerbe.

Park Oranienbaum
Park Oranienbaum

Das Schloss wurde ab 1683 von dem holländischen Baumeister Cornelis Ryckwaert errichtet. Hier residierten Fürst Johann Georg II von Anhalt-Dessau und Henriette Catharina von Oranien-Nassau. Der ganze Ort und das Schloss basieren auf einem geometrischen Grundriss. Das Schloss wird seit geraumer Zeit saniert, ist aber trotzdem geöffnet. Von weitem sah es ziemlich schäbig aus.

Schloss Oranienbaum
Schloss Oranienbaum

Das Haus Oranien hat es mit den Südfrüchten etwas übertrieben. So gibt es eine 1818 gebaute Orangerie wo tatsächlich Orangen gezüchtet wurden. Das Gebäude ist 176 Meter lang. Gegenüber des Schlosses, auf dem Marktplatz, gibt es einen schmiedeeisernen Orangenbaum. Mir stand der Sinn eher nach Kaffee und Bratwurst. Auf dem Markt gab es auch eine entsprechende Bude, dessen Standbetreiber aus Gräfenhainichen kam. Das war mein nächstes Ziel. Aber bis dahin gab es wieder sieben Kilometer Wald.

Oranienbaum
Oranienbaum

Der ehemalige Tagebau Golpa-Nord bei Gräfenhainichen heißt heute Gremminer See. Damit soll an das Dorf Gremmin erinnert werden, das dem Tagebau zum Opfer fiel. Interessanterweise kennt eigentlich niemand diesen See namentlich, dafür aber die auf einer Halbinsel liegende Stadt aus Eisen: Ferropolis.

Ferropolis - die Stadt aus Eisen
Ferropolis – die Stadt aus Eisen

Hier haben findige Leute ein ordentliches Vermarktungskonzept hingekriegt. Neben dem Freilichtmuseum mit fünf Tagebaugroßgeräten, gibt es rund um den See wunderliche Container als kleine Aussichtstürme, kleine Kunstwerke aus rostigem Metall und Tafeln die an das Dorf Gremmin erinnern.

Container am See
Container am See

Ich war schon sehr oft in Ferropolis, aber immer nur zum Splash-Festival. Daneben gibt es noch Einzelkonzerte, das Melt-Festival und die Pyro-Games in der Eisenstadt. Der Anblick der leeren Campingsplatz-Wiesen war etwas seltsam für mich. Der Europaradweg führt nun, mal wieder durch den Wald, nach Radis. Von dort geht es an der Bahnlinie entlang nach Nordosten.

Kunst am See
Kunst am See

Nach vier Kilometern gelangt man dann zum nächsten Tagebausee: dem Bergwitzsee. Hier wurde zwischen 1908 und 1955 Braunkohle gefördert. In den 1960er Jahren wurde alles saniert und mit Grund- und Regenwasser geflutet. Nun gibt es einen großen Badestrand und einen geheimen Badestrand in der Silbersee-Bucht. Außerdem einen eingezäunten Campingplatz.

Bergwitzsee
Bergwitzsee

In Bergwitz trifft der Radweg Berlin-Leipzig auf den Europaradweg R1. Das ist der südliche Teil meines Kreuzes. An dieser Stelle werde ich also noch einmal stehen. Im Ort gibt es dann einen schönen Naturlehrgarten. Dort kann man sich verschiedenen Gehölze angucken. Dann geht es durch die Bahnunterführung nach Norden. Über Klitzschena und Kienberge gelangte ich dann bei Pratau zur Bundesstraße 2.

Naturlehrgarten Bergwitz
Naturlehrgarten Bergwitz

Neben der B2 fuhr ich dann über die Elbe zur Lutherstadt Wittenberg. Hier nagelte Luther seine Thesen an die Stadtkirche, hier kreuzt der Elberadweg den Europaradweg und hier kann man Schokomohnkuchen kaufen. In Wittenberg hatte ich 2012 meine Elberadtour beendet und dann 2013 fortgesetzt.

Wittenberg
Wittenberg

Ich verließ die Stadt in nördlicher Richtung und radelte zwanzig Kilometer durch den Wald. Es wurde sehr hügelig und anstrengend. Die Landschaft heißt Flämming. Zwischen Berkau und Klein Marzehns gelangte ich dann nach Brandenburg. Kurz vor Raben musste ich dann schieben, denn ich folgte einer Alternativroute zum Berg Rabenstein. Auf dem Berg ist eine Burg aus dem 12. Jahrhundert mit einem ziemlich großen Bergfried. Da ist allerhand los, vom Brotbacken bis zur Falknerei.

Burg Rabenstein
Burg Rabenstein

Den Typen, der in der Gegend die Touristen-Wegweiser aufgestellt hat, sollte man verhauen. Da war beispielweise an der einen Seite des Wegweiser der Weg zur Burg Rabenstein richtig mit 200 Metern beschildert und auf der anderen Seite des selben Wegweisers soll die Burg Rabenstein in 6.5 Kilometer Entfernung in entgegengesetzter Richtung liegen. Bescheuert.
Bei der Abfahrt endeckte ich dann ein Röhrendendrophon am Wegesrand. Das ist eine Art Xylophon bei dem Holzröhren mit Klanglöchern aufgehängt sind. Gleich daneben war noch ein Baumtelefon.

Röhrendendrophon
Röhrendendrophon

Im Dorf Raben gab es dann eine Fahrradzählanlage. Das ist für ein Forschungsprojekt der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, die hier gucken wollen, wieviele Radler den R1 befahren. Bei der schlechten Qualität des Radweges und der Sinnhaftigkeit dieser Route werden es nicht viele sein. Die Zählanlage hätte ich garnicht gesehen, wenn ich nicht wegen des Apfelbaums daneben angehalten hätte. Leider ist mein Fahrrad umgefallen.

Radzählanlage
Radzählanlage

Nach sechs Kilometern liegt neben der Straße der Brautrummel. Als Rummel bezeichnet man hier einen tiefen Graben im Hochplateau des Flämming. Vermutlich handelt es sich um Erosionsrinnen der Eiszeit, in denen das Wasser abfloss. Über den Brautrummel gelange ich in ein Maisfeld, in dem der Riesenstein liegt. Es handelt sich um einen Findling aus rotem skandinavischen Granit mit zwölf Metern Umfang, der aber zum größeren Teil in der Erde liegt.

Riesenstein
Riesenstein

Der Radweg führt nun zehn Kilometer entlang der Straße nach Bad Belzig und gleich zur Burg Eisenhardt. Der Bergfried stammt aus dem 15. Jahrhundert. Ihr heutiges Aussehen bekam die Burg nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und im Jahr 1849. Heute ist in der Burg unter anderem ein Hotel. Eine Band aus der Gegend, „Keimzeit“, tritt regelmäßig im Juli im Burghof auf.

Burg Eisenhardt
Burg Eisenhardt

Auf der Suche nach einem vernünftigen Hotel fand ich dann eine sächsische Postsäule. Dank Kurfürsten Friedrich August I. fühlt man sich dann sogar in Brandenburg etwas heimisch. Ein Hotel fand ich aber nicht, so beschloss ich für 21.10 Euro mit dem Zug nachhause zu fahren. Von Bad Belzig ging es dann mit dem RE 18729 nach Dessau und von dort mit der RB 26121 nach Leipzig-Messe.

Sächsische Postmeilensäule in Bad Belzig
Sächsische Postmeilensäule in Bad Belzig

Dort war leider der Fahrstuhl kaputt und ich mußte mein Fahrrad vom Bahnsteig 1 zum Bahnsteig 3 tragen. Dann ging es mit der S-Bahn S5 zum Wilhelm-Leuschner-Platz. In Leipzig erwarteten mich ein sintflutartiger Regen und pitschnass kam ich dann gegen 22.30 Uhr zuhause an.

12. September 2014

Karte

Mit einem Tag Pause ging es nun weiter. Leider habe ich am Morgen etwas getrödelt und bin dann erste 9.51 Uhr mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof gefahren. Dort blieb noch Zeit einen Kaffee und ein Brötchen zu kaufen und dann ging es mit dem RE 17686 nach Dessau.

RE18718
RE 18718

Dort gab es eine Pause, dann ging es mit dem ziemlich leeren RE 18718 nach Bad Belzig. Ich spielte das Goldbärchen-Spiel. Ein Goldbärchen blind in den Mund nehmen und dann raten welche Geschmacksrichtung das sein soll. Der Zug hatte dann auch noch Verspätung, so dass ich erst 12.00 Uhr in Bad Belzig war.

Bad Belz-ig
Bad Belzig

Belzig war mal eine Stadt der Mühlen. Am Belziger Bach standen die Schlossmühle, die Mittelmühle, die Hintermühle, die Walkmühle und die Neue Ratsmühle. Im Norden, dort fuhr ich aus der Stadt hinaus, ist noch der Springbach, der zwei weiteren Mühlen hatte: Hannemanns Mühle und Oelschlägers Mühle. 1998 wurde erstere restauriert und in eine Gaststätte mit Hotel verwandelt. Das nennt sich nun Springbachmühle.

Springbachmühle
Springbachmühle

Die folgende Strecke führte entlang der Straße, ging des öfteren bergauf und ich war insgesamt etwas lustlos. Nach zehn Kilometern war mir schon nach Pause machen, aber ich trampelte diszipliniert weiter. In Baitz fand ich dann den schönsten Rastplatz mit Schutzhütte des ganzen Radwegs. Hier haben sich die Baitzer wirklich Mühe gegeben. Das mußte ich natürlich fotografieren.

Baitz
Baitz

Ein Stück weiter gab es Musik im Wald. Ein Röhrendendrophon hatte wir ja schon auf dieser Radtour. Diesmal hing ein Rundholzdendrophon im Wald. Ich habe natürlich mal etwas drauf geklopft. Dann ging es weiter durch den Wald. Der Europaradweg führte nun durch Trebitz, Brück, Brück-Ausbau und Neuendorf nach Borkheide.

Wald
Wald

In Borkheide fuhr ich dann erstmal nach Norden zur ehemaligen Autofabrik von Hans Grade. Sein Auto, der „Kleine Grade“, verbrauchte 5 Liter auf 100 Kilometer und war der große Hit auf der Leipziger Messe 1921. Die Automechaniker fuhren übrigens fast alle mit dem Fahrrad zur Autofabrik, die gleich neben dem Wohnhaus von Grade lag. Hans Grade hatte sich bereits vorher einen Namen gemacht – mit dem Bau von Flugzeugen.

Hans Grade Autowerk
Hans Grade Autowerk

Sechs Kilometer weiter folgte Beelitz-Heilstätten. Das ist ein Stadtteil von Beelitz, der einmal das größte Krankenhaus im Umland von Berlin war. Zwischen 1898 bis 1994 war es Lungenheilstätte, Lazarett und zuletzt Militärhospital der Roten Armee. Die berüchtigsten Patienten waren Adolf Hitler und Erich Honnecker. Nach 1994 sind viele der 60 Gebäude verfallen, so das sich die Heilstätten als Filmkulisse (unter anderem „Operation Walküre“) und Fotokulisse eigneten. Erst in jüngster Vergangenheit wurden einige Gebäude restauriert und neu genutzt.

Beelitz-Heilstätten
Beelitz-Heilstätten

Nach den Heilstätten führte der Radweg nach Norden, über die Autobahnen A9 und A10, an Ferch vorbei nach Petzow. Der bereits genannte Gartengestalter Peter Joseph Lenné hat hier 1838 im Rahmen des „Verschönerungsplan der Umgebung von Potsdam“ den Schlosspark gestaltet. Ein sehenswerter Park mit terassenartigen Aufschüttungen zum Schwielowsee und auch nette Sichtachsen gibt es zu bestaunen.

Petzower Park
Petzower Park

Nach weiteren zwei Kilometer traf ich an der Baumgartenbrücke einen alten Bekannten wieder: den Havel-Radweg, den ich Anfang 2014 befahren habe. Der R1 führt nun, wie der Havel-Radweg, am Westufer des Templiner Sees nach Potsdam. Spontan habe ich beschlossen am Ostufer entlangzufahren. Dafür mußte ich aber erstmal mit einer Fähre über die Havel übersetzen. Das kostete einen Euro.

Fähre nach Caputh
Fähre nach Caputh

Philip de Chiese war der persönliche Bauleiter vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Er wirkte unter anderem am Berliner Stadtschloss, an der Festung Küstrin und am Oder-Spree-Kanal mit. 1662 schenkte ihm der Kurfürst ein Gut mit desolaten Gebäuden. De Chiese lies dort das Schloss Caputh im frühbarocken Stil errichten. der Kurfürst tauschte dann das Schloss zurück und schenkte es seiner zweiten Frau Dorothea. Zwischen 1828 und 1830 hat dann Peter Joseph Lenné den Schlosspark gestaltet.

Schloss Caputh
Schloss Caputh

Einen Kilometer weiter steht ein Holzhaus, das Ergebnis eines politischen Skandals war: Das missglückte Geschenk der Stadt Berlin an Albert Einstein. Der große Physiker sollte zum 50. Geburtstag ein Haus geschenkt bekommen. Nachdem das nicht klappte sollte er ein Grundstück bekommen und ein Haus neu gebaut werden. Auch das klappte nicht (Flughäfen können sie ja auch nicht). Einstein kaufte dann einfach auf eigene Kosten selber ein Grundstück und lies sich ein Holzhaus darauf bauen, in dem er bis zu seiner Ausreise in die USA die Sommer verbrachte.

Einstein-Haus
Einstein-Haus

Mir rannte nun etwas die Zeit davon. Ich raste den Waldweg vom Einstein-Haus herab auf die Templiner Straße. Dann ging es nach Norden. Am Hermannswerder entdeckte ich dann eine Fähre und für 1.30 Euro setzte ich auf die andere Seite des Templiner Sees über. Dort war ich fast Auf dem Kiewitt, wo ich bei der Havel-Radtour übernachtet habe. In der Pension war keiner mehr da, denn es war schon nach 18.00 Uhr. Da geht bei Pensionen nichts mehr. Ich fuhr einfach auf dem Radweg weiter.

Fähre Hermannswerder
Fähre Hermannswerder

Am Ende der Neustädter Havelbucht, der Templiner See ist eine Ausbuchtung der Havel, liegt die Moschee von Potsdam. Das Haus wurde von Ludwig Persius entworfen. Genau wie die alte Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden, hat das Gebäude aber eine andere Funktion: Hier stand eine Dampfmaschine, die Wasser zu den Wasserspielen von Schloss Sanssouci pumpte. Die aufwändige Gestaltung im maurischen Stil erhielt das Haus, weil es von der königlichen Terrasse in Sanssouci aus sichtbar war.

Moschee Potsdam
Moschee Potsdam

Auf eine Besichtigung von Park Sanssouci und der Pfaueninsel, die beide von Peter Joseph Lenné gestaltet worden, musste ich nun leider verzichten. Beide Parks und auch das Schloss Glienicke, sowie das Haus der Wannseekonferenz hatte ich bereits bei der Havel-Radtour angesehen. Ich fuhr nun über die Glienicker Brücke und es wurde langsam dunkel. Die Westseite der Brücke ist in NVA-grün gestrichen und gehört heute zu Potsdam in Brandenburg (früher DDR). Die Ostseite der Brücke ist in NATO-grün gestrichen und gehört heute zu Berlin (früher Westberlin).

Glienicker Brücke
Glienicker Brücke

Nach der Brücke kommt der Berliner Forst Glienicke mit dem Schäferberg, einer über hundert Meter hohen Erhebung. Auf der anderen Seite ging es dann auch wieder abwärts. Ich fuhr diesmal direkt neben der Bundestraße 1 in den Stadtteil Wannsee und dann nach Berlin-Nikolassee. Bis 1974 befand sich in Nikolassee eine Überhorizont-Richtfunkanlage für den Funkverkehr mit der Bundesrepublik. Die Gegenstation in Gatow habe ich mal bei der Elbe-Radtour gesehen. In Nikolassee fand ich im Kronprinzessinnenweg ein Hotel. Eine Straße mit Nachtfahrverbot.

13. September 2014

Karte

Beim Frühstück im Hotel fiel mir auf, dass an den Nachbartischen eine komplette Radsportmannschaft saß. Es handelte sich um das Continental Radsport Team Heizomat aus Bayern, die zum Finale der Rad-Bundesliga am Schäferberg angereist waren. Sie haben übrigens die Mannschaftswertung gewonnen. Ich machte mich wieder auf den Weg. Nach Radrennen war mir nicht zumute.

Hotel
Hotel

Nun ging es in den Grunewald. In Zeiten des Kalten Krieges war hier die US-Army, die unter anderem Schießübungen abhielten und auch mal einen Badegast am Wannsee trafen, was ihnen ein Lied aus der DDR einbrachte. Neben einem Trümmerberg gibt es in dem Waldgebiet noch den Grunewaldturm. 1888 wurde dieser als Ehrenmal für Wilhelm I., preußischer König und Deutscher Kaiser, errichtet. Die Aussichtsplattform ist 86 Meter über dem Wasserspiegel der Havel.

Grunewaldturm
Grunewaldturm

Der Europaradweg führte anschließend entlang der Heerstraße. Das ist eine zehn Kilometer lange schnurgerade Straße, die einmal als Ost-West-Achse Teil der Welthauptstadt Germania werden sollte. Es ist jedenfalls eine imposante Sichtachse. Zwischendurch bin ich mal rechts abgebogen und hab mir die Berliner Messe mit dem Funkturm angesehen. Von diesem wurde 1932 die weltweit erste Fernsehsendung abgestrahlt.

Messe mit Funkturm
Messe mit Funkturm

Gleich gegenüber ist das Haus des Rundfunks in der Masurenallee. Zuerst wurde hier die Deutsche Welle, später der Großdeutsche Rundfunk abgestrahlt. Bis 1950 gab es dort den Berliner Rundfunk, bis dieser in die Nalepastraße umzog. 1957 zog dann der Sender Freies Berlin (SFB) ein. 2003 ging dann alles in den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über, der sich noch einen Neubau dazu baute.

Haus des Rundfunks
Haus des Rundfunks

Nun ging es weiter die Heerstraße entlang, die tatsächlich mal eine Aufmarschstraße des Militärs war. Am Ernst-Reuter-Platz ist dann die Technische Universität Berlin, als Teil der Freien Universität. Dort habe ich einen Usenet-Account. Weiter dann zum Grossen Stern mit der Siegessäule und zum Brandenburger Tor. Unterwegs sind im Tiergarten Gaslaternen aus verschiedenen deutschen Städten und der Hauptstadt ausgestellt. Eine Leipziger Gaslaterne ist Nummer 81.

Gaslaternen-Museum
Gaslaternen-Museum

Dann fuhr ich unter dem Brandenburger Tor hindurch über den Pariser Platz zu Berlins Boulevard Unter den Linden. Wegen Bau einer U-Bahn ist die Straße teilweise gesperrt, aber Busse dürfen dort fahren. Die Busspur ist für Fahrräder freigegeben. In Höhe der Museumsinsel wurde ich von lauter „Pappen“ überholt. Da fuhren fünf PKW Trabant, die man in Berlin für eine Stadtrundfahrt mieten kann. Dann ging es am Roten Rathaus und am Fernsehturm vorbei, zum Alexanderplatz.

Unter den Linden
Unter den Linden

Der Alexanderplatz ist ein eher unschöner Platz und sie wollen nun noch mehr Hochhäuser bauen. Als ich am Alex vorbeikam gab es dort gerade eine „Montagsdemo gegen Hartz IV“. Es wurde eine Gedenkminute für den Leipziger Pastor Christian Führer eingelegt, der am 30. Juni 2014 in Leipzig starb. Was das für eine Demo genau war, und warum diese Sonnabend stattfand, habe ich bei der kurzen Vorbeifahrt aber nicht mitbekommen.

Alexanderplatz
Alexanderplatz

Dann ging es in die Karl-Marx-Allee, die auch unter dem Namen Stalinallee bekannt ist. Hier streikten in der DDR-Zeit die Bauarbeiter wegen der Erhöhung der Stundennormen und lösten damit den Volksaufstand am 17. Juni 1953 aus. Stalin war in diesem Jahr gestorben und die Straße wurde dann in Karl-Marx-Allee umbenannt. In Leipzig haben wir ja auch Häuser in diesem Stil, die Ringbebauung am Roßplatz ist aus dieser Zeit.

Karl-Marx-Allee
Karl-Marx-Allee

Dann folgte das YAAM an der Schillingbrücke. Das ist ein interkultureller Szenetreff. Jung und Alt können dort Veranstaltungen besuchen, Sport treiben, herumhängen und Musik hören. Das YAAM ist als „hätte gerade eine New Yorker U-Bahn am Spreeufer gehalten und alle Fahrgäste hätten sich dazu verabredet, es sich ein paar Stunden miteinander gut gehen zu lassen“. PlusMinusNull war auch schon da.

YAAM
YAAM mit PlusMinusNull

Viele Städte hegen und pflegen ihre Stadtmauern. Berlin ist da völlig anders. Das mag daran liegen, dass die Stadtmauer quer durch die Stadt verlief und die Mauertore erst 1989 für alle geöffnet wurden. Der letzte Rest der Mauer steht in der Mühlenstraße und wird, wegen der künstlerischen Gestaltung, East Side Gallery genannt. Leider muß auch jeder Trottel seine Namen dranschreiben. Viele der Kunstwerke sind sinnlos bekritzelt.

East Side Gallery
East Side Gallery

Auf meiner weiteren Fahrt wurde es nun etwas ruhiger. Ich überquerte an der Oberbaumbrücke die Spree. Entspannt radelte ich durch den Treptower Park am sowjetischen Ehrenmal vorbei. Dann ging es durch den Plänterwald zur Fähre. Bei meiner Spree-Radtour fuhr hier keine Fähre. Diesmal klappte die Überfahrt, kostet aber 2.60 Euro. Teuerer als die beiden Fähren vom Vortag zusammen. Auf der anderen Seite ist die Nalepastraße. Dort wurde mal DT 64 abgestrahlt, der Rundfunksender meiner Jugendzeit. Diesmal habe ich mit den trostlosen Anblick der leestehenden Gebäude gespart und bin vorbeigefahren.

Spree-Fähre
Spree-Fähre

Köpenick gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten im Berliner Raum. Vermutlich gab es bereits im 8. Jahrhundert eine slawische Burg an dieser Stelle. 1245 eroberten die Askanier die später entstandene Kastellburg. 1558 wurde dann ein Jagdschloss errichtet und 1677 zu einem Barockschloss erweitert. 1994 bis 2004 wurde alles restauriert.

Schloss Köpenick
Schloss Köpenick

Der Europaradweg führte übrigens seit dem Großen Stern und dem Brandenburger Tor auf der Strecke des Spree-Radweges. Ich bin zum Teil etwas anders gefahren, aber die Strecke kannte ich ansonsten schon. Es ging nun am Müggelsee entlang nach Erker. Dort bog der Spree-Radweg ab und ich ließ die große Stadt hinter mir.

Müggelsee
Müggelsee

Schloss Köpenick wurde 1804 von Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau gekauft. Dieser musste dafür sein Landgut in Garzau verkaufen, welches er in einem englischen Garten umgewandelt hatte. Danach verfiel der Park in Grazau und verwilderte. Vom einstigen Glanz kündete nur noch eine verfallene Feldsteinpyramide. Nach 2000 wurde die Pyramide von einem Verein aufwändig restauriert und kann nun wieder besichtigt werden.

Pyramide Garzau
Pyramide Garzau

Den Namen John Heartfield hörte ich zum ersten Mal in Zusammenhang mit einer Fotomontage mit Georgi Dimitroff und Hermann Göring. Er war ein Meister der Fotomontagetechnik. Bekannt ist zum Beispiel auch das gemeinsam mit Kurt Tucholsky verfasstes Bilderbuch mit dem satirisch gemeinten Titel „Deutschland, Deutschland über alles“. In Waldsieversdorf hatte er ab 1957 ein Sommerhaus, dort ist heute eine Gedenkstätte.

Heartfield-Haus Waldsieversdorf
Heartfield-Haus Waldsieversdorf

In Waldsieversdorf ist auch eine Station der Museumsbahn, der Buckower Kleinbahn, die von Buckow über Waldsieversdorf nach Dahmsdorf fährt. Immerhin fast fünf Kilometer. Auf dem folgenden Foto sind zwei E-Loks zu sehen, die eine Dauerleihgabe der Strausberger Eisenbahn sind. Den letzten Zug hatte ich wohl verpasst und es wurde auch Zeit, sich um die Übernachtung zu kümmern.

Eisenbahnmuseum Buckow
Eisenbahnmuseum Buckow

Auch hier fand ich keinen Schlafplatz im ersten Versuch. Aber im Strandhotel, direkt am Schermützelsee, war dann noch ein Zimmer frei. In Buckow gibt es ein Sommerhaus von Bertolt Brechts und Helene Weigel, dass ich mir aber nicht angesehen habe. Das Internet wollte mal wieder nicht. Irgendwann nach Mitternacht dusselt ich dann weg.

Buckow
Buckow

14. September 2014

Karte

Nach einer lauen Nacht am Schermützelsee, ich habe bei offenem Fenster geschlafen, gab es nach Frühstück und Auschecken ein paar Steigungen. Ich lies es ruhig angehen, denn es waren nur noch siebzig Kilometer bis zum Ziel und ich hatte ausgerechnet, dass ich bis 15.00 Uhr spätestens in Küstrin bin.

Hotel Buckow
Hotel Buckow

Nach fünf Kilometern, bergauf und bergab und immer durch den Wald, kam ich nach Müncheberg-Münchehofe. Dort ist eine Kirche zum angucken, in der es die Fotoausstellung „Zahn der Zeit“ zu sehen gab. Eigentlich wollte ich schon weiterfahren, habe dann aber doch beschlossen, sie mir anzusehen. Die Fotos liefen thematisch etwas auseinander, waren aber auch sehr gut. Ich habe etwas Geld in den Spendenkasten geworfen, dafür läuteten die Glocken.

Münchehofe
Münchehofe

Ich verliess Münchehofe in südöstlicher Richtung und erreichte den Vorderoder Haussee und Obersdorf. Nach weiteren vier Kilometern gelangte ich dann nach Trebnitz. Das dortige Schloss ist sehr schön restauriert worden. Auch hier gab es einen interessanten Park. Gestaltet wurde dieser von Peter Joseph Lenné und seinem Schüler Eduard Neide.

Schloss Trebnitz
Schloss Trebnitz

Nun ging es neun Kilometer nach Norden. Dort liegt Neuhardenberg. Die Bewohner hatten in DDR-Zeiten eine Idee: Sie nannten die Dorfstrasse Karl-Marx-Allee und den ganzen Ort Marxwalde. So wurden sie ein sozialistisches Musterdorf und hatten immer Bananen im Konsum. Nach der Wende wurde der Ort wieder rückbenannt.

Neuhardenberg
Neuhardenberg

Neuhardenberg hat aber auch einiges zu bieten: Das Schloss Neuhardenberg ist von Schinkel und der Park von Peter Joseph Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Hier haben die beiden größten deutschen Parkgestalter gemeinsam gewirkt. Peter Joseph Lenné ist vor alles durch Sanssouci und die Pfaueninsel bekannt. Fürst Pückler durch Bad Muskau und Cottbus. Außerdem hat er noch das berühmte Eis erfunden.

Neuhardenberg
Neuhardenberg

Zwischen Platkow und Letschin gibt es dann noch einmal ein Eisenbahnmuseum. Leider ist es nur sonnabends geöffnet. Über den Zaun kann man aber gucken: da ist viel Signaltechnik zu sehen. Außerdem noch Eisenbahnsicherungstechnik, wie Stellwerks-, Gleisbau-, Schrankentechnik, Fahrkartendrucker und Uniformen. Im Garten stand dann auch noch eine Berliner S-Bahn mit Graffiti.

Eisenbahnmuseum Letschin
Eisenbahnmuseum Letschin

Nach ein paar Schlenkern trifft der Europaradweg nun bei Sydowswiese auf die Oder, die deutsch-polnische Grenze und den Oder-Neisse-Radweg. Den bin ich Anfang 2014 schon entlang gefahren. Die folgende Strecke kannte ich also schon. Auf der Strecke lagen viele tote Schlangen auf dem Asphalt. Das war nicht so unheimlich, wie der Wolfskot, bei meiner Erstbefahrung.

Oder
Oder

Nun ging es auf dem Oder-Damm fünfzehn Kilometer nach Süden. Dort ist die Oderinsel, die während der DDR-Zeit eine Art exterretoriales Gebiet war. DDR-Bürger durften sie nicht betreten. Polen auch nicht. Dort war eine sowjetische Garnision. Bislang stand dort alles verwildert, nun werden schon Gebäude abgerissen. An dem kleinen Imbiss, der dort immer noch steht, kaufte ich zwei Fischbrötchen.

Oderinsel
Oderinsel

Ich überquerte nun auf dem Europaradweg die Grenze. Der Radweg R1 beginnt in Frankreich in Boulogne-sur-Mer und geht nun weiter bis ins russische Petersburg. Insgesamt sind es 3500 Kilometer von denen ich 530 Kilometer gefahren bin. Für mich war an dieser Stelle nun Schluß. Ich fuhr noch bis Kostrzyn nad Odra in Polen weiter und sah mir die ehemalige Festung an.

Kostrzyn nad Odra
Kostrzyn nad Odra

Karte

Die Festung Küstrin diente ursprünglich mal zur Speerung des Oderüberganges. 1537 begann der Festungsbau. Es wurde ständig daran herumgewerkelt, bis die Festung 1910 militärisch aufgegeben wurde. 1945 wurde Küstrin noch einmal zur Festung erklärt, die Rote Armee konnte das aber nicht ernsthaft aufhalten. Auf dem Foto ist das Berliner Tor zu sehen, durch den man heute die Festung betritt.

Festung Küstrin
Festung Küstrin

Dann ging es zurück nach Deutschland. In Küstrin-Kiez stieg ich in den Zug der Heidekrautbahn, der gerade hielt. Leider kam ich nicht sehr weit, wegen Bauarbeiten war die Strecke gesperrt und der Bus-Schienenersatzverkehr nahm keine Fahrräder mit. Also bin ich wieder eine Station zurück gefahren. Am dortigen Bahnkreuz fuhr (erst) 16.09 Uhr ein Zug nach Berlin-Lichterfeld, allerdings mit einem großen Umweg nach Norden. Dieser kam dann erst 18.10 Uhr in Berlin an.

Heidekrautbahn
Heidekrautbahn

In Lichterfelde bin ich dann mit der S-Bahn S5 zum Ostbahnhof gefahren. Da ich ein Schöner-Wochenende-Ticket mit Fahrrad-Ticket gekauft hatte, musste ich mir über nichts den Kopf zerbrechen. Vom Ostbahnhof ging es weiter mit einem RegioExpress nach Dessau. Diese Strecke kannte ich noch vom Mittwoch und Freitag. In Dessau ging es dann, auch wie Mittwoch, mit der RegioBahn nach Leipzig. Diesmal aber mit Verspätung.

Berlin Ostbahnhof
Berlin Ostbahnhof

In Leipzig war ich nach fast acht Stunden Zugfahrt und Warterei gegen 22.20 Uhr. Ich bin noch mit der nächsten S-Bahn zum Wilhelm-Leuschner-Platz gefahren. Diesmal regnete es in Leipzig nicht, aber es gab einen Temperatursturz. Waren es an der polnischen Grenze noch 23 Grad, so fiel hier das Thermometer auf 16 Grad.

Eisenbahnmuseum Letschin
Eisenbahnmuseum Letschin

2. Teil – Von Leipzig nach Ueckermünde
Radwege Berlin-Leipzig und Berlin-Usedom

Am 20. September startete ich den zweiten Teil meiner Kreuzfahrt. Im ersten Teil ging es vom Harz zum Oderbruch – also quer durch die ehemalige DDR. Im zweiten Teil geht es von Süden nach Norden. Dieser zweite Teil besteht aus zwei Radwegen: dem Radweg Berlin-Leipzig und dem Radweg Berlin-Usedom.

Karte

20. September 2014

Zuerst fuhr im zum Elsterflutbecken. Dort endet der Radweg Berlin-Leipzig, den ich nun rückwärts fahre. Hinter dem RB-Stadion geht es durch den Auwald zum Hauptbahnhof. Die Streckenführung ist ziemlich peinlich und schlecht ausgeschildert. Der Radweg folgt hier dem Parthe-Radweg.

Alter Postbahnhof Leipzig
Alter Postbahnhof Leipzig

Vom Hauptbahnhof aus, geht es dann auf der Brandenburger Straße nach Schönefeld und dort zwischen Parthe und Mariannenpark weiter nach Norden. Danach weiter über Thekla nach Plaußig. Die Ausschilderung endete im Nichts und folgte auch nicht der Strecke auf der Radwegkarte. Solche Probleme gab es aber auch nur in Leipzig.

Plaußig
Plaußig

Dort ging es nun auf der Landstraße nach Norden. Zuerst durch Merkwitz, dann durch Gottscheina und Mutschlena nach Kupsal, wo ich an der ersten Windmühle vorbeifuhr. Auf den wenig befahrenen Landstraßen parallel zur Bundesstraße 2 lies es sich recht angenehm fahren. Die Birnen an den Alleebäumen waren reif. Über Boyda führte der Radweg nun nach Wölkau. Dort gibt es ein Barockschloss mit einem Park, eine Kirche mit einem besteigbaren Kirchturm und dem Ziegeleiteich zum rasten und baden.

Patronatskirche Wölkau
Patronatskirche Wölkau

Nach Krippehna fogt dann Noitzsch, wo ich die Abfahrt in den Wald übersah. Ich fand sie dann doch. Es war ein steiniger Feldweg, der direkt in die Noitzscher Heide führte. Dann radelte ich auf dem sandigen Weg nach Wellaune. Dort stand eine der vielen Windmühlen. Dann ging es auf dem Radweg der Bundesstraße 2 nach Bad Düben.

Bad Düben
Bad Düben

Mit dem Namen Bad Düben verbinde ich vor allem das Waldkrankenhaus. Hier saß ich 2001 nach einer Knieoperation im Kurpark und beschloss mir ein Fahrrad zu kaufen, um mein Knie nach der OP wieder zu trainieren. Das Alles führte dann dazu, dass ich mein Auto verkaufte und seitdem nur noch mit dem Rad unterwegs bin. Das Fahrrad ist auch noch dasselbe – zumindest der Rahmen.

Waldkrankenhaus
Waldkrankenhaus

Nach dem Dübener Ortsteil Hammermühle ging es dann in die Dübener Heide. Eigentlich nennt sich der Wald Dübener Kirchenholz. Dort gibt es auch den unbedeutendsten Punkt der Erde. Dann folgte das Dreiländereck. Beides sind Waldwegkreuzungen. Man überschreitet zwar irgendwo dort die Grenze von Sachsen zu Sachsen-Anhalt, aber ein Dreiländereck gibt es nicht. Ansonsten kilometerweit Wald, Wald und Wald. Natürlich schön bergauf und bergab, wie es sich für eine eiszeitliche Moränenlandschaft gehört.

Dreiländereck
Dreiländereck

Es begann zu regnen und als der Wald endete wurde der Regen so stark, das ich mich mal unterstellen musste. Ich stellte mich unter einen großen Baum. Nach und nach wurde es auch verschiedenen Tieren zu nass. Sie stellten sich auch unter. Zuerst ein paar Enten. Dann folgten ein paar Hühner, weiße und schwarze Hühner. Dann kamen auch noch zwei Schafe und stellte sich unter den Baum. Am Ende folgte ein tibetanisches Gebirgslama.

Regen
Regen

Nach einer Fahrt um den Wurzelberg und Kaiser-Wilhelm-Turm gelangte ich dann nach Bad Schmiedeberg. An einem Supermarkt kaufte ich Kuchen und Limo, die ich dann im Stadtteil Großwig verputzte. Schloss Reinharz war dann die nächste Abwechslung auf der Fahrt durch den Wald. Ab 1690 erbaut und 1748 im Stil des Dresdener Rokoko erneuert, macht das Wasserschloss mit seinem Fensterturm heute einen eher desolaten Eindruck.

Schloss Reinharz
Schloss Reinharz

Danach fand ich zwei Pilze. Die wurden von den fleißigen Pilzsuchern übersehen. Ich suchte mal ein Weilchen den näheren Wald ab, aber es gab dort nur noch giftige oder ungenießbare Pilze. Nach weiteren zehn Kilometern durch den Wald und den beiden Ortschaften Ateritz und Kemberg kam ich zum Bergwitzsee. Hier traf ich auf den Europaradweg R1. Bis Wittenberg, ungefähr 15 Kilometer, verlaufen die beiden Radwege auf einer gemeinsamen Strecke.

Bergwitzsee
Bergwitzsee

Bis Wittenberg wurde es aber nochmal anstrengend. Allerdings nur wegen der Fliegen. Alle paar Meter hatte ich eine Fliege im Auge, das T-Shirt war übersäht und auf den Armen waren sie auch. Sicheres Anzeichen für einen langen Regen. Eigentlich wollte ich ja bis Zahna fahren, zwanzig Kilometer weiter, beschloss dann aber in Wittenberg aufzuhören. So habe ich nicht ganz die Hälfte der Strecke nach Berlin geschafft.

Wittenberg
Wittenberg (Foto vom 10.9.2014)

Ich fuhr dann zum Bahnhof und 18.46 Uhr mit der RegioBahn 26143 für 12,90 Euro nach Leipzig. Dort muss es furchtbar geregnet haben. Ich fuhr noch mit der S-Bahn zum Wilhelm-Leuschner-Platz und von dort nachhause. Zum Abendbrot gab es Schnitzel mit Waldpilzen.

27. September 2014

Karte

Eine Woche später folgte nun der zweite Teil der Fahrt nach Berlin. Nach einer kurzen Nacht hatte ich die Abfahrt auf 10.14 Uhr ab Leipzig-Messe verschoben. Der Hauptbahnhof war komplett geschlossen und alle Züge fuhren vom Messe-Bahnhof. Dort verpasste ich leider den Zug und der Fahrkartenautomat war auch noch defekt.

Bahnhof Leipzig Messe
Bahnhof Leipzig Messe

So fuhr ich ab 11.14 Uhr mit der RB 26110. Der Zug fuhr nach Wittenberg, aber mit einem Umweg über Dessau. Also stieg ich in Bitterfeld in die RB 26228 und sparte so eine halbe Stunde ein. 12.14 Uhr war ich in Wittenberg, setzte mich aufs Fahrrad und radelte erstmal aus der Stadt heraus.

Nach zehn Kilometern gelangte ich nach Bülzig. Der Ortsname stand aber nicht auf meiner Radkarte. In der griechischen Mythologie war die Unterwelt dreigeteilt: Elysion – Insel der Seligen, Tartaros – die Hölle und die Asphodeloswiese. Bülzig hat nun einen thematischen Skulpturenpark, der die Asphodeloswiese darstellen soll.

Skulpturenpark Bülzig
Skulpturenpark Bülzig

Zahna ist einer der ältesten Orte in Sachsen-Anhalt, vermutlich wird hier schon seit viertausend Jahren gesiedelt. Nach den germanischen Semnonen und den Sorben, kamen dann im 12. Jahrhundert die Flamen. Die niederländischen Kolonisten gaben der Gegend auch ihren Namen: Fläming.

Zahna
Zahna

Nach Naundorf beginnt der schönste Radweg, den ich je gesehen habe. Feinster Asphalt mit ganz kleinen Steinchen, Wurzelaufbrüche nicht zu entdecken und meist drei Meter breit. An engen Kurven wurde ein Mittelstreifen aufgemalt. Sehr schön, aber leider nicht wirklich ein Radweg. Das ist der „Flaeming Skate“ – die mit 220 Kilometer europaweit längste zusammenhängende Asphaltpiste für Inline-Skating. Zwischen Naundorf und Holbeck, fast 50 Kilometer, verläuft der Radweg nun auf der Strecke des Flaeming Skate.

Flaeming Skate
Flaeming Skate

Dann folgt, westlich von Dennewitz, die Quelle der Nuthe. Der kleine Fluss ist mir schon auf der Havel-Radtour begegnet. Die Nuthe mündet bei Potsdam in die Havel. Die Nuthe war mal durch ihre Nuthekrebse, eine Delikatesse, bekannt, die bis Leipzig geliefert wurden. Ansonsten ist hier die Endmoräne der Saaleeiszeit.

Nuthe-Quelle
Nuthe-Quelle

Der Radweg führt nun zum Neuen Lager. Neben dem Alten Lager war das mal ein 1860 oder 1870 angelegter Truppenübungsplatz, der nach dem zweiten Weltkrieg von der Roten Armee übernommen wurde. Dann überquerte ich die Bundesstraße 102 und verlies Niedergörsdorf. Im nachfolgenden Jüterbog folgen dann noch weitere verfallene Kasernenanlagen. Und ein großer Wasserturm.

Neues Lager
Neues Lager

Ansonsten wird Jüterbog vom Radweg nur tangiert. Man umfährt die Stadt nördlich, trifft dort aber auf die Skate-Arena Jüterbog. Dort gibt es ein 200-Meter-Oval, einen 600-Meter-Straßenkurs mit natürlichem Bodenprofil und ein Hockeyfeld. 2005 fanden die 17. Speedskating Europameisterschaften statt. Vorher gab es mal ein Reitstadion an gleicher Stelle.

Skate-Arena
Skate-Arena

Aber für den Stadionbestreiber hatte sich der Pferdesport nicht gerechnet. Der Reitverein Jüterbog, den es über 90 Jahre gibt, hat ein paar Kilometer weiter, im Ortsteil Werder, ein neues Reitgelände gebaut. Der Radweg führt dort auch vorbei und zufällig gab es auch ein Reitevent – ein Springreiten. Ich habe aber nicht herausbekommen was genau dort passierte.

RV Jüterbog
RV Jüterbog

Bei Holbeck führt der Radweg nun an der Straße weiter und verlässt den Flaeming Skate. An einem kleinen Kiosk am Straßenrand, der gut geschützt hinter einer Mauer lag, futterte ich ein Stück Kuchen. Auch eine Tasse Kaffee war fällig, schließlich hatte ich schon 70 Kilometer hinter mir. Leider lagen auch noch 50 Kilometer vor mir. Essen bei Bodo.

Holbeck
Holbeck

In meiner Zeitplanung schob ich den Ankunftszeitpunkt immer weiter nach Hinten raus. Die Sonne ging nun langsam unter. Erstaunlicherweise war ich noch gut in Form und radelte munter weiter. Leider wurde nun der Weg deutlich schlechter. In Stülpe bog dann der Radweg im rechten Winkel nach Norden ab.

Schatten
Schatten

Bereits bei Jüterbog war mir aufgefallen, dass die Bahnstrecke, die ich immer wieder überquerte, die Schranken an der falschen Stelle hatte. Die Schranken sperrten die Bahnstrecke ab, nicht die Straße. Auf den alten Gleisen konnte man mit Fahrraddraisinen zwischen Jüterbog und Zossen fahren. In Schönefeld gelangte ich zur „Fläming-Station“. Am alten Schönefelder Bahnhof kann man als Bahnradfahrer einkehren.

Bahnhof Schönefeld
Bahnhof Schönefeld

Zwischendorf gab es wiedermal alte Kasernen. Auch hier war nach dem Zweiten Krieg die Rote Armee. Vor dem Krieg war dort die Heeresversuchsanstalt Kummersdorf. Wernher von Braun entwickelte hier die „Vergeltungswaffen“ A1 und A2. Raketen konnte man aber nicht abschiessen, so dass das Projekt nach Peenemünde umzog. Ab 1939 wurde hier am Uranprojekt gearbeitet.
Ein paar Kilometer weiter kam ich dann zum Startbahnhof der Draisinen-Erlebnisbahn in Mellensee.

Erlebnisbahn Mellensee
Erlebnisbahn Mellensee

Mellensee heißt nach dem gleichnamigen See, der Teil einer Seenkette ist, die in Folge der Weichseleiszeit entstand. Am nördlichen Ende des Sees überquerte ich auf einer Brücke den Nottekanal, den einzigen Abluss des Sees. Der Kanal, für den Transport von Gütern gebaut, verbindet den See mit der Dahme. Die Dahme fliesst in die Spree. Es wurde nun immer dunkler.

Mellensee
Mellensee

Nach Mellensee ging es nach Zossen. Von dort aus folgte der Radweg dem Verlauf der Bundesstraße 96, die nach Berlin führt. In Groß Machnow gab es eine interessante Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert, die direkt auf dem Anger steht. Das Foto habe ich nur noch mit einer Langzeitbelichtung hinbekommen. Es war inzwischen dunkel und eine Radwegbeschilderung war nicht mehr vorhanden.

Kirche Groß Machnow
Kirche Groß Machnow

Da es nun kilometerweit nur entlang der Bundestraße 96 ging, war das nicht kritisch. Ich überquerte die Autobahn A10. Irgendwo in Blankenfelde-Mahlow kam ich dann gründlich vom Weg ab und landete in einer Siedlung mit Einfamilienhäuschen. Mit dem Handy kam ich dann an der richtigen Straße heraus. Die Mahlower feierten dies mit einem Feuerwerk. Himmel auf Erden!

Feuerwerk in Mahlow
Feuerwerk in Mahlow

Durch den Roten Dudel gelangte ich dann zur Bundesstraße 96 und verpasste die Abfahrt auf den Berliner Mauerradweg. So fuhr ich auf der Straße nach Berlin-Tempelhof. Dort hab ich erstmal, kurz vor Ladenschluss, bei LIDL etwas Proviant gebunkert. Dann ging es zur nächsten S-Bahn Station am Schichauweg. Von dort ging es mit der S-Bahn zum Südkreuz.

Berlin Südkreuz
Berlin Südkreuz

Hier erwartete mit eine böse Überraschung. Der nächste Zug fuhr erst Sonntag 0:36 Uhr. Ich mußte über zwei Stunden warten und vertrieb mir die Zeit mit dem Buch „Knaben und Mörder“, viel Kaffee und Betrachtungen über das Berliner Schaulaufen. Der Zug kam schließlich auf Bahnsteig 5 eingefahren und bummelte dann über Wittenberg und Dessau nach Bitterfeld. Dort wechselte ich in die S-Bahn nach Leipzig.

S-Bahn
S-Bahn

Diese fuhr bis Leipzig-Messe. Der Hauptbahnhof war noch gesperrt. Von dort ging es mit dem Fahrrad nochmal sieben Kilometer nachhause. Irgendwann gegen 4.00 Uhr lag ich dann im Bett. Damit war nun der Radweg Leipzig-Berlin erledigt und ich auch. Ich bin damit schonmal ein großes „T“ gefahren.

3. Oktober 2014

Karte

Zum Feiertag ging es auf dem Radweg Berlin-Usedom weiter. Um die S-Bahn S4 nach Falkenberg um 6.56 Uhr am Wilhelm-Leuschner-Platz zu kriegen, mußte ich wieder sehr früh aufstehen. 8.04 Uhr sollte es dann mit dem RE 18508 in Falkenberg zum Berliner Hauptbahnhof weitergehen. Der Zug hatte, wie üblich, Verspätung – dafür einen Kaffee-Automaten an Bord. So stand ich dann gegen 10.00 Uhr vor dem Berliner Hauptbahnhof.

Berlin Hauptbahnhof
Berlin Hauptbahnhof

Ich fuhr diesmal auf dem Kapelle-Ufer zur nächsten Spree-Brücke. Dann machte ich noch einen Abstecher zum Paul-Löbe-Haus, fuhr dann an der Spree weiter und über die Wilhelmstraße zum Pariser Platz. Dann ging es Unter den Linden zur Museumsinsel und zum Berliner Dom, wo der Radweg Berlin-Usedom offiziell beginnt. Auf der langen Prachtstraße wird immernoch an der U-Bahn gebaut und auf der Museumsinsel am Stadtschloss.

Berliner Dom
Berliner Dom

Vom Lustgarten führt der Weg nun über den Hackeschen Markt zur Schönhauser Allee. Am Pfefferberg ging es dann zum Mauerpark und zur Max-Schmelling-Halle, von der aber nicht sehr viel zu sehen war. Der Radweg führt hier auf dem Berliner Mauerweg entlang. Dann erreichte ich die Böse-Brücke. Dort unterquert der Radweg die Bornholmer Straße. Am 9. November 1989 wurde dort gegen 23.30 Uhr die Passkontrolle eingestellt und die Grenze geöffnet.

Schönhauser Allee
Schönhauser Allee

An dieser Stelle ist also die Mauer gefallen. Das Areal nennet sich heute Platz des 9. November, ist aber eher ein kleiner Park. Nach der Brücke führt der Mauerweg dann an der Kleingartenkolonie Bornholm vorbei, die von der Weggestaltung nicht sonderlich begeistert waren. Ein japanischer TV-Sender hatte mit einer Spendenaktion den Berlinern eine kleine Allee mit Japanischen Zierkirschen geschenkt, damit sie Ruhe und Frieden wiederfinden.

Japanische Zierkirschen
Japanische Zierkirschen

Bis Bernau folgt der Radweg einem kleinen Flüsschen mit dem Namen Panke. Bis Ende des 19. Jahrhunderts soll der Fluss schiffbar gewesen sein. Heute reicht das Wasser nur noch für einen kleinen Bach. Das Flüsschen mündet an zwei Stellen in die Spree. Die Nordpanke wurde dabei als künstlicher Wasserlauf angelegt, die Südpanke ist der ursprüngliche Verlauf.

Panke
Panke

Dem Verlauf der Panke folgend, ging es nun nordöstlich aus Berlin heraus, über die Autobahn A114, an der Blankenburger Gleiskreuzung vorbei, über den Berliner Ring (Autobahn A10) nach Buch. Über Röntgental und Zepernick gelangte ich dann nach Bernau. Neben der spätgotischen Marienkirche von 1519 ist vor allem der Gasometer ein Wahrzeichen der kleinen Stadt. Von 1932 bis 1966 war der Behälter in Funktion. 1992 wurde er restauriert und blau angestrichen.

Gasometer Bernau
Gasometer Bernau

Drei Kilometer weiter liegt dann Ladeburg. Das Dorf, heute ein Stadtteil von Bernau, entstand nach 1231. Die Askanier, die mir auf dieser Kreuzfahrt immer wieder begegneten, eroberten nicht nur die Mark Brandenburg, sondern besiedelten das Gebiet auch neu. Aus dieser Zeit ist die Feldsteinkirche erhalten. Am Radweg in Richtung Lobetal gibt es dann noch einen Bunker zu besichtigen. Das war die ehemalige Marine-Funkleitstelle für U-Boote im Zweiten Weltkrieg.

Kirche Ladeburg
Kirche Ladeburg

Nun ging es auf eher schlechtem Weg durch das NSG Biesenthaler Becken, dem der gleichnamige Ort folgte. Auch Biesenthal geht auf die Askanier zurück. Reste einer alten Askanierburg wurden auf dem Schlossberg gefunden. Dort steht jetzt der Kaiser-Friedrich-Turm. An der Straße gibt es außerdem die Bäckerei am Schloßberg, wo ich ein leckeres Eis aß und einen Kaffee trank. Außerdem packte ich noch zwei Stück Mohnkuchen ein.

Biesenthal
Biesenthal

Nun ging es wieder durch den Wald und über die Autobahn A11. Hier teilt sich der Radweg. Man könnte eine Alternativroute über Finow, Eberswalde, Niederfinow und Chorin fahren. Da ich Eberswalde und das Schiffshebewerk in Niederfinow bereits besichtigt habe, fuhr ich den normalen Radweg nach Marienwerder. Hier gibt es gleich drei Kanäle. Zuerst der Finowkanal und nach dem Ort der Oder-Havel-Kanal.

Marienwerder Oder-Havel-Kanal
Marienwerder Oder-Havel-Kanal

Finowkanal und Oder-Havel-Kanal sind bei Marienwerder mit dem Werbelinkanal miteinander verbunden. Der Kanal führt dann 8 Kilometer nach Norden zum Werbelinsee. Bei Rosenbeck gibt es eine kleine Schleusenanlage und einen Teich. Dann folgt Eichhorst, das bis 1878 einfach Holländische Papiermühle hieß. Die Papiermühle wurde von holländischen Siedlern errichtet, nachdem 1709 Friedrich I. den Auftrag zum Werbelinfließ gab.

Schleuse Rosenbeck
Schleuse Rosenbeck

Der Werbelinkanal mündet dann in den Werbelinsee. Dort liegt Wildau. Das ist ebenfalls eine ehemalige Askaniersiedlung. Auf einem kleinen Hügel gab es auch eine askanische Burg, die unter Markgraf Otto III. errichtet, aber im 14. Jahrhunder wieder verlassen und zerstört wurde. 1879 wurde ein Aussichtsturm gebaut, der 1991 rekonstruiert wurde: der Askanierturm.

Askanierturm
Askanierturm

Etwa zwei Kilometer nördlich von Wildau liegt das Jagdschloss Huberstusstock. In der DDR-Zeit war hier alles weiträumig durch die Stasi abgesperrt, den das kleine Schloss und das Sonderjagdgebiet Schorfheide diente als Gästehaus der Regierung. Hier wurde Geschichte geschrieben: Honnecker schmiedete hier mit Breschnew den Plan Ulbricht abzusägen, Strauß versprach hier den Milliardenkredit und Helmut Schmidt residierte bei seinem Staatsbesuch in dem Anwesen. Staatsjagd.

Jagdschloss Hubertusstock
Jagdschloss Hubertusstock

Nach weitere drei Kilometer am Ufer des Werbelinsees entlang, machte ich dann mal eine kurze Pause. Diesmal musste eine Colaflasche dran glauben, die ich noch in Berlin gekauft hatte. Der Werbelinsee entstand, als abfliessendes Schmelzwasser eine Rinne grub, die danach von Toteis gefüllt wurde. Neben dem Askanierturm und dem Jagdschloss, gab es am anderen Ufer noch die Pionierrepublik Wilhem Pieck.

Werbelinsee
Werbelinsee

Meine Zeitplanung war etwas durcheinander, denn die eiszeitlichen Moränen, machten die Fahrt etwas anstrengend und Berlin hatte auch viel Zeit gekostet. Ich brach wieder auf und folgte dem Seeufer weitere sechs Kilometer bis Michen. Dort ging es durch den Wald, mit einer bösen Steigung, nach Joachimsthal. Für die askanische Burgruine Grimnitz blieb keine Zeit. Auch am Biorama-Aussichtsturm, ein ehemaliger Wasserturm, fuhr ich vorbei.

Joachimsthal
Joachimsthal

Nun ging es einsame Landstraßen entlang. In Parlow bog ich dann rechts ab nach Glambeck. Dort gibt es einen schönen See und einen Taubenturm. Das Dorf ist eine Gründung von Friedrich II. und ist als Holzschuhmacherdorf bekannt. Holzschuhe wurden hier bis 1950 gefertigt. Hier teilt sich der Radweg wieder in zwei Varianten: ich bog nun nach Norden auf eine Abkürzungsstrecke.

Glambecker See
Glambecker See

Völlig verträumt radelte ich auf der Asphaltstraße durch den Wald und verpasste den richtigen Weg. Ich kam nach Görlsdorf und hatte damit leider nichts abgekürzt. Über Peetzig und Steinhöfel gelangte ich dann nach Stegelitz. Zwei Kilometer nördlich des Ortes bog ich dann nach Westen ab und gelangte nach weiteren sieben Kilometern nach Gersdorf und dem Hotel, dass ich bereits in Leipzig gebucht hatte. Cola, Mohnkuchen, Bett.

Radweg Berlin-Usedom
Radweg Berlin-Usedom

4. Oktober 2014

Karte

Die Gastlichkeit Gans anders in Kaakstedt, Gemeinde Gerswalde, liegt westlich des Oberuckersees. Ich hätte vermutlich zwanzig Kilometer einsparen können, wenn ich direkt nach Potzlow gefahren wäre. Aber an diesem Tag hatte ich mehr Zeit, denn es sollte nur bis Ueckermünde am Stettiner Haff gehen. Leider gab es kein Frühstück, so fuhr ich kurz nach 9.00 Uhr nüchtern los.

Gastlichkeit Gans Anders
Gastlichkeit Gans Anders

Die ersten sieben Kilometer war ich ja schon am Vortag gefahren. Über Flieth und Suckow ging es ans Südende des Oberuckersees, der mit einer slawischen Burgwallinsel aufwarten kann. Am Ostufer ging es dann nach Norden zu dem bereits in DDR-Zeiten bekannten Erholungsort Warnitz. Dort gibt es einen Campingplatz, einen Stellplatz für Wohnmobile und das Warnitzer Bistro. Frühstück: Nach drei Brötchen und einem Pott Kaffee fuhr ich weiter.

Warnitzer Bistro
Warnitzer Bistro

Nach fünf Kilometern ist das Nordende des Sees erreicht. Nach einem Bogen um den Krummsee, gelangt man dann wieder zum Oberuckersee. Hier liegt Seehausen, das 1250 erstmals erwähnt wurde. Dies in Zusammenhang mit einem Kloster auf dem Marienwerder. Die Insel ist heute nur noch eine Halbinsel. In Seehausen wurde gerade gefeiert. Offensichtlich das Jubiläum der ortsansässigen Freiwilligen Feuerwehr.

Seehausen
Seehausen

Der Oberuckersee ist übrigens eine Ausbuchtung der Ucker. Dieser Fluß heißt später Uecker und mündet bei Ueckermünde in das Stettiner Haff. Dem Fluß sollte ich nun bis dorthin folgen. Zwischen Seehausen und Potzlow liegt dann ein Stein am Wegesrand. Die angebrachte Tafel weist hier auf den Mittelpunkt der Uckermark hin. Zum Mittelpunkt der Medien wurde Potzlow im Jahr 2002 als drei Rechtsradikale eine HipHopper folterten und ermordeten.

Mitte der Uckermark
Mitte der Uckermark

Der Radweg führte nun nach Norden. Durch Strehlow, Zollchow und Röpersdorf ging es zum Unteruckersee. Während der Fahrt kamen mir sehr viele fröhliche Radfahrer entgegen, aber dazu etwas später. Kurz vor dem Nordende des Sees gibt dann ein Rastplatz, der die Sicht auf die Stadt Prenzlau, dem Hauptort der Uckermark, frei gibt. Hier wurde bereits seit der Steinzeit gesiedelt. Slawen, Pommern, Askanier und Hugenotten prägten diese Stadt.

Prenzlau
Prenzlau

Immerhin benannten die Berliner einen Stadtteil nach einem Berg der an einer Straße nach Prenzlau lag. Das imposanteste Bauwerk der Stadt ist die riesengroße Marienkirche. Die Vorgängerkirche wurde zwischen 1235 und 1250 errichtet. Zwischen 1289 und 1340 wurde mit Backsteinen die dreischiffige Hallenkirche gebaut. 1945 brannte die Kirche aus und das Gewölbe stürzte ein. Zwischen 1970 und 1997 wurde alles wieder aufgebaut.

Prenzlau
Prenzlau

Nun ging es nördlich, an der Bundestraße B198 entlang, aus Prenzlau heraus und dann, über eine asphaltierte Fahrradstraße über Ellingen nach Schönwerder. Nach weiteren fünf Kilometern folgte dann Bandelow. Das Dorf gehört zur Gemeinde Uckermark. Vor den Askanier gab es hier die Ukranen. Im Ort gibt es eine Bauernkäserei mit einen Hofladen, der den Kaas auch verkauft. Dort gab es auch leckeres Eis und Kaffee. Ich hab noch einen kleinen Käse mitgenommen.

Bandelow
Bandelow

Dann ging es über Trebenow, Werbelow und Nechlin nach Nieden. Zwischendurch begegneten mir wieder sehr viele Radler. Die fuhren beim 10. Prenzlauer Hügelmarathon mit. Die Radfahrer bei Zollchow gehörten zur 33-Kilometer-Familientour, nun begegneten mit die Rennradprofis auf der 172-Kilometer-Tour. Ich würde zwei Tage für die Strecke brauchen.

Nechlin
Nechlin

Bei Nieden bog ich dann nach Norden ab und befand mich nun in Mecklenburg-Vorpommern. Nach Schmarsow ging es auf einem sehr schlechtem Weg zur Autobahn und dann nach Rollwitz, wo dann der Radweg entlang der Bundesstraße B109 nach Pasewalk führte. Hier wichen Bikeline-Karte und Radweg-Beschilderung deutlich von einander ab. Ich folgte der Ausschilderung und wurde, ohne irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu Gesicht zu bekommen, an der Stadt vorbeigeführt.

Pasewalk Silo HaGe Nordland
Pasewalk Silo HaGe Nordland

Dafür führte der Weg recht idyllisch an der Uecker entlang. Und am Monster von Pasewalk, das richtig Silo HaGe Nordland heißt. Dort wird Getreide gelagert und ein Wald von Funkantennen betreut. Interessanterweise ist die kleine Stadt Haltepunkt für ICE, die zwischen Berlin, Frankfurt, München, Köln und Leipzig fahren. Dafür gibt es auch ein Eisenbahnmuseum. Sogar mit Zügen in denen man übernachten kann.

Pasewalk Lokschuppen
Pasewalk Lokschuppen

Der Radweg führte nun nach Friedberg und folgte dort wieder der Landstraße. Nach dem Ort Viereck folgte dann die lange Landstraße, die nur von Ernst-Thälmann-Siedlung und Drögeheide unterbrochen wird. Militärischer Sperrbereich mit Fotografierverbot, Kasernen und durchgegenderten Schilder. Die zehn Kilometer waren recht langweilig. Auch dem nachfolgenden Torgelow konnte ich nicht viel abgewinnen.

Sicherheitsbereich
Sicherheitsbereich

Nachfolgend, über fünf Kilometer, zieht sich die Torgelow-Holländerei. Dort siedelten aber keine Holländer sondern Danziger, die aber das Siedlungsmodel der Holländerei einführten: Lockere Bebauung mit Trockenlegung der Wiesen. Der Radweg biegt nun nach Osten ab und überquert die Uecker. Der Fluss ist insgesamt 98 Kilometer lang und verbindet sich etwas nördlich mit der Randow.

Uecker
Uecker

Dann ist man auch schon fast in Eggesin. Hier überquert man die Randow und die Bahnlinie Ueckermünde-Jatznick. Diese Bahnline bin ich schon entlang gefahren. Dann gelangte ich zur Martin-Luther-Kirche, einer neugotischen Backsteinkirche von 1911. Von dort ging es nun wieder nach Norden. Auf den letzten 6 Kilometern folgte noch das Dorf Hoppenwalde.

Eggesin
Eggesin

Der nächste Ort, Ueckermünde, sollte das letzte Ziel dieser Radtour werden. Hier traf ich auf den Oder-Neisse-Radweg, den ich Anfang 2014 befuhr. Um von hier zur Insel Usedom zu gelangen, hätte ich einen Riesenumweg über Anklam machen müssen. Oder übernachten und mit der Fähre der Reederei Peters um 8.10 Uhr des nächsten Tages auf die Insel übersetzen müssen. So entschloss ich mich zur Heimreise.

Ueckermünde
Ueckermünde

Schnell kaufte ich noch Brötchen und eine Flasche Wasser und erwischte knapp den Zug um 17.59 Uhr. Auf der Strecke werden Züge der Baureihe 628 eingesetzt, die mal irgendwann in den 1970er Jahren gebaut wurden und als Nebenbahnretter gelten. Sie werden bundesweit nur noch auf Nebenbahnen eingesetzt. DB Regio Nordost fährt hier noch auf der eingleisigen Strecke mit Doppeltriebwagen.

Baureihe 628
Baureihe 628

Von Ueckermünde ging es über Pasewalk nach Neubrandenburg. Im Zug kaufte ich eine Schöner-Wochenende-Ticket mit Fahrradkarte. 3 Minuten zum Umsteigen. Dann ging es mit dem RE 13059 nach Neustrelitz. 4 Minuten zum Umsteigen. Dann weiter mit dem RE 4367 nach Wittenberg. Im Zug futterte ich Brötchen mit dem Käse aus Bandelow.

Baureihe 628
Baureihe 628

Von Wittenberg ging es dann mit der RB 26249 weiter nach Bitterfeld. Die Strecke hatte ich ja auf dieser Tour auch schon. In Bitterfeld fuhr dann die S2 zum Wilhelm-Leuschner-Platz, wo ich kurz vor Mitternacht die kalte Leipziger Luft einatmete.

Karte

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