Berlin

Am 30. August 2014 verbrachte ich mal wieder einen Tag in Berlin. Früh ging es 9.32 Uhr ab Bahnsteig 11 mit dem InterConnex zum Berliner Hauptbahnhof. Mit Platzreservierung kostete das 25 Euro per Internetbuchung. In Berlin überquerte ich die Spree und lief zum Bundeskanzleramt. Dort war Tag der Offenen Tür. Die lange Schlange rückte aber sehr langsam ins Gebäude und ich gab den Plan auf, das Bundeskanzleramt zu besichtigen.

Tiergarten
Tiergarten

Vom Bundeskanzleramt lief ich auf der Yitzhak-Rabin-Straße zur Straße des 17. Juni und dann auf einem Waldweg durch den Großen Tiergarten zur Tiergartenstraße. Der Große Tiergarten entstand 1530. Das Gebiet wurde umzäunt, Tiere ausgesetzt und die Brandenburger Kurfürsten jagden. Später wurde das Gelände zu einem Park umgestaltet. Hier wirkten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und ab 1818 Peter Joseph Lenné. Lenné ist in Leipzig durch den Schillerpark (Lenné-Park) und den Johannapark bekannt.

Berliner Philharmonie
Berliner Philharmonie (Kammermusiksaal)

Am anderen Ende des Großen Tiergartens stößt man auf das außergewöhnliche Gebäude der Berliner Philharmonie. Hans Scharoun, ein Vertreter der organischen Architektur, baute 1963 das Konzerthaus. Damals recht abgelegen an der Grenze, heute direkt neben dem pulsierenden Potsdamer Platz.

Das Orchesters gab es bereits seit 1882. Hier trat Clara Schumann im Februar 1883 als Solistin auf und Arthur Nikisch war ab Oktober 1895 Chefdirigent. Im vorigen Jahrhundert wurde das Orchester besonders durch die Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan berühmt. Der Medienstar war von 1956 bis zu seinem Tod 1989 Chefdirigent. Aber bereits sein erster Auftritt im Jahr 1938 war eine Sensation.

Neue Nationalgalerie
Neue Nationalgalerie

Die Philharmonie steht auf dem Kulturforum, einem großen Gelände welches im Zuge der Arbeiten zur „Welthauptstadt Germania“ plattgewalzt wurde. Die Bebauung des ehemaligen gründerzeitlichen Villenviertels wurde abgerissen. Ich lief nun zu meinem nächsten Ziel, der Neuen Nationalgalerie, die Ludwig Mies van der Rohe 1968 errichtete. Er hat dafür den Entwurf für ein Verwaltungsgebäude von Bacardi-Rum in Santiago de Cuba verwendet.

Gerd Richter
Gerd Richter – Atelier/Studio

Ab 1968 lies Otto Piene Ballon-Skulpturen in den Himmel aufsteigen. Auf dem Dach der Neuen Nationalgalerie sollte am 19. Juli mit „Otto Piene. More Sky“ ein solches Sky Art Event stattfinden. Otto Piene starb zwei Tage vorher in einem Berliner Taxi. Die Veranstaltung fand trotzdem statt und in der oberen Etage des Neuen Nationalgalerie konnte man bis 31. August zwischen 22.00 und 03.00 Uhr die Dia-Licht-Installation „The Proliferation of the Sun“ ansehen. Die Sonne kommt näher.

Keith Haring
Keith Haring – Untitled

In der unteren Etage der Neuen Nationalgalerie läuft derweilen die „Ausweitung der Kampfzone“. Als Leitmotiv für die Arbeiten von 1968 bis 2000 hat man einen Roman von Michel Houellebecq gewählt. Der Autor beschrieb das Lebensgefühl einer kapitalistisch orientierten Generation, die ihr gesamtes Dasein als Kampfzone an wechselnden Fronten begreift. Die Ausstellungen „Moderne Zeiten“ (1900-1945) und „Der geteilte Himmel“ (1945-1968) sind in Berlin nicht mehr zu sehen. Im nächsten Jahr wird die Neuen Nationalgalerie für mehrere Jahre geschlossen und umgebaut.

Jason Rhoades - Fucking Picabia Cars with Ejection Seat
Jason Rhoades – Fucking Picabia Cars with Ejection Seat

Ausweitung der Kampfzone war dann Gerhard Richters 1985 abstrakt gemaltes Kölner Studio, Andy Warhol Camouflage-Bild, eine Maske von Keith Haring und Bruce Naumans „Indoor Outdoor Seating Arrangement“ – gegenübergestellte Zuschauertribünen. Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke irgendwo in der Mitte. Und der Nass/Trocken-Sauger von Jeff Koons.

A.R.Penck - Die Zukunft des Emigranten
A.R.Penck – Die Zukunft des Emigranten

Mir haben da die Arbeiten von Haring und Penck besonders gefallen. Ich habe viele Fotos gemacht, schließlich verschwindet der Bestand für mehrere Jahre von der Bildfläche. An der Installation von Joseph Beuys vorbei lief ich dann zum Ausgang. Um dem Ausstellungstitel zu entsprechen, hätte man hier mit dem Fahrrad abfahren müssen. Ich lief nun zur Gemäldegalerie. Übrigens hatte ich ein Area-Ticket gekauft, das für 12 Euro alle Museen des Kulturforums beinhaltete.

Gemäldegalerie
Gemäldegalerie

Hatte ich für die eher überschaubare Neue Nationalgalerie schon eineinhalb Stunden gebraucht, so lief mir ein der Gemäldegalerie völlig die Zeit davon. Hier kann man vor allem deutsche und italienische Malerei des 13. bis 16. Jahrhunderts und niederländische Malerei des 15. bis 17. Jahrhunderts ansehen. Sehr erschlagend, wenn man alles erlaufen will, geht der Rundgang über zwei Kilometer. Ich habe leider nicht alles geschafft und nach eineinhalb Stunden dann den Ausgang gesucht.

Gemäldegalerie
Gemäldegalerie

Das Gebäuder der Gemäldegalerie wurde am 12. Juni 1998 eingeweiht. Der speziell errichtete Museumsbau am Kulturforum stammt von den Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht und wurde unter Einbeziehung der Villa Paul Parey errichtet. Nach dem Krieg war die Gemäldesammlung zweigeteilt auf der Museumsinsel (Ostberlin) und in einem Bau in Dahlem (Westberlin) untergebracht. Den Plan alles auf der Museumsinsel zu vereinen hat man inzwischen aufgegeben und favorisiert nun einen Neubau am Kulturforum.

Musikinstrumente-Museum
Musikinstrumente-Museum – Wurlitzer Orgel

In der Ben-Gurion-Straße, gegenüber des Sony-Centers, befindet sich das Staatliche Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumenten-Museum. Das wollte ich mir auch ansehen, aber nicht wegen der umfangreichen Sammlung von Cembalos. Hier waren auch Wurlitzer- und Hammond-Orgeln zu sehen und ein Trautonium nach Oskar Sala.

EMS Sequencer und Synthesizer
EMS Sequencer und Synthesizer

Das ich hier spezielle Interessen hatte, ging der Besuch recht schnell über die Bühne und ich macht mich auf den Weg zum Brandenburger Tor. Dort kam ich mit einer Stunde Verspätung an, die Veranstaltung die ich dort besuchen wollte, war schon mitten im Gange. Mit vielen anderen Leuten machte ich noch einem Bummel über die Wilhelmstraße zum Hauptbahnhof.

Demo
Demo

Dort fuhr pünktlich der InterConnex ein, der mich wieder nach Leipzig brachte. Der Zug soll eventuell ab Jahresende eingestellt werden, da die Busunternehmen dem Privatzug von Veolia ordentlich Konkurenz machen. Vor dem Hauptbahnhof gab es dann noch 15 Minuten Verspätung.

InterConnex
InterConnex

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