4.Juli 2013 – Von Bernburg nach Barby
Der Morgen begann mit einen kaffeereichen Frühstück im Hotel, der Planung für die letzte Etappe und einem schnellen Blick auf den Wetterbericht. Bernburg habe ich gegen 9.00 Uhr verlassen. Im Osten der Stadt – und bis nach Nienburg – wurde der Saale-Radweg auch zum Europa-Radweg R1 (und noch ein paar anderen Wegen).
Am Ortsausgang gab es eine ausgeschilderte Umleitung. Nicht wegen des Hochwassers, wie ich anfangs vermutete, sondern wegen eines Bauprojektes. Ein Stückchen weiter kam noch eine Brücke, die ebenfalls nicht auf meiner Karte vorhanden war: Da führten zwei dicke Rohre über die Saale.
Nun ging es rechtssaalisch weiter bis Nienburg. Der Radweg war ganz gut, leider fing es an zu regnen. Ich entschied mich diesmal für die Regenjacke, in der man leider sehr schwitzt. Gegenüber von Nienburg stellte ich mich eine Viertelstunde unter, bis der Regen fast aufhörte. Bei dieser Kurzetappe hatte ich ja genug Zeit zum bummeln.
Nun ging es weiter durch Wedlitz und Wispitz. Beide Orte sind über tausend Jahre alt und haben schon manches Saale-Hochwasser überstanden. 1873 bauten die beiden Dörfer einen Deich und hatten dann ihre Ruhe. Etwas nördlich, an einem alten Saale-Seitenarm, sah ich noch Sandsäcke, der aktuellen Deichverteidigung.
An dieser Stelle fuhr ich über die Brücke nach Calbe, um auf einer Alternativroute des Saale-Radweges weiterzufahren, da nach Informationen von der Barby-Homepage alle Elbe- und Saale-Fähren gesperrt sein sollten. In Calbe sah ich mir die St.-Stephani-Kirche an, das Wahrzeichen der Stadt. Die beiden Türme sind 57 Meter hoch.
Die Kirche ist auch innen sehr beeindruckend, wie auch vier andere Radfahrer feststellten, die ich später wiedertreffen sollte. Hochwasserschäden gab es hier nicht, nur ein wenig Wasser im Keller. Die Kirche hat eine Ernst-Röver-Orgel geschenkt bekommen und nun wird diese schrittweise restauriert und rekonstruiert. Ich spendete etwas Klimpergeld.
Die Stadt hat auch noch eine Rolandsfigur vor dem Rathaus, die 1976 von Eberhard Glöss, in Anlehnung an die Vorgänger-Figur von 1656, geschaffen wurde. Aber ich fuhr nun weiter zum Bahnhof Calbe Ost, auch Grizehne genannt, von dem ich später zurück nach Leipzig fahren sollte. Ein Bahnhof mit einem zugenagelten Bahnhofsgebäude und einer Hightech-Brückenquerung mit Fahrstuhl. Der Fahrkartenautomat ist sehr nachdenklich.
Der Bahnhof liegt an der alten Fernstrecke der Magdeburg-Leipziger-Eisenbahn (MLE), auf der vor 174 Jahren und fünf Tagen die erste Eisenbahn fuhr. Mit dem Wasser der nahen Saale wurden damals die Dampflokomotiven getankt. Über den Fluß führte bis 1853 eine einspurige Holzbrücke. Ich hatte mit dem Saalewasser bei der Unterführung der Strecke, etwas südlich, zu kämpfen. Nicht ganz so nass, war die folgende Strecke nach Tornitz.
Durch Tornitz und Werkleitz bin ich schonmal bei der Elbe-Radtour gefahren. Damals fand ich den richtigen Weg nicht und bin über die Landstraße nach Barby. Diesmal wurden ich von drei netten Pferden begrüßt und fand auch den richtigen Weg, der vor und hinter dem Deich nach Barby führt. Auch hier waren noch viele Sandsäcke zu sehen.
Dem Getreide auf den Feldern vor dem Deich hat nichts mehr geholfen. Das kann man nur noch unterpflügen. Verwesungsgeruch und mittendrin ein Betonplatten-Radweg, dem das Hochwasser nichts anhaben konnte. Barby begrüßte mich diesmal mit einem Fluttor. Die Stadt ist zur Hochwasserabwehr mit einer großen Mauer umgeben.
Auf dem Rückweg von der Saalemündung – ich bin bis zum Bahnhof Calbe Ost zurückgefahren – habe ich in Barby einen Eisbecher mit Kaffee verdrückt und die vier Radler aus Calbe wiedergetroffen. Sie waren die Landstraße entlang gefahren. Außerdem noch eine Radlergruppe, die eine Elbe-Radtour rückwärts, also zur Quelle, machte.
Von Barby aus ging es nun weiter zur Elbe. Mit Verwunderung stellte ich nun fest, dass die Fähre nach Ronney wieder in Betrieb war. Noch ein paar hundert Meter weiter und ich stand an der Mündung der Saale. Hier endet also der mit 413 Kilometern zweitlängste Nebenfluß der Elbe. Der zugehörige Radwanderweg ist 427 Kilometer lang.
Von der Mündung fuhr ich zurück nach Calbe und von dort mit dem RE 17629 nach Halle und weiter mit der S 10 nach Leipzig. Der nachdenkliche Fahrkartenautomat in Calbe kassierte 18.60 Euro und brauchte dann fünf Minuten um den Fahrschein zu drucken. Gegen 17.00 Uhr war ich zuhause.
Die komplette Reisebeschreibung in einer erweiterten Fassung, gibt es unter blog.luro.de/radurlaub/saale-radurlaub/